Krefeld Investor greift Stadt-Denkmalschützer an: "Oberbürgermeister mundtot gemacht"

Krefeld · Das Et Bröckske ist jetzt auch formal Denkmal. Die Investoren kündigen in einem neuen Schreiben an die Politik eine Klage an.

 Das Gasthaus Et Bröckske verkommt von außen zunehmend. Dennoch ist es jetzt ein Denkmal geworden, wie aus dem uns vorliegenden Bescheid (siehe oben) hervorgeht.

Das Gasthaus Et Bröckske verkommt von außen zunehmend. Dennoch ist es jetzt ein Denkmal geworden, wie aus dem uns vorliegenden Bescheid (siehe oben) hervorgeht.

Foto: Thomas Lammertz

Die städtische Untere Denkmalbehörde hat nur 24 Stunden nach Eingang eines Protestschreibens des Kölner Investors gegen die Unterschutzstellung des Traditionsgasthauses "Et Bröckske" entschieden, die Investorenbedenken zu ignorieren und das Bauwerk endgültig zum Denkmal zu machen. Dies geht aus einem Schreiben hervor, dass der städtische Mitarbeiter Veith Berroth an die Kölner "Absolut Immobilien GmbH" gesendet hat.

In einem Brief an die Krefelder Politik kritisiert jetzt Alexander Kürten, Geschäftsführer der Absolut Immobilien GmbH", das Vorgehen des städtischen Denkmalschutzes scharf: "Noch nie haben wir in 25 Jahren einen so schnellen Verwaltungsakt erlebt." Der städtische Mitarbeiter Veith Berrroth habe "in gigantischer Schnelligkeit jegliche Gesprächsbasis zwischen den Bürgern der Stadt und/oder deren gewählten Vertretern mit uns als Investor entzogen. Selbst der Oberbürgermeister ist damit ,mundtot' bzw. ,handlungsunfähig' gestellt worden", schreibt Kürten an die Politik. "Ein Bürger und Bediensteter Ihrer Stadtverwaltung möchte scheinbar seinen persönlichen Präzedenzfall schaffen. Wir erleben nun seit sechs Monaten erstmaliger Tätigkeit in Krefeld, dass diese Person viel mächtiger ist als ihr Baudezernent und manch andere Personen in Krefeld."

Die Investoren gehen davon aus, dass die Stadt Entscheidungsgewalt habe, ob das Gebäude Denkmal wird. "Die Unterschutzstellung trägt als Absender ,Der Oberbürgermeister'. Es ist somit einzig und alleine Sache der Stadt und (noch) nicht Sache der übergeordneten Denkmalstellen hier entsprechende Weichen zu stellen", schreibt Kürten. Er kündigt eine Klage gegen die Entscheidung an, die fristgerecht zum 11. Januar 2016 dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eingereicht werde.

Die Stadt Krefeld hatte zuletzt auf Anfrage immer wieder betont, dass die Unterschutzstellung aufgrund eines Gutachtens des Landschaftsverbands Rheinland geschehe und die Krefelder Stadtverwaltung förmlich verpflichtet sei, die Unterschutzstellung umzusetzen. Auch die LVR-Denkmalpflegerin Helmtrud Köhren-Jansen hatte betont, dass OB Meyer keine Entscheidungsgewalt habe.

Die Kölner Investoren hatten das Et Bröckske Ende 2014 aus der Insolvenzmasse der Rhenania-Brauerei gekauft; zu diesem Zeitpunkt bestand das Objekt schon unter vorläufigem Denkmalschutz. Man habe beim Kauf zwar vernommen, dass "Denkmalgerüchte kreisen", heißt es im Brief an die Politik. Aufgrund der Frist bis zum Kaufentscheid habe man keine Gespräche mit der Stadt führen können. Einen "so katastrophalen" Zustand des Baus habe man einfach nicht erwartet.

Auf das Protestschreiben der Investorengruppe, die auf Basis von Gegengutachten den Denkmalwert anzweifelt, antwortet Veith Berroth in einem unserer Redaktion vorliegenden Brief detailliert. Er versucht darin zu begründen, warum das Et Bröckske Denkmal werden muss. Für die von den Investoren ins Feld geführten statischen und bauphysikalischen Mängel gebe es keinen Nachweis. "Zweifel an der Standfestigkeit bestehen nicht, bzw. sind nicht nachgewiesen." Fassade und Struktur des Baus seien erhaltsfähig, trotz Feuchtigkeit, schreibt Berroth. "Grund dafür ist allein die von den Eigentümern zu verantwortende, vollständig unterlassene Instandhaltung, sowie die seit Jahren offenstehenden Fenster im Dachgeschoss." Das Et Bröckske habe "stadtbildprägende Funktion". Dass es sich bei dem Bau um einen vor rund 60 Jahren erfolgten Wiederaufbau einer zerstörten Brauerei handelt, sei "irrelevant", so Berroth. "Vielmehr ist der Gebäudeentwurf an seinem angestammten Ort, wie er sich heute zeigt, in über 60 Jahren zu einem Gebäude mit hohem Zeugniswert geworden."

Die Investoren hatten angeboten, dass Gebäude abzureißen und in seiner ursprünglichen Form als "Kopie" wieder aufzubauen, unten mit Gastronomie, oben mit einem Ärztezentrum mit ambulanten Operationssälen. Der Krefelder Architekt Rainer Lucas sei beauftragt worden, "in Respekt vor den Erinnerungen der Krefelder Bürger, bzw. dem Traditionsstandort einen Neubau zu planen." Die Investoren schreiben: "Wir hätten unserer Meinung nach den Standort mit seinen Erinnerungen für die nächsten 100 Jahre gesichert." Dazu schreibt der Denkmalschützer Veith Berroth: "Vermitteln kann den Zeugniswert nur die Originalsubstanz, die es im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren zu erhalten gilt. Eine Gebäudekopie vermag es nicht."

(RP)
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