Krefeld Immer weniger Kinder reden zu Hause Deutsch

Krefeld · Auf die Grundschulen rollt ein großes Problem zu. Immer mehr Jungen und Mädchen beherrschen die deutsche Sprache nicht. Der Anteil der Kinder aus Migrationsfamilien wächst und die sprechen privat nicht deutsch.

Die Integration in Krefeld scheint zu scheitern. Trotz aller Anstrengungen, vor allem Kinder in der deutschen Sprache zu unterrichten und ihnen damit das Zurechtfinden im Alltag zu erleichtern und die Bildungschancen zu steigern, sieht die Realität in der Seidenstadt offenbar anders aus. Der Anteil der Jungen und Mädchen an der Zahl der Kinder in Krefeld unter sechs Jahren, die eine Betreuungseinrichtung besuchen und in ihrer Familie kein Deutsch sprechen, steigt seit Jahren und liegt aktuell bei 31,1 Prozent. Vor fünf Jahren lag die Quote noch bei 25,1 Prozent. Seitdem nimmt sie stetig zu. Das belegen aktuelle Zahlen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik (IT.NRW) für die Stadt Krefeld.

Besserung ist in Sicht: Für Kinder unter drei Jahren lebt zwar auch jeder dritte Junge und jedes dritte Mädchen (33,9 Prozent) in einer Familie mit Migrationshintergrund, aber die Quote für die Familien, in denen kein Deutsch gesprochen wird, ist mit 19,8 Prozent seit Jahren nahezu konstant.

Düsterer unter dem Aspekt der Integrationsfähigkeit sind Verhältnisse bei den Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Die aktuellen Auswertungen lassen stark an der Schulfähigkeit der kommenden Grundschülergeneration zweifeln. Mehr als jeder dritte zukünftige Pennäler spricht in seiner privaten Umgebung kein Deutsch - exakt betrifft das 34,2 Prozent von 5438 Kindern. Das sind 1862 Jungen und Mädchen von 2507 Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund. Das heißt aber auch, das nur 645 Kinder oder ein Anteil von 25,7 Prozent aus der besagten Gruppe in ihren Familien hauptsächlich Deutsch reden. Die Schlussfolgerung ist geradezu dramatisch:Nur eines von vier Kindern aus Migrationsfamilien spricht in seiner privaten Umgebung im Alltag Deutsch.

Die Sprachproblematik gewinnt in gleichem Maße an Bedeutung, wie die Zahl der Kinder aus Familien wächst, in denen ein Elternteil keine deutschen Wurzeln hat. Für die Drei- bis Sechsjährigen in den Krefelder Betreuungseinrichtungen ist das nahezu jeder zweite Junge oder zweites Mädchen. 46,1 Prozent der 5438 Kinder haben den entsprechenden Hintergrund. Für alle Kinder im Vorschulalter beträgt die Quote 43,4 Prozent. Das sind 3019 Jungen und Mädchen von 6950 Kindern. Zum Stichtag 1. März des vergangenen besuchten in Nordrhein-Westfalen 562.924 Kinder unter sechs Jahren ein Angebot der Kindertagesbetreuung. Wie die amtliche Statistikstelle des Landes mitteilt, hatte davon etwa jedes dritte Kind (178.659) mindestens ein Elternteil, das nicht in Deutschland geboren wurde. Bei jedem vierten Kind (140.730) in Kindertagesbetreuung wurde zu Hause überwiegend nicht deutsch gesprochen.

Der Anteil der Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund an der Gesamtzahl der Kinder unter sechs Jahren in Kindertagesbetreuung war in den kreisfreien Städten und Kreisen des Landes unterschiedlich: In Gelsenkirchen (51,6 Prozent) und Duisburg (47,7 Prozent) hatte Anfang März 2017 nahezu jedes zweite betreute Kind mindestens ein Elternteil, das nicht in Deutschland geboren wurde. Bielefeld und Remscheid folgten hier mit 44,1 bzw. 43,9 Prozent auf den weiteren Plätzen. Die niedrigsten Anteile ermittelten die Statistiker bei dieser Betrachtung für den Kreis Coesfeld (7,4 Prozent).

Bei den Familien, die sich zu Hause überwiegend nicht in Deutsch unterhalten, wiesen die Städte Gelsenkirchen (41,5 Prozent), Duisburg (40,3 Prozent) und Hagen (36,8 Prozent) die höchsten Quoten auf. Den niedrigsten Anteil hatte der Kreis Coesfeld (10,2 Prozent).

(sti)
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