Krefeld "Karin Meincke wurde durch eine sterbende Frau geprägt"

Krefeld · Bundesgesundheitsminister Gröhe verabschiedete die Oberin der DRK-Schwesternschaft Krefeld nach 46 Jahren Arbeit in der Pflege.

 Die neue Oberin Diane Kamps, Bürgermeisterin Gisela Klaer, Minister Hermann Gröhe, Oberin Karin Meincke und Präsidentin Gabriele Müller-Stutzer (v.l.)

Die neue Oberin Diane Kamps, Bürgermeisterin Gisela Klaer, Minister Hermann Gröhe, Oberin Karin Meincke und Präsidentin Gabriele Müller-Stutzer (v.l.)

Foto: LS

Die Festredner beschrieben mit sehr persönlichen Worten die Arbeit der "Jung-Rentnerin": Am Samstag wurde im Mutterhaus der DRK-Schwesternschaft Krefeld Oberin Karin Meincke nach mehr als 26 Jahren im Amt als Oberin und 46 Jahren Arbeit in der Pflege in den "Unruhestand" verabschiedet - denn daran, dass Karin Meincke in ihrem Einsatz für Menschen nachlassen werde, glaubte keiner der mehr als 300 Anwesenden.

Oberin-Nachfolgerin Diane Kamps begrüßte die Gäste, Freunde, Vertreter von Feuerwehr, Schützen, aus allen politischen Bereichen und von vielen Organisationen. Als erster Redner befasste sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe mit der "Hospiz- und Palliativversorgung". Er erinnerte daran, dass Karin Meincke als Zwölfjährige am Bett einer sterbenden Frau gesessen hatte - das habe sie geprägt. Der Minister griff die Diskussion im Bundestag bei der Erarbeitung des "Gesetzes zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung" 2015 auf. Es habe ihn gestört, wie einseitig der Begriff "Sterbehilfe" besetzt sei - als Hilfe zur Selbsttötung oder Tötung auf Verlangen -"als sei das die Hilfe, auf die es ankommt. Das, was in unseren Hospizen (...) geleistet wird, das ist im besten Sinne Sterbehilfe", so Gröhe. Er wies darauf hin, dass die Angebote nicht flächendeckend existierten und nicht genug bekannt seien. "Es treibt einen um, wenn Menschen in den letzten Tagen ihres Lebens aus dem Pflegeheim ins Krankenhaus verlegt werden", weil in Pflegeeinrichtungen nicht die notwendige Versorgung geleistet werden könne. Das sei keine Kritik an Pflegeeinrichtungen, so Gröhe - aber es sei eine bessere Zusammenarbeit mit den ambulanten Palliativ-Netzwerken notwendig. Der Minister betonte, dass Deutschland in diesem Thema so weit sei, sei nicht der Politik, sondern zuerst der Arbeit in der Zivilgesellschaft zu verdanken. Gabriele Müller-Stutzer, Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK, erläuterte, dass und wie sich die Arbeit der Rotkreuzschwestern über die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes definiere und dass Schwesternschaft mehr als ein Zweckbündnis sei. Karin Meincke beschrieb sie als "bemerkenswerte Oberin ... unglaublich authentische Kollegin und wunderbar streitbar!" - aber immer für einen guten Zweck.

Bürgermeisterin Gisela Klaer erinnerte daran, dass sich Meincke für ein besseres Ansehen des Pflegeberufs eingesetzt habe, als "Christo von Krefeld" habe sie das Seidenweberhaus in ein Krankenhaus verwandelt. Mit Blick auf Projekte wie Hospiz, Wohnanlage vom Bruck-Platz oder stups-Kinderzentrum habe sie das Prinzip der Schwesternschaft, "füreinander von der Wiege bis zum Tod zu sorgen" für Krefeld umgesetzt: "Liebe Frau Meincke, Sie sind ein Glücksfall für unsere Stadt", so Klaer. Petra Schraps, Sprecherin des Beirats der Schwesternschaft, erinnerte humorvoll daran, dass Meincke als junge Oberin mit "knallrot lackierten Fingernägeln und Lippenstift" gekommen sei. Das habe manches Mitglied erschreckt...

Zum Schluss dankte Meincke den Gästen mit einem Märchen von dem Kind, das träumt "jeden Tag neu anfangen zu können". Sie habe viel Solidarität in der Schwesternschaft erfahren und würde sich immer wieder freuen, in einem Mutterhaus arbeiten zu dürfen. Auch sie wünschte ihrer Nachfolgerin Erfolg: "Sie haben die Kompetenz, den Willen und auch den Wunsch, die Schwesternschaft fortzuführen."

(djm)
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