Krefeld Kein bisschen altersmilde: Henning Venske in der Kulturfabrik

Krefeld · Der Altmeister des bissigen Kabaretts schlug den Bogen von Heinrich Heine über Sarah Wagenknecht und Christo zu den Panama Papers.

Mit dem Vergnügen ist das so eine Sache, wenn der bitter-bissige Kabarettist Henning Venske die Bühne betritt. Dennoch wunderte sich manch ein Gast in der Kulturfabrik, dass er sich unter nur 150 Gleichgesinnten wiederfand, als Venkse mit seinem Solo-Programm "Es war mir ein Vergnügen!" gastierte. Er solle für seine Autobiografie eben dieses Titels Reklame machen, und so sei er nun im Auftrag des Verlegers seit 2014 mit diesem Programm unterwegs, grantelte er - zumindest dem Anschein nach lustlos. Immerhin: Die Autobiografie von Helmut Schmidt brauche man nicht mehr, wenn man seine gelesen hätte.

Es folgte ein "Ohrfeigenseminar", aktuell bis hin zu den Panama Papers. Venske begann mit einer Verneigung vor dem US-Denker Richard Buckminster Fuller (1895 - 1983), dem die Beatles ihren Song "The Fool On The Hill" gewidmet hätten. Buckminster Fuller habe bereits vor Jahrzehnten darauf hingewiesen, um wie viel teurer die Dummheit infolge unterlassener Bildungsinvestitionen für eine Gesellschaft sei im Vergleich zu den Kosten eines effizienten und breitenwirksamen Bildungswesens. Und frühzeitig habe dieser auch angemahnt, dass man nicht nur der Umweltverschmutzung von Wasser und Luft, sondern auch der in den Köpfen der Menschen Einhalt gebieten müsse. Stattdessen regiere eine Logik von der Art, dass man aus der Vielzahl Schweinefleisch verachtender Terroristen glaube schließen zu dürfen, dass Rindfleisch die Ursache von Terrorismus sei. Auch deutsche Geistesgrößen der Vergangenheit zitierte Venske, zum Beispiel Carl Zuckmayer mit seinem grandiosen Plädoyer für die multikulturelle Gesellschaft in seinem 1946er Drama "Des Teufels General", sowie Arthur Schopenhauer, Erich Kästner und Heinrich Heine. Um so heftiger fiel der Kontrast aus zur "sozialdemokratischen Fassbombe" Sigmar Gabriel, zu "Deutschlands führender viktorianischer Gouvernante" Sarah Wagenknecht, zur "Sättigungsbeilagenbeauftragten" Angela Merkel, zum "Phrasenpuper" Joachim Gauck und anderen. Und er war zwar durchaus der Meinung, dass man schon Gerhard Schröder heißen müsse, um Putin für einen Demokraten zu halten, aber einseitig antirussische Propaganda aus Berlin geißelte er ebenfalls und empfahl, die Hauptstadt vollständig und luftdicht von Christo einpacken zu lassen. Die großen Lacher erzielte er schon deshalb nicht, weil er sie stets absichtlich in den Hälsen der Zuhörer steckenbleiben ließ. Und so herrschte eine eher nachdenkliche Atmosphäre im Saal, die sicher nach Venskes Geschmack war.

(RP)
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