Krefeld Junge spendet sein Haar für Krebskranke

Krefeld · Der neunjährige Thore aus Linn hat seinen 25 Zentimeter langen Zopf gespendet, das Haar wird jetzt zu einer Perücke verarbeitet.

 Nachher: Mit dem kurzen Haar haben seine Freunde ihn zunächst nicht erkannt..

Nachher: Mit dem kurzen Haar haben seine Freunde ihn zunächst nicht erkannt..

Foto: Carola Puvogel

Es ist ein ganz besonderes Geschenk: Der neunjährige Thore aus Linn hat sein Haar gespendet. Thores langer Zopf aus dunklen Locken - geflochten und sicher verpackt - soll jetzt einem anderen Kind helfen, das seine Haare verloren hat.

Eine Sendung des Kinder-Fernsehkanals KiKa hat bei dem Grundschüler tiefen Eindruck hinterlassen: Ein Mädchen hatte für ihre krebskranke Freundin Haar gespendet, aus dem eine Perücke gemacht wurde. Schnell stand für den damals achtjährigen Johansenschüler fest: "Das möchte ich auch." Mindestens 25 Zentimeter muss das Spenderhaar lang sein. "Deswegen habe ich es noch eine Weile lang wachsen lassen", erzählt Thore, der sein Haar von kleinauf an immer lang getragen hat, bis zur Schulter und darüber hinaus. Vor dem Gang zum Frisör hat Mutter Alexandra noch mal ganz exakt nachgemessen, ob die geforderten 25 Zentimeter auch wirklich erreicht waren.

"Meine Freunde in der Schule haben sich ganz schön gewundert, als ich es dann plötzlich kurz hatte. Manche haben mich erst mal gar nicht erkannt", sagt er und lacht. "Vor allem, weil ich die vorher nie kurz haben wollte." Am ersten Tag sei er mit einer Kappe zum Unterricht gegangen, um Lehrer und Kameraden zu überraschen. Und das sei auch gelungen.

 Vorher: Grundschüler Thore aus Linn hat sein Haar von kleinauf immer lang getragen.

Vorher: Grundschüler Thore aus Linn hat sein Haar von kleinauf immer lang getragen.

Foto: TF

"Ich wünsche mir, dass ein Kind wieder ein bisschen glücklich ist, wenn es eine Perücke aus meinen Haaren bekommt", sagt der Drittklässler, "und dass es bald gesund wird".

Thores Eltern haben ihren Sohn in dem Vorhaben unterstützt. Per Internetrecherche war schnell eine Organisation gefunden, die Haarspenden entgegennimmt und daraus Perücken macht. "Viele Haare für solche Perücken kommen aus Indien", erklärt Thores Mutter. "Die haben aber eine ganz andere Struktur als europäisches Haar." Deswegen sei es für Betroffene so wichtig, dass Echthaarspenden zur Verfügung stehen. Denn das für die Perücken verwendete Material soll dem eigenen Haar möglichst ähnlich sein.

Für eine komplette Perücke reicht Thores Haar nicht, erklärt die Mutter. Fünf bis sechs Spenden sind nötig, um ein Haarteil zu fertigen. Bei dem betroffenen Patienten wird dazu ein Abdruck vom Kopf genommen. Die Perücke wird auf Maß angefertigt und sitzt später fest und ohne zu Rutschen auf dem Kopf.

Thores Schulfreunde, so erzählt er, fanden es "cool", dass er sein Haar gespendet hat. Aber nachmachen wollte es dann doch keiner: "Viele Mädchen haben ja langes Haar, aber die möchten das nicht." Er hofft, dass vielleicht noch andere Krefelder Kinder seinem Beispiel folgen. Auch er selber kann sich vorstellen, es noch einmal zu tun. Aber vorerst trägt er seinen dunklen Schopf jetzt erst mal kurz - und verwendet nun zum ersten Mal in seinem Leben Gel, um die üppige Pracht zu bändigen.

Mehr Informationen unter "www.haare-spenden.de".

(RP)
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