Krefeld Investor sammelt halbe Million Euro ein

Krefeld · Gerade mal 20 Tage hat der Bauträger Bellvida gebraucht, um 500.000 Euro Kapital per Crowd-Funding für das geplante Bauvorhaben neben Haus Esters und Haus Lange einzusammeln. Die Investoren gehen ein hohes Risiko ein.

 "Wohnen am Museumsgarten" ist der Name des nicht unumstrittenen Neubauprojekts, das an der Wilhelmshofallee direkt an Haus Esters und Haus Lange grenzt. Die Stadt hat die Baugenehmigung für das Projekt mit 13 Eigentumswohnungen bereits erteilt. Grafik: Beil

"Wohnen am Museumsgarten" ist der Name des nicht unumstrittenen Neubauprojekts, das an der Wilhelmshofallee direkt an Haus Esters und Haus Lange grenzt. Die Stadt hat die Baugenehmigung für das Projekt mit 13 Eigentumswohnungen bereits erteilt. Grafik: Beil

Foto: Beil

An der Wilhelmshofallee plant die Bauträger-Firma Bellvida GmbH in direkter Nachbarschaft zu den Museen Haus Esters und Haus Lange den Bau von dreizehn Eigentumswohnungen "mit exklusivem Charakter". Einen Teil des Startkapitals, 500.000 Euro, für sein Projekt "Wohnen am Museumsgarten" hat der Geschäftsführer der Bellvida, Dr. Harald Fett, nun in der Rekordzeit von 20 Tagen auf der Website der Crowdinvesting Plattform Zinsland eingesammelt.

Ungewöhnlich ist der Finanzierungsweg einer Immobilie über das Crowdinvesting inzwischen nicht mehr, wenngleich es für den Geldgeber in die Sparte der "Hochrisiko-Vermögensanlagen" gehört, worauf auch die Anbieter von Zinsland ausdrücklich hinweisen. "Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen".

Bis November wollte Fett 500.000 Euro für seine Baumaßnahme zusammenbekommen. Ein Schwarm (Crowd) von Kleinanlegern sollte ihm dabei helfen und als Dank nach Ende einer Laufzeit von 18 Monaten mit einer attraktiven Verzinsung von sieben Prozent belohnt werden. Mindesteinsatz waren 500 Euro. Eigentlich sollte die dreimonatige Fundingphase erst am 29. November enden, aber schon nach knapp drei Wochen sind die Einzahlungen für das laut Beschreibung "aussichtsreiche Objekt in Top Lage vor den Toren Düsseldorfs" vollständig in der anvisierten Höhe geleistet.

Auch wenn ein Engagement dort als Kleinanleger nicht mehr möglich ist, lohnt ein Blick auf die Details. Während Zinsland auf seiner Website ausführlich die Modalitäten der noch jungen Investitionsmöglichkeit erklärt, Informationen zur Unternehmensstruktur der Bellvida und ihren beiden Referenzobjekten gibt sowie die Eckdaten zum Invest auflistet, präsentiert der Bauherr sein Vorhaben vor laufender Kamera. In einem dreiminütigen, mit Musik unterlegten Film wirbt der Projektentwickler Harald Fett als Geschäftsführer der seit November 2015 in Bergisch Gladbach ansässigen "Projektfirma Bonviva GmbH" um das Vertrauen von potentiellen Anlegern.

Unabhängig vom Projekt an der Wilhelmshofallee begegnen Banken und Kleinanleger-Schützer dem Finanzprodukt Crowdinvesting kritisch aber nicht ablehnend. Der Anleger stecke in einem Dilemma, erklärt ein Vertreter der Raiffeisen- und Volksbanken auf Anfrage. Auf Grund der augenblicklich schlechten Verzinsung bei herkömmlichen Finanzprodukten fehle es an Angeboten und "die Leute suchen händeringend" nach Alternativen zu zinsarmen Sparprodukten. Auf der Suche nach einer guten Rendite gehe der Anleger bewusst Risiken ein.

Zu diesen Risiken gehöre, dass die Sicherung der Einlage durch ein sogenanntes "Nachrangdarlehen" erfolge. Das bedeute, dass die Zahlungsansprüche des Geldgebers im Falle einer Insolvenz des Projektentwicklers nachrangig und daher "erst nach Befriedigung der Forderungen anderer Gläubiger (zumeist Banken)" bedient wird. Ein weiteres Risiko bestehe darin, dass es häufig "wenig Aussage über die Bonität" des Bauträgers gebe. Pro Projekt werde zumeist eine eigene GmbH gegründet, was die Beurteilung der Finanzhintergründe des Unternehmens schwierig mache, da es nur wenige Informationen über eine "aussagekräftige Zahlenhistorie" gebe.

In dem Zusammenhang warnt Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) vor einer "erheblichen Informationsasymmetrie" zwischen den "großen Investoren, Unternehmern und Plattformen auf der einen Seite und den Kleinanlegern auf der anderen Seite". Um fundierte wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen müsse der Verbraucher gut informiert sein, sonst werde die Entscheidung "in einem ohnehin spekulativen Anlagesegment zum Blindflug".

Um das einzelwirtschaftliche Risiko der Geldgeber zu begrenzen plädiert der VZBV in einer Pressemitteilung 2015 für eine "Begrenzung der Anlagesumme je Anleger auf 1000 Euro" und fordert eine entsprechende Novellierung eines Gesetzentwurfes zum Kleinanlegerschutz. Ob es im Sinne des Verbraucherschutzes zu einer Regulierung bei der Schwarmfinanzierung kommt, entscheidet der Bundestag bis Ende 2016.

Um die Gefahr des Totalverlustes im Falle des Krefelder Projektes zu minimieren, versprechen die Anbieter von Zinsland, dass sie die Unternehmen und ihre Projekte vor der Aufnahme auf ihre Plattform genau in Augenschein genommen haben. Dennoch ist auch ihre Liste der "Risikohinweise" lang und die Botschaft klar formuliert. "Die Darlehensvergabe ist nur für Investoren geeignet, die einen entstehenden Totalverlust ihrer Kapitalanlage hinnehmen können".

(RP)
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