Krefeld Inklusionsband "Rock am Ring" lädt ein

Krefeld · Die Gruppe zeigt, wie Musik positive Energie freisetzt und Grenzen überwindet. Die Krefelder Inklusionsband feiert mit einem Jubiläumskonzert am 29. September in der Friedenskirche ihr 15-jähriges Bestehen.

 Die Band "Rock am Ring" besteht seit 15 Jahren und sorgte bereits für Integration, bevor diese Vokabel in aller Munde war. Mittlerweile üben die Musiker, deren erster Probenraum am Frankenring namensgebend war, in der Musikschule Niederrhein.

Die Band "Rock am Ring" besteht seit 15 Jahren und sorgte bereits für Integration, bevor diese Vokabel in aller Munde war. Mittlerweile üben die Musiker, deren erster Probenraum am Frankenring namensgebend war, in der Musikschule Niederrhein.

Foto: Lammertz

Wenn Menschen mit und ohne Behinderung Barrieren überwinden und gemeinsam aktiv werden, können außergewöhnliche Kooperationen entstehen. Ein Beleg dafür ist das Krefelder Bandprojekt "Rock am Ring", bei dem der Krefelder Verein Lebenshilfe, die Aktion Mensch und die städtische Musikschule Musiker und Menschen mit Behinderung zusammenbringen. Die Resultate der Zusammenarbeit sind selbstkomponierte Stücke aus den Bereichen Rock, Pop bis Funk, sowie begeisterte Besucher ihrer Konzerte. Seit 15 Jahren sind sie ein gelungenes Beispiel für Inklusion - bevor der Begriff überhaupt in aller Munde war.

Rock am Ring ist die wohl außergewöhnlichste Musikband Krefelds. Der Name der 15 köpfigen Gruppe geht nicht - wie der erste Gedanke vermuten lässt - auf das weltbekannte Rockfestival zurück, sondern auf den ersten Proberaum, den die Band nutzte und der am Frankenring lag. Jeden Donnerstag trifft sich die Gruppe zum gemeinsamen Proben, mittlerweile in der Musikschule der Stadt. Beim anfänglichen Warm-up entstehen aus freien Improvisationen spontan die meisten Songs oder auch Themen, die später zu Liedern ausgefeilt werden. Jeder trägt seinen Teil zu den Songs bei und reimt mit. Dem Keyboardspieler Maik Heise mache das gemeinsame Komponieren eigener Lieder besonderen Spaß. Sein persönliches Lieblingslied sei der Song "Nein" der Band. Gemeinsam Musik zu machen gebe allen einfach ein gutes Gefühl, sagt er.

Die Gruppe setzt sich seit der Gründung aus einem festen Kern zusammen. Einige leben im Heilpädagogischen Zentrum Krefeld (HPZ), andere werden privat betreut. Unterstützt werden sie von Andrea Hülsmann als Dirigentin, Claus Zieseniss am Schlagzeug und Gerd Höddinghaus an der Gitarre. Der Initiator der Band ist Gerd Rieger. Da es vor 15 Jahren an kulturellen Angeboten gemangelt habe, sei ihm - als Musiktherapeuten - die Band eine Herzensangelegenheit gewesen. Seine beiden Söhne, Phillip und Andreas, sowie Tochter Annika sind seit Beginn Teil der Band. Alle drei haben das Down-Syndrom. Besonders Phillip strahlt ein ungeheures Selbstbewusstsein aus, wenn er vors Mikrofon tritt. "Ich bin eine Rampensau", sagt er grinsend. Musik setze bei ihm eine positive Energie frei, erklärt Phillip, und die Besucher ihrer Konzerte geben diese wieder an die Band zurück. Etwas ruhigere Töne stimmt der Bassist Stefan Weintzel an. Für den Metallica-Fan seien die Auftritte der Gruppe die absoluten Highlights. Auch er ist von Beginn an dabei.

Immer wieder kommen aber auch neue Teilnehmer hinzu, wie Patrick Maasen. Der 22-jährige habe sich zuerst für die Gitarre beworben, spielt nun aber erstmal die Djembe, eine afrikanische Bechertrommel, und singt mit den anderen mit. "Die Gruppe hat mich super aufgenommen, ich liebe es mit ihnen zusammen Musik zu machen", sagt er. Auch Angela Kisters ist im Laufe der Zeit erst dazugekommen. Zuerst habe sie einen Auftritt der Gruppe mit ihren Eltern angeguckt und ist anschließend zu den Proben gekommen, mittlerweile spielt sie das Cajón, eine peruanische Kistentrommel. Komplettiert wird die Band von Christa Königs, Andreas Reinders, Anja Meyer, Raimund Fenten und Andrea Schmitz. "Wer einmal dabei ist, geht so schnell nicht mehr", meint Rieger, "alle sind bei den wöchentlichen Proben fast immer dabei, weil der Termin ihnen wichtig ist."

Bei ihrem Jubiläumskonzert wird die Band von Brenda Boykin, einer amerikanischen Jazz- und Bluessängerin, begleitet. Bereits vor zehn Jahren gab es bei einem Auftritt vor 500 Gästen in der Alten Kirche eine Zusammenarbeit mit der "Power-Frau". Das Publikum sei anfangs skeptisch gewesen, erinnert sich Rieger, habe sich von der guten Stimmung und musikalischen Leistung aber schnell anstecken lassen. Überhaupt kooperiert die Gruppe gerne mit professionellen Musikern, wie mit Riegers eigener Jazz-Gruppe "Donkies" oder der bekannten Sängerin Kerstin Brix.

Auch bei dem Jubiläumskonzert am 29. September, ab 19 Uhr, in der Krefelder Friedenskirche, Luisenplatz 1, erwartet Rieger eine herausragende Stimmung. Neben zwei Funk-Stücken von Brenda Boykin werden die eigenen Stücke der Band gespielt - kombiniert mit "funky groovigen" Improvisationen der Jazzsängerin. Der Eintritt ist kostenlos.

(RP)
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