Krefeld Kawai: Europa-Zentrale mit 5000 Klaviere

Krefeld · Rund 5000 Klaviere warten im Europark Fichtenhain auf ihre Besitzer. Ein Kawai-Instrument, das auf dem europäischen Markt verkauft wird, macht in Krefeld erst einmal Zwischenstation. Aber Kawai steht hier auch traditionell für erstklassige Konzerte.

 Das Unternehmen Kawai besteht seit 40 Jahren. Seit 1989 hat es seine Europazentrale in Krefeld. Das Unternehmen war eines der ersten, die sich im Gewerbegebiet Fichtenhain angesiedelt haben. Akustische Klaviere und Flügel haben inzwischen große Konkurrenz durch digitale Instrumente.

Das Unternehmen Kawai besteht seit 40 Jahren. Seit 1989 hat es seine Europazentrale in Krefeld. Das Unternehmen war eines der ersten, die sich im Gewerbegebiet Fichtenhain angesiedelt haben. Akustische Klaviere und Flügel haben inzwischen große Konkurrenz durch digitale Instrumente.

Foto: Dirk Senger /Stadt Krefeld

Weihnachten ist auch im Geschäftsjahr eines Instrumentenbauers ein Ausnahmezustand. In der großen Lagerhalle von Kawai sind die Gänge ein wenig lichter als sonst. "In der Regel lagern wir hier 3000 bis 5000 Instrumente", sagt Philipp Potz, künstlerischer Leiter von Kawai Europa. Bevor er das neue Konzertjahr vorstellt, gewährt er einen kurzen Blick ins geschäftliche Herz des japanischen Unternehmens. Mehr als 3500 Mitarbeiter hat der Instrumentenbauer insgesamt, 35 davon in Krefeld. Hier hat Kawai 1989 seine Europa-Zentrale errichtet. Das Unternehmen war das erste, das sich im neu entstehenden Gewerbegebiet Fichtenhain ansiedelte. "Ausschlaggebend war die Nähe zu Düsseldorf. Dort gibt es eine japanische Schule und einen japanischen Kindergarten. Die Experts aus Japan, die für ein paar Jahre mit ihrer Familie hierher kommen, empfinden das als Vorteil", erklärt Potz.

Die Instrumente werden in Japan und Indonesien gefertigt. Was für Deutschland, die Schweiz, Österreich, Benelux und den osteuropäischen Markt bestimmt ist, wird aus Asien erst einmal nach Krefeld geliefert. Nur noch jedes dritte Instrument ist ein akustisches Klavier oder ein Flügel. Etwa 60 Prozent machen zurzeit die digitalen Instrumente aus. "Die Tendenz geht zu 70 Prozent", sagt Potz. Die elektronischen Pianos, die vom Klavier abgeleitet sind, nicht wie die Keyboards von der Orgel, sind inzwischen klanglich so gut entwickelt, dass die Nachfrage stetig steigt. Die Vorzüge liegen für Potz auf der Hand: Sie sind klein wie ein Computertisch - ein Flügel dagegen misst gerne mal 2,30 Meter in der Länge und wiegt an die 400 Kilo. Sie ermöglichen den Klang anderer Instrumente. Man kann damit aufnehmen. Und: Die Lautstärke lässt sich regulieren. "Das ist ein wichtiger Punkt: Immer mehr Schüler, die in Mietshäusern wohnen, berichten über Ärger mit den Nachbarn, wenn sie üben", berichtet Musikschulleiter Ralph Schürmanns. Dafür hat Kawai inzwischen sein "Anytime" entwickelt, ein Klavier, das durch eine technische Finesse "stumm" geschaltet werden kann.

Akustische Instrumente brauchen mehr Aufmerksamkeit. Jedes wird in Krefeld ausgepackt, kontrolliert und in eine Stimmkabine gebracht. Sechs Fachleute aus Japan, Deutschland und Russland stimmen die Instrumente, die anschließend sicher verpackt vor den großen Ladetoren geparkt werden. Hier warten sie auf die Lkw, die sie zu ihrem Bestimmungsort bringen.

Europaweit beliebteste Farbe ist immer noch Schwarz. "Aber Waldgrün, verschiedene Brauntöne und natürlich Weiß sind auch beliebt." Unter einer Abdeckung leuchtet ein Klavierkorpus in Rot. "Zu Weihnachten war das mehrfach gefragt", erzählt Potz. Die Europazentrale in Fichtenhain ist auch Schulungsort und Treffpunkt für Fachleute, die Instrumente erwerben wollen: Im Vorführraum können sie den jeweiligen Klang testen.

Unter einer Haube steht der Flügel des Klaviervirtuosen und Komponisten Mikhail Pletnev, Gründer und Chefdirigent des Russian National Orchestra. Von hier aus folgt das Piano dem Maestro für etwa 30 Konzerte im Jahr auf die großen Podien.

(RP)
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