Krefeld Jahresrückblick mit Rüdiger Höfken und Moses W.

Krefeld · Witzig, pointiert und auch schon mal böse ließen die beiden Kabarettisten 2016 revue passieren.

 Moses W. (l.) und Rüdiger Höfken erinnerten in der Friedenskirche nicht nur an Verstorbene des vergangenen Jahres.

Moses W. (l.) und Rüdiger Höfken erinnerten in der Friedenskirche nicht nur an Verstorbene des vergangenen Jahres.

Foto: Thomas Lammertz

Voll besetzt war das Gemeinde-Café der Friedenskirche am Samstag zum Jahresrückblick mit Moses W. und Rüdiger Höfken. Davon inspiriert, begrüßte Pastor Michael Windhövel das Publikum mit dem Scherz: "Morgen früh kommen nicht so viele. Vielleicht sollte ich jetzt schon mal meine Predigt halten."

Das tat er dann aber doch nicht, sondern Moses W. übernahm das Mikrofon und widmete sich den vielen Verstorbenen des vergangenen Jahres. Besondere persönliche Sympathie schien er für Roger Cicero zu hegen und sang zur Gitarre die erste Strophe von dessen populärem Lied "Zieh die Schuh aus". Sein Versuch, das geniale "Purple Rain" von Prince ins Deutsche zu übertragen, geriet allerdings nicht zur Würdigung, nicht einmal zur Parodie, sondern einfach nur zu peinlichem Klamauk.

Rüdiger Höfken, eher für die politischen Nachrichten von 2016 zuständig, bedauerte vor allem zweierlei, nämlich, dass er auf das Eintreten für so unwahrscheinlich gehaltener Ereignisse wie das Brexit-Votum und die Wahl Donald Trumps keine Wetten bei Londoner Buchmachern abgeschlossen hatte, und dass keiner der 20 national-populistischen Politiker, deren Namen er verlas, zu den Verstorbenen des letzten Jahres zählte. Von "Flinten-Uschi" wusste er zu berichten, dass sie sich um den Erwerb der noch vorhandenen Bestände eines bestimmten in Südkorea gebauten Smartphones bemühe, um ihren Soldaten etwas zur Verfügung stellen zu können, was im Ernstfall auch tatsächlich explodiert.

Moses W. erinnerte an die verstorbenen Schlagzeuger der Pop-Gruppen "Tote Hosen" und "Trio" und schlug vor, nach zwei grandiosen Misserfolgen beim "Eurovision Song Contest" fürs nächste Mal das zwielichtige "Schwarzbraun ist die Haselnuss" in einem Sound-Mix aus Heino und Ramstein ins Rennen zu schicken. Er führte auch gleich vor, wie das klingen könnte. Nachdem Box-Legende Muhammed Ali mit einigen seiner markigen, allerdings teilweise fehlerhaft übersetzten Sprüche gewürdigt war, kam Höfken auf die noch markigeren Skandale der Deutschen Bank und des VW-Konzerns zu sprechen. Dass der neue Fifa-Chef mit dem vielsagenden Familiennamen Infantino bei entsprechender Zahlungswilligkeit auch den IS in den erweiterten Kreis der Fußball-WM-Teilnehmer aufnehmen würde, war wohl der böseste Scherz des Abends. Die bemerkenswerteste Überlegung war, dass die Rechtslastigen, könnte man sie zum Lesen der 2000 Seiten starken, kommentierten Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" verdonnern, auf Jahre hinaus wenigstens schon mal weg von der Straße wären.

(RP)
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