Krefeld Kabarett um Fußball, Bier und Bratwurst

Krefeld · Bei Sven Pistors Fußballschule war das Klassenzimmer in der Kulturfabrik vollbesetzt. Für das satirische Programm war als fußballerische Verstärkung der Weltmeister Olaf Thon gekommen.

 Sven Pistor hatte die Lacher auf seiner Seite, als er an die Sangeskünste von Franz Beckenbauer in den 1960ern erinnerte.

Sven Pistor hatte die Lacher auf seiner Seite, als er an die Sangeskünste von Franz Beckenbauer in den 1960ern erinnerte.

Foto: T. Lammertz

Sven Pistor ist im Hauptberuf Radioreporter beim WDR und eine der Stimmen der Sendung Liga Live, die wegen ihrer Bundesligakonferenz Kultstatus erreicht hat. Seit einigen Jahren tourt er - unterstützt von seinem Kollegen Burghard Hupe - mit seiner Fußballschule, einer Infotainmentshow durch Westdeutschland. Jetzt machte er mit der "Lektion Bundesliga" zum zweiten Mal Halt in Krefeld. Im Fokus stehen dabei Randgeschichten und hier insbesondere solche aus der Historie. Und das schien die Krefelder, die ja seit über 20 Jahren keinen Fußballerstligisten mehr in ihrer Stadt haben, zu interessieren. Bereits eine Viertelstunde vor Öffnung der Halle hatte sich am Eingang eine kleine Schlange gebildet, rasch waren sämtliche der 450 Stühle im großen Saal der Kulturfabrik belegt.

Zunächst gaben Pistor und Hupe - gewürzt mit kleinen Anekdoten - Einblicke in die Produktionsabläufe ihrer samstäglichen Bundesligasendung. Das war keinesfalls uninteressant, teilweise aber kam es einem Werbespot schon sehr nahe. Das Logo des produzierenden Senders, das sichtbar an der Bühne prangte, tat ein Übriges. Fußball ist halt Kommerz und dem kann sich auch das übertragende Radio - wie jedes andere Medium auch - nicht mehr entziehen - manche sagen: leider.

Sobald es auf der Bühne, die einem Klassenzimmer nachempfunden war, aber um Historie ging, lag der Duft des ursprünglichen "Bier-Bratwurst-Fußballvergnügens" in der Luft. Hupe erinnerte noch einmal an die Mauscheleien, als 1962 aus 46 Interessenten die 16 Gründungsmitglieder der Fußballbundesliga festgelegt wurden, oder die nicht konsequente Aufarbeitung des Bundesligaskandals 1971 durch den DFB. Zum Lachen brachten die Zuschauer die Einspielungen von Sangeseinlagen der Bayern-Spieler Gerd Müller und Franz Beckenbauer aus den 1960er Jahren. Jetzt wurde es auch durchaus satirisch, wenn des Kaisers Liedtext "Gute Freunde kann niemand trennen" auf die jüngsten Skandale bei DFB und FIFA gemünzt wurde.

An jedem Veranstaltungsort hat die Fußballschule auch eine lokale Komponente, wenn ein "Held der Bundesliga" auf die Bühne kommt. In Krefeld war diese Rolle dem Schalker Olaf Thon vorbehalten. "An der Stelle hätte ich gerne Friedhelm Funkel gehabt, aber der war mit Fortuna Düsseldorf im Trainingslager auf Malta", gab Pistor zu erkennen, dass er sich auch in der Krefelder Fußballhistorie auskennt. Die kam am Ende keinesfalls zu kurz, denn bei der Vorstellung bundesweit bekannter Maskottchen rangierte der Grotifant ganz oben. Und das Fußballquiz, bei dem Pistor Zuschauer auf die Bühne bat, gewann mit Peter Thümmler ein waschechter Uerdingen Fan.

Insgesamt ein sehr kurzweiliger Abend - besonders für Fußballfans aber auch Fußballlaien -, der von der Eloquenz der vortragenden Pistor und Hupe lebte. Schon jetzt kann man sich auf die dritte Staffel mit dem Titel "Der fünfte Stern" freuen. Die kommt rechtzeitig zur WM 2018.

(RP)
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