Krefeld Kathstede tritt 2015 nicht mehr an - "rein persönliche Gründe"

Krefeld · Der Oberbürgermeister möchte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Die CDU kündigt an, zeitnah einen neuen Kandidaten zu benennen. Die FDP spricht von einem Neuanfang im bürgerlichen Lager.

Krefeld: Das ist Oberbürgermeister Gregor Kathstede
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Krefeld: Das ist OB Gregor Kathstede

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Politische Sensation in Krefeld: Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU) hat angekündigt, 2015 nicht mehr für das Amt zu kandidieren, das er seit zehn Jahren innehat. Die Entscheidung habe rein persönliche Gründe, betonte er. "Das Amt ist sehr kräftezehrend. Ich möchte mehr Zeit für meine Kinder und meine Familie haben", sagte er gestern bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus. CDU-Parteichef Marc Blondin bedauerte die Entscheidung und kündigte an, dass die CDU in den nächsten Wochen einen neuen Kandidaten für die Wahl im September 2015 vorstellen wird. Die FDP wertete die Entscheidung Kathstedes als Zeichen dafür, dass er den Rückhalt in seiner Faktion verloren habe, und sieht die Chance zu einem Neuanfang im bürgerlichen Lager.

Kathstede erklärte, die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. Sie sei in seinem dreiwöchigen Frankreich-Urlaub gereift und am vergangenen Wochenende endgültig gefallen. Durch das hohe Maß an Zeit, das er mit seiner Familie verbracht habe, sei ihm klar geworden, wie wenig er in den vergangenen Jahren von seinen Kindern gehabt habe.

Wie es mit ihm beruflich weitergehe, wisse er nicht. Diese Frage sei am Ende nicht ausschlaggebend gewesen. In den Schuldienst werde er nicht zurückkehren - darauf habe er kein Anrecht mehr, "und das würde ich auch nicht unbedingt wollen". Kathstede ist studierter Lehrer für Französisch und Geschichte und hat vor seiner politischen Laufbahn an einer Gesamtschule in Duisburg gearbeitet. Kathstede betonte weiter, dass auch Überlegungen, ob er die Wahl 2015 gewinnen würde, keine Rolle gespielt hätten. Als er 2003 zum Oberbürgermeisterkandiaten der CDU ernannt worden sei, habe es auch geheißen, dass er gegen den SPD-Kandidaten Ulrich Hahnen keine Chance habe. "Dann habe ich zweimal gewonnen, zwar knapp, aber es hat gereicht." Auch der Druck durch Anfeindungen und Kritik an seiner Person sei nicht ausschlaggebend gewesen. "Das weiß man, wenn man in die Politik geht und ein solches Amt übernimmt", sagte er. Er bekräftigte, rein persönliche Gründe seien ausschlaggebend gewesen. Kathstede wurde 2004 und 2009 zum Oberbürgermeister gewählt. Er wird nun noch bis zum 20. Oktober 2015 im Amt sein. Wenn er aus dem Dienst ausscheidet, wird er 52 Jahre alt sein. Ins Nichts fällt er nicht: Nach Ablauf der Wahlbeamtenzeit besteht für den Oberbürgermeister ein direkter Pensionsanspruch. Es gelten die Vorgaben des Beamtenversorgungsgesetzes. Kathstede sieht Krefeld auf einem guten Weg; er werde sein Amt bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst mit aller Kraft wahrnehmen und den neuen Kandidaten seiner Partei nach Kräften unterstützen. CDU-Parteichef Marc Blondin erklärte auf Anfrage, er sei "nicht gerade glücklich" über die Entscheidung: "Das ist schade für Krefeld, das ist schade für die CDU. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gregor Kathstede einen guten Job gemacht hat." Blondin kündigte an, dass die CDU in den nächsten Wochen einen neuen Kandidaten bestimmen werde: "Wir haben einige starke Leute - Frauen wie Männer." Auf die Frage, ob es Druck aus der Partei auf Kathstede gegeben habe, nicht mehr anzutreten, antwortete Blondin: "Ich habe das nicht so empfunden - von mir gar nicht." Er und CDU-Fraktionschef Philibert Reuters hätten Kathstede immer gesagt, dass sie voll hinter ihm stehen, wenn er sich zur Wiederwahl stellt. Auch CDU-Fraktionschef im Rat, Philibert Reuters, bedauerte die Entscheidung: "Das ist schade. Ich habe aber auch den Hut zu ziehen, wenn ein Mann sagt, dass er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen möchte. Er hat, glaube ich, seinem Herzen folgend gehandelt."

Für die SPD erklärte Parteichef und Ratsherr Frank Meyer, er sei "sehr überrascht". Auch das jüngste Interview Kathstedes (Rheinische Post vom 12. August) habe keine Anzeichen enthalten, dass er nicht mehr antreten wolle. "Wenn er persönliche Gründe anführt, dann gilt es, das zu respektieren. Das wird für ihn sicher keine leichte Entscheidung gewesen sein. Ich muss das erst mal sacken lassen", sagte Meyer.

Die FDP bewertet Kathstedes Rückzug als Zeichen, dass er an Rückhalt verloren habe. "Bereits in der letzten Wahlperiode ist deutlich geworden, dass der Oberbürgermeister sich nicht des Rückhaltes seiner Fraktion sicher sein kann", sagte FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann. Die FDP ziehe eine "gemischte Bilanz" von Kathstedes Amtszeit: "Neben zielführenden Entscheidungen wie die Privatisierung der städtischen Krankenanstalten gibt es Fehlentscheidungen insbesondere in der Haushaltspolitik, für die auch der Oberbürgermeister verantwortlich ist."

Heitmann sieht die Entscheidung als Chance für einen Neuanfang des "bürgerlichen Lagers" in Krefeld: "Wir könnten uns durchaus einen gemeinsamen Kandidaten der bürgerlichen Parteien bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl vorstellen, wenn nicht das Parteibuch und insbesondere das Parteisoldatentum ausschlaggebend ist, sondern die Sachkunde und die Führungsqualität. Wir erwarten, dass in diesem Sinne die CDU die Initiative ergreift und auf die anderen bürgerlichen Kräfte in Krefeld zugeht." Bei aller Kritik zolle man Kathstedes Entscheidung auch Respekt.

(RP)
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