Änderung entlastet große Familien In Krefeld wird das Trinkwasser neu abgerechnet

Krefeld · Die Stadtwerke führen zum 1. Oktober ein neues Trinkwassermodell ein. Der bisherige Grundpreis wird erhöht, der Arbeitspreis gesenkt. Für die Krefelder Kunden soll dies nur "sehr moderate" preisliche Auswirkungen haben.

Änderung entlastet große Familien: In Krefeld wird das Trinkwasser neu abgerechnet
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Die Stadtwerke Aqua aus Krefeld haben gestern das neue Trinkwassermodell vorgestellt, das in Krefeld zum 1. Oktober 2014 sukzessive eingeführt werden soll. Der Endverbraucher wird laut SWK die Änderung "sehr moderat" spüren. "Familien mit vielen Kindern, die viel Wasser verbrauchen, werden profitieren", sagt SWK-Aqua-Chef Michael Rögele. Dafür würde der Rentner, der alleine ein Einfamilienhaus bewohnt, wohl einige Cent mehr pro Monat zahlen müssen. Wichtig sei, so betonten die Stadtwerke gestern: Das Kartellamt in Düsseldorf hat das neue Preismodell geprüft, es führt nicht zu höherem Umsatz und zu Mehrerlösen für die SWK. Die Stadtwerke wollen nur die Kosten neu strukturieren.

Die Idee: Statt des Grundpreises gibt es nun den so genannten Systempreis, der erhöht wird. Dieser bildet die Kosten für den Betrieb und die Bereithaltung des Wasserversorgungssystems ab und bestimmt zukünftig 50 Prozent des Gesamtpreises. Dafür wird der Verbrauchspreis pro Liter (künftig "Mengenpreis" genannt) deutlich um 31 Prozent günstiger. Er macht künftig ebenfalls rund 50 Prozent des Gesamtpreises aus und wird für alle Kunden deutlich gesenkt - von 1,937 Euro/Kubikmeter auf 1,342 Euro/Kubikmeter. Im alten Berechnungsmodell machte der Verbrauchspreis 86 Prozent der Kosten aus, der Grundpreis nur 32 Prozent.

Für den einzelnen Haushalt wird sich dies laut SWK nur geringfügig auswirken - der Großteil der Kunden zahlt, je nach Personenzahl im Haushalt, nur rund 50 Cent mehr oder weniger in der Endabrechnung. Ersparnisse oder Mehrkosten für Privathaushalte lägen maximal zwischen plus oder minus fünf Prozent. Ein Kunde mit Einfamilienhaus, der im Jahr auf einen Durchschnittsverbrauch von 99,2 Kubikmetern kommt, zahlt künftig 44 Cent pro Monat mehr, statt 328,58 Euro pro Jahr sind es 333,87 Euro pro Jahr.

Ein Durchschnitts-Kunde in einem Acht-Personen-Mietshaus, der 74 Kubikmeter Wasser im Jahr verbraucht, zahlt künftig 66 Cent pro Monat weniger, also statt 172,16 Euro nur noch 164,20 Euro pro Jahr. Es ist also am Ende keine "Flatrate", die die SWK Aqua eingeführt haben, sondern der Versuch einer moderaten Angleichung der Preise. Wassersparer sollen weiterhin belohnt werden. "Wir standen vor der Aufgabe, Trinkwasser bezahlbar zu halten und einen nachhaltigen Lösungsweg aus der Preisspirale zu finden", schildert Michael Rögele, Geschäftsführer der SWK Aqua die Ausgangslage.

Grund für die Umstellung des Trinkwasserpreismodells: Die Krefelder verbrauchen weniger Wasser wegen modernerer Haushaltsgeräte, sparsamen Verbrauchs, auch wegen optimierter Wassernutzung in der Industrie. Waren es 1990 noch 17,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser in Krefeld pro Jahr, lag der Verbrauch 2013 bei 12,2 Kubikmetern - ein Rückgang um 30 Prozent. Heute verbraucht jeder Bürger in Krefeld nur noch 122 Liter Wasser pro Tag. Vor 20 Jahren waren es noch 147 Liter.

Die Stadtwerke müssen aber, wie SWK-Aqua-Chef Michael Rögele gestern mit SWK-Vorstand Kerstin Abraham in der Pressekonferenz darstellte, ein großes System zur Wasserherstellung bereithalten: Für den Transport des Trinkwassers unterhält die SWK ein sorgfältig überwachtes Wasserrohrleitungssystem von rund 800 Kilometern. "Dieses System muss unterhalten werden, auch wenn der Wasserverbrauch insgesamt zurückgeht", betonte Rögele.

In den 80ern seien renommierte Institute von einem steigenden Wasserverbrauch im Jahr 2010 ausgegangen, stattdessen ist der Wasserverbrauch gesunken. Das Vorhalten des Systems Wasserlieferung macht 80 Prozent der Kosten bei den SWK Aqua aus, nur 20 Prozent sind variabel. Der rückläufige Wasserverbrauch bei gleichbleibenden Infrastrukturkosten rechne sich nicht mehr. Die SWK spricht von einer "Preisspirale", die letztlich auch den Kunden belastet hätte.

Das neue Krefelder Trinkwassermodell baut auf den Erfahrungen anderer Kommunen wie dem Rhein-Kreis Neuss auf und wurde mit der Hochschule Ruhr West entwickelt. Alle Krefelder Trinkwasserkunden wurden Ende 2013 angeschrieben und um eine freiwillige "Gebäude-Selbstauskunft" gebeten. Sie sollten mitteilen, wie viele Hausanschlüsse es bei ihnen gibt. 75 Prozent der angeschriebenen Kunden meldeten sich zurück. "Das ist ein sehr valider Wert", sagt Kerstin Abraham. Die Kunden, die sich noch nicht gemeldet haben, können sich nachmelden.

Beim Systempreis haben sich Veränderungen ergeben - früher war die Zählergröße maßgeblich, heute ist es die Zahl der Wohneinheiten im Haus. "Mit der Bemessung nach Wohneinheiten schaffen wir eine ausgewogenere Kostenverteilung, was für den Kunden einen fairen Tarif bedeutet - auch bei geringerer Wassernachfrage", erklärt Michael Rögele.

Wichtig für die Kunden zu wissen: Aufgrund der rollierenden Abrechnung kann es im Einzelfall bis zu einem Jahr dauern, bis dann mit der neuen Verbrauchsrechnung erstmals nach dem neuen Trinkwasserpreismodell anteilig abgerechnet wird. Die Bürger in Oppum sind die ersten, die ihre Jahresverbrauchsabrechnung nach dem neuen Preismodell erhalten. Mieter sind in der Regel nur indirekt über die Nebenkostenabrechnung ihres Hauseigentümers bzw. ihrer Wohnungsverwaltung betroffen.

(RP)
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