Krefeld Jobcenter nutzt Hartz-IV-Mittel selbst

Krefeld · Das Krefelder Jobcenter steckt überdurchschnittlich viel Geld, das den Arbeitslosen zugute kommen soll, in die eigene Verwaltung. Das ist eines der markanten Ergebnisse aus dem Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW, zu der auch der Caritasverband für das Bistum Aachen gehört. Die erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher in Krefeld profitieren seit Jahren kaum noch von einer verbesserten Lage am Arbeitsmarkt. Das erklärte gestern ein Sprecher der Caritas aus Aachen. Der Anteil der Langzeitleistungsbezieher an allen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten betrug in Krefeld im Februar dieses Jahres 71,8 Prozent. In den Vergleichsmonaten der beiden Vorjahre waren es 72,3 Prozent (2014) bzw. 73,2 Prozent (2013).

"Den 71,8 Prozent Langzeitleistungsbeziehern in Krefeld fällt der Ausstieg aus der Armut und Arbeitslosigkeit besonders schwer", sagt Roman Schlag, beim Caritasverband für das Bistum Aachen zuständig für soziale Sicherung. "Wir stellen für die Stadt Krefeld fest, dass die Mittel für die aktive Arbeitsmarktförderung und die öffentlich geförderten Beschäftigungsangebote für erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher seit Jahren zurückgefahren werden. In Krefeld haben wir im Juni gegenüber Juni 2012 einen Rückgang bei den öffentlich geförderten Beschäftigungen von 18 Plätzen zu verzeichnen."

Nachdem zwischen 2010 und 2011 die gravierendsten Kürzungen bei den Eingliederungsleistungen zu verzeichnen waren, weist der Arbeitslosenreport NRW nach, dass zwischen 2011 und 2014 das den Jobcentern vom Bund bereitgestellte Budget für Eingliederungsleistungen um weitere 16 Prozent reduziert wurde. Weil die Verwaltungskosten der Jobcenter durch Lohn- und Betriebskostenerhöhungen in den vergangenen Jahren gestiegen sind, und die Budgets für Verwaltungs- und Eingliederungskosten gegenseitig deckungsfähig sind, werden immer mehr Mittel in die Verwaltungsstruktur statt in die aktive Förderung von Hartz-IV-Beziehern investiert. Schichteten die 53 Jobcenter in NRW 2011 durchschnittlich sechs Prozent der Mittel aus ihrem Eingliederungs- in den Verwaltungsetat um, stieg der Anteil in 2014 auf 15 Prozent: in Krefeld auf 18 Prozent.

(sti)
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