Krefeld Jazz - gewaltig wie ein Vulkanausbruch

Krefeld · Das Emile Parisien Quartett sorgte im Theaterfoyer für einen eruptiven Auftakt des Jazzherbstes. Die Franzosen eröffneten die kleine Festivalreihe zur zehnjährigen Kooperation von Jazzklub und Theater mit einem Gastspiel voller Leidenschaft.

 Eine muntere Truppe, bei deren Konzerten keine Langeweile aufkommt: das Emile Parisien Quartett.

Eine muntere Truppe, bei deren Konzerten keine Langeweile aufkommt: das Emile Parisien Quartett.

Foto: Sylvain Gripoix

Zehn Jahre währt sie nun schon, die Zusammenarbeit zwischen dem Stadttheater und dem Jazzklub Krefeld, und dieses Jubiläum wird gefeiert mit einer dreiteiligen Konzertserie, dem Krefelder Jazzherbst. Zum Auftakt begrüßte die Jazzklub-Vorsitzende Martina Heffels zum 33. Jazzkonzert im Glasfoyer des Theaters das Emile Parisien Quartett.

Das unwiderstehlich charmante, jugendliche Ungestüm der französischen Combo, das man bei ihrem Auftritt vor fünfeinhalb Jahren um Fichte-Gymnasium erleben durfte, hat sich ein wenig geglättet. So nahm man sich im Opener viel Zeit für den Aufbau einer Klanglandschaft - hier hat der Ausdruck mal uneingeschränkt Berechtigung -, durch die sich die Musiker quasi in ihr Konzert hineinschlichen, um dann nach und nach zur "normalen" Tonbildung auf ihren Instrumenten überzugehen. Und auch dann dauerte es noch eine Weile bis zum ersten ekstatischen Solo des Bandleaders am Saxofon.

Doch jede Menge Spannung lag auch diesmal wieder in der Luft. Parisien - häufiger das Sopran- als das Tenorsaxofon nutzend - gab vor allem lange Noten und lange Linien vor, arbeitete oft und intensiv mit Repetitionen, bediente sich beim Blick nach Osten diesmal öfter auf dem Balkan als im Orient. Hatte ein Stück aber den angestrebten Hitzegrad erreicht, dann lieferte Parisien auch diesmal Eruptionen von vulkanischer Energie, als würde dieser körperlich eher kleine und schmächtige Mann über das Luftvolumen eines industriellen Blasebalgs verfügen. Julien Touery am Piano verleugnete auch diesmal seinen Strawinsky nicht und ebenso wenig seinen Monk und seinen Taylor, beschäftigte sich vielleicht ein bisschen zu oft mit Spielzeug aller Art, das er zur Klangverfremdung in den offenen Flügel legte; er begeisterte aber immer wieder neu mit seiner Virtuosität und Einfallsreichtum auf der Klaviatur.

Ivan Gelugne entlockte seinem Bass nur selten Melodisches, er setzte rhythmisch aber permanent umso markantere Akzente, und der an die Stelle von Sylvain Darrifourcq getretene Schlagzeuger Mario Costa könnte vielleicht sogar die französische Antwort auf Lillinger werden.

Planvoller wirkte das Spiel des Quartetts zwar, doch war an Leidenschaft nach wie vor kein Mangel, und die Dichtigkeit des Zusammenspiels aller vier Individuen, auffälligerweise auch besonders zwischen Drummer und Pianist, ist sogar noch nachgereift.

Absolut meisterlich geriet den jungen Franzosen ein reiner Bebop aus Toureys Feder, in dem sich die ganze virile Kraft dieser Spielart des Jazz auf allerschönste Weise Bahn brach.

Der nächste Termin des Jazzherbstes: Doppelkonzert Niscier/Zanchini/Senni und Simon Seidl Trio am Freitag, 6. November, 20 Uhr, im Foyer des Krefelder Theaters. Karten kosten 18 Euro, ermäßigt 12 Euro. Reservierungen unter Telefon 02151 805125

(RP)
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