Krefeld Immer mehr Firmen insolvent

Krefeld · Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist 2009 in Krefeld um fast 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Anstieg in NRW lag bei 4,9 Prozent. Für die Gewerkschaften ist die Situation eine "mittlere Katastrophe".

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist 2009 im Vergleich zum Jahr zuvor in Krefeld drastisch angestiegen. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, mussten 175 Firmen im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden. Das entspricht einem Anstieg von 25,9 Prozent. Beim Vergleich mit den Zahlen in NRW – dort stiegen die Insolvenzverfahren insgesamt um rund fünf Prozent – wird das Ausmaß für die Seidenstadt deutlich. "Das ist für Krefeld eine mittlere Katastrophe", sagt Ralf Köpke, DGB-Vorsitzender am Linken Niederrhein.

"Wir sind mit den direkten und indirekten Folgen der Wirtschaftskrise sehr hart getroffen worden", sagt Köpke. Aus Sicht der Gewerkschaften sei Krefeld aufgrund der Wirtschaftsstruktur im produzierenden Gewerbe besonders von Insolvenzen betroffen.

"Vor allem die Textilindustrie, die schon seit Jahren einen Abwärtstrend zu verzeichnen hat, wurde durch die Krise weiter getroffen", sagt Köpke. So ging im Vorjahr der Textilzulieferer Voss-Biermann, Lawaczek (VBL) insolvent, rund 200 Mitarbeiter verloren ihren Job. Aktuell sind auch die Unternehmen Devetex und im Metallbereich die Metallwerke Bender von der Insolvenz betroffen. "Ich befürchte, dass sich auch im Bereich der Kfz-Werkstätten nach Auslaufen der Abwrackprämie ein deutlicher Abwärtstrend abzeichnen wird."

Eckart Preen, Geschäftsführer der Krefelder Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) sieht die Entwicklung nicht so dramatisch. "Krefeld hatte 2008 mit 139 Insolvenzen ein extrem niedriges Niveau erreicht", sagt Preen. Umliegende Städte wie Duisburg (+2,3 Prozent) oder Düsseldorf (+4,3 Prozent) verzeichnen einen deutlich geringeren Anstiegt der Insolvenzen. In Mönchengladbach sind die Insolvenzverfahren 2009 um 10,2 Prozent zurückgegangen. "Insgesamt sind das alles normale Schwankungen. Im Jahr zuvor hatte Gladbach zum Beispiel eine Zuwachsrate von mehr als 20 Prozent", betont Preen, für den die neuen Zahlen nicht sehr aussagekräftig sind – mit einer Ausnahme: Wenn das Insolvenz-Niveau über einen längeren Zeitraum kontinuierlich ansteigt. "Geht diese Entwicklung nun dauerhaft so weiter, dann muss man sich ernsthaft Gedanken machen", sagt der WFG-Geschäftsführer. Die IHK Mittlerer Niederrhein sieht die Zunahme der Insolvenzen in Krefeld nicht als standortspezifisches Problem. "Das sind meist betriebsindividuelle Schicksale", sagt Rainer Növer, IHK-Geschäftsführer im Bereich Standortpolitik.

Für Ralf Köpke ist der Anstieg ein deutliches Alarmzeichen Diese "katastrophale Entwicklung" ziehe Mindereinnahmen bei den Gewerbesteuern nach sich und verschärfe die Lage des Haushaltes in Krefeld. "Auch die Zahl der Arbeitslosen wird wieder ansteigen, das wird sich in den nächsten Monaten bemerkbar machen", glaubt der DGB-Vorsitzende.

(RP)
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