Krefeld Kaiser-Wilhelm-Museum wird zum Kino

Krefeld · Die Umbauzeit bis zur Eröffnung der zweiten großen Sammlungsausstellung wird mit Filmen aus der bedeutenden Video-Sammlung des Museums überbrückt. Täglich gibt es eine neue Entdeckung.

Richard Burton küsst Liz Taylor. Eine romantische Szene aus dem Historien-Epos "Cleopatra" ist ein Fall fürs Museum. Auch der Moment, bevor Katherine Ross als Braut in "Reifeprüfung" vom Altar in die Arme von Dustin Hoffmann flüchtet, ist im ersten Obergeschoss des Kaiser-Wilhelm-Museums leinwandfüllend zu sehen. Mit einem raffinierten "Zwischenspiel" will das Museumsteam den Leerlauf zwischen der erfolgreich zu Ende gegangenen Ausstellung "Die Abenteuer unserer Sammlung I", die 25.000 Besucher sahen, und der Fortsetzung, die am 30. März eröffnet wird, verhindern. Passend zum Konzept rund um die Sammlungsschätze werden dort ab Sonntag Glanzstücke aus der hauseigenen Videosammlung gezeigt.

"Krefeld war das erste Museum, das bereits in der Anfangszeit Video- und Filmkunst erworben hat", sagt Museumsleiterin Katia Baudin. 1969 hat Paul Wember als erste Erwerbung "Land Art" des Düsseldorfer Video-Pioniers Gerry Schum angekauft. Damals hatte das Museum noch nicht einmal das technische Equipment, um die Filme überhaupt zeigen zu können. "Das war großartig und revolutionär", sagt Baudin und erinnert daran, dass selbst in den großen Museen noch bis in die 1990er Jahre kontrovers darüber diskutiert wurde, ob man Videos erwerben sollte. "Auch das Museum Ludwig hat erst in den 2000er Jahren mit Kasper König angefangen."

Da hatte Krefeld längst eine beachtliche Sammlung, die Sylvia Martin, stellvertretende Leiterin der Kunstmuseen, 2008 schon einmal in den Mittelpunkt einer Ausstellung gerückt hat. Vom 12. bis 26. März können Besucher zum reduzierten Preis von einem Euro (ermäßigt 50 Cent) im großen, auf Video eigens ausgerüsteten Ausstellungsraum in der ersten Etage täglich wechselnd Filme sehen. "Wir haben einen repräsentablen Bestand, der maßgeblich in zwei Ankaufswellen ins Haus kam: Um 1970 unter Wember und um 1980 unter Gerhard Storck", erläuter Martin.

In der frühen Phase, in der vor allem der Düsseldorfer Gerry Schum und seine damalige Partnerin Ursula Wevers zu den Vorreitern gehörten, standen Aktionen und Performances von Künstlern im Mittelpunkt. Das Format des Monitors gab den Rahmen für eine Handlung vor. Oft sind Künstler in Aktion zu erleben - oder wie in Schums "Land Art" Naturräume von Dartmoor bis zur ansteigenden Flut der Nordsee in Scheveningen. Auch Videos von Ulrich Rückriem, Paul Rinke, Peter Hutchinson, Richard Serra und Joseph Beuys sind zu sehen.

Ab Ende der 1970er Jahre etablierten sich vor allem US-amerikanische Positionen. Zu den berühmten Vertretern gehören Bruce Nauman und Keith Sonnier. In Paul McCarthys "Painter" von 1995 wird Kritik am gesellschaftlichen Verständnis vom Künstler als weltentrückter Genius thematisiert.

Tracey Moffatt zeigt in Kurzszenen berühmter Filme in "Love" (2003) Zwischenmenschliches vom Kuss über Eifersuchtszenen bis zur Gewalteskalation, die - dank der Endlosschleife - nahtlos wieder ins Küssen übergehen.

Das Programm: 12. März: Paul Mc Carthy; 14.: Peter Campus; 15.: Ulrich Rückriem; 16.: Richard Serra; 17.: Franz West; 18.: Gerry Schum; 19.: Tracey Moffatt; 21.: Peter Hutchinson; 22.: Keith Sonnier; 23.: William Wegman; 24.: Gilbert&George; 25.: Bruce Nauman; 26.: Joseph Beuys. Die übrigen Ausstellungsräume sind geschlossen.

(RP)
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