Krefeld Kanzlerkandidat Schulz bei Canon

Krefeld · Der SPD-Spitzenpolitiker Martin Schulz hat die Deutschland-Zentrale von Canon in Krefeld besucht. Canon-Chef Führes betonte vor allem Schulz' europapolitisches Engagement.

 Martin Schulz mit Canon-Geschäftsführer Rainer Führes im öffentlichen Teil der Führung.

Martin Schulz mit Canon-Geschäftsführer Rainer Führes im öffentlichen Teil der Führung.

Foto: Lammertz

Aufmerksam, aufgeräumt, immer eine lockere Bemerkung einflechtend und beeindruckt von der digitalen Produktwelt - so präsentierte sich Martin Schulz, Kanzlerkandidat der SPD, bei einem Besuch bei Canon Deutschland. Nach einer halbstündigen Führung im Beisein von Canon-Vertretern, Presse und Krefelder SPD-Politikern durch das "Customer Experience Center"- dem Bereich, in dem Canon Besucher empfängt - zog Schulz sich zu einem einstündigen Gespräch mit Canon-Geschäftsführer Rainer Führes zurück. Pressefragen an Schulz waren nicht vorgesehen.

Der Besuch des ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten, dessen Kandidatur bei der SPD zu einem Stimmungshoch und neuer politischer Hoffnung geführt hat, ist von der Krefelder SPD eingefädelt worden. "Wir wollten eine Neuansiedlung vorstellen, die gute Arbeitsplätzen schafft. Das war uns wichtig", sagte der Krefelder SPD-Parteichef Ralph-Harry Klaer. Natürlich ist damit auch Wahlkampf verbunden: Schulz zeigt sich als Unterstützer zukunftsweisender Unternehmen. Den Besuch nutzten die SPD-Kandidaten Ina Spanier-Oppermann und Benedikt Winzen (für den Landtag) sowie Nicole Specker und Elke Buttgereit (für den Bundestag), um sich mit Schulz zu zeigen.

Schulz erwies sich im öffentlichen Teil seines Besuchs als schlagfertig: Als Führes ihm erläuterte, in welchen Lebensbereichen es überaus wahrscheinlich ist, auf Canon-Produkte zu stoßen, sagte Schulz unter allgemeinem Gelächter: "Wenn Sie so weitermachen, sind Sie ein integraler Bestandteil meines Lebens" - was Führes mit einem "das sind wir schon" quittierte. Über das in dem Center propagierte Canon-Motto "Zusammen leben und arbeiten für das Allgemeinwohl" sagte Schulz: "Das ist ein Motto, das auch zur SPD passt."

 SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bei Canon - auf dem Bildschirm des Tablets baut sich gerade das Bild einer Maschine auf. Im Hintergrund: Ina Spanier-Oppermann und Benedikt Winzen, links hinten erkennbar Elke Buttgereit und Nicole Specker.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bei Canon - auf dem Bildschirm des Tablets baut sich gerade das Bild einer Maschine auf. Im Hintergrund: Ina Spanier-Oppermann und Benedikt Winzen, links hinten erkennbar Elke Buttgereit und Nicole Specker.

Foto: Lammertz Thomas

Als faktensicher in der SPD-Geschichte erwies Schulz sich, als Führes ihm erläuterte, dass zur Canon-Einweihung in Willich 1989 Helmut Schmidt gekommen sei - damals begrüßt von Canon-Manager Horst Schiller, einem Neffen des ehemaligen SPD-Wirtschaftsministers Karl Schiller. Schulz erläuterte dazu, dass Schmidt nach seinem Studium in den USA in Hamburg bei Karl Schiller seine erste Stelle angetreten habe - Schiller war damals Finanzsenator in Hamburg und hat offenbar das Talent des jungen Mannes erkannt.

Als Marketing-Chef Marc Trennheuser Schulz die Möglichkeiten moderner Drucktechnik erläuterte und dabei auch erwähnte, dass Reclam mit Canon-Technik druckt, empfahl Schulz beiläufig den Roman "Der grüne Heinrich" von Gottfried Keller (1855 erschienen) - "ein sehr empfehlenswertes Buch". Schulz' Belesenheit ist legendär; berichtet wird, dass er auch ohne Studium ganze Bibliotheken durchgeackert hat. Und er plauderte aus dem Leben eines Buchhändlers, der einen Kunden eineinhalb Stunden berät - "und er kauft dann für eins dreißig." Schulz hat bekanntlich eine Buchhändlerlehre gemacht und als Buchhändler gearbeitet. Stellenweise war die Technik, die Trennheuser vorstellte, so fesselnd, dass Schulz sich auf Bemerkungen wie "irre" und "faszinierend" beschränkte; etwa, als Trennheuser demonstrierte, wie man mit einem Tablet ein Element einer Maschine ins Visier nehmen kann - das Tablet erkennt das Werkstück und baut dann auf dem Bildschirm eine grafische Darstellung der Maschine auf. So können Monteure eine Maschine analysieren und reparieren.

Über das Gespräch zwischen der Canon-Geschäftsführung und Schulz wurden keine Details bekanntgegeben. Immerhin ließ die Erklärung von Canon-Chef Führes im Anschluss daran ahnen, dass es vor allem um Sorgen der Deutschen in der europäischen Wirtschaftspolitik ging. Führes erklärte: "Wir haben uns darüber ausgetauscht, welche Aspekte der digitalen Transformation politisches Augenmerk bedürfen, um im europäischen und internationalen Wettbewerb bestehen zu können." Führes betonte dann auch die europapolitische Kompetenz von Schulz: "Als begeisterter und begeisternder Anhänger der europäischen Idee verdient Martin Schulz Respekt und Unterstützung unabhängig von der jeweiligen politischen Überzeugung."

(RP)
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