Krefeld Kirche will Initiative für Flüchtlinge ergreifen

Krefeld · In wenigen Tagen schon könnten die ersten Flüchtlinge im neuen Flüchtlingsheim Don-Bosco-Schule einziehen. Die ersten Kirchenvertreter denken nun darüber nach, wie eine Konfrontation mit Anwohnern verhindert werden kann.

 Don-Bosco-Schule – in wenigen Tagen könnten hier bereits Flüchtlinge einziehen. Die Stadt hat besorgte Anwohner jetzt zu einem Gespräch gebeten.

Don-Bosco-Schule – in wenigen Tagen könnten hier bereits Flüchtlinge einziehen. Die Stadt hat besorgte Anwohner jetzt zu einem Gespräch gebeten.

Foto: Thomas Lammertz

In den christlichen Kirchen des Südbezirks wächst angesichts der neuen Proteste von Anwohnern gegen das Flüchtlingsheim Don-Bosco-Schule die Sorge, dass es nach Einzug der ersten Asylbewerber zu Konflikten im Umfeld kommt. In unmittelbarer Nähe zur Don-Bosco-Schule an der Kölner Straße befinden sich die katholische Kirche St. Johann Baptist der Pfarrgemeinde Maria Frieden und die evangelische Lutherkirche.

Lothar Zimmermann, Vorsitzender des Krefelder Katholikenrates strebt als Pfarrgemeinderatsvorstand von Maria Frieden im Krefelder Süden eine Initiative der Kirche an. "Wir müssen dort auf jeden Fall Engagement zeigen. Ich habe mir zum Beispiel vorgenommen, die Flüchtlinge bei Behördengängen zu unterstützen und so meinen Teil zu leisten, damit den Flüchtlingen geholfen werden kann." Über weitere mögliche Formen des Engagements will er auch in seiner Pfarrgemeinde jetzt sprechen. Er habe jedoch auch Verständnis für die Sorgen der Anwohner, die von der Ansiedlung des Flüchtlingsheims in der ehemaligen Don-Bosco-Schule überrascht wurden und Angst vor Konflikten mit den Flüchtlingen haben.

Eine Anwohnerinitiative um den Krefelder Hartmut Günther hatte in der vergangenen Woche Kritik an der Entscheidung geäußert, das Flüchtlingsheim im Südbezirk anzusiedeln. Günther berichtete gestern, dass ihn nach der Berichterstattung in der Rheinischen Post der Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk und Sozialdezernent Roland Schiffer für den kommenden Donnerstag in das Krefelder Rathaus eingeladen hätten, um seine Sorgen zu artikulieren. "Ich freue mich, dass die Stadt jetzt auch unsere Argumente anhören will."

Auch viele Vereine und Verbände, darunter auch eine Vertreterorganisation der Roma, hätten ihn kontaktiert, berichtete Günther gestern: Neonazis seien aber nicht darunter gewesen. "Wir haben nichts gegen die Flüchtlinge an sich", betonte Günther erneut. Er sei aber in Sorge, dass die Stadt zu viele Roma-Flüchtlinge auf einmal in das Heim lasse. Insbesondere für die Vorbehalte gegenüber Roma-Flüchtlingen wird Günther von den Krefelder Grünen und vom Bündnis für Toleranz und Demokratie scharf kritisiert.

Pfarrer Joachim Schwarzmüller von der katholischen Kirche St. Johann Baptist sagte gestern, er habe sich gefreut, als er erfuhr, dass die Stadt Krefeld Flüchtlinge aufnimmt. "Die Kirche muss alles tun, um die Flüchtlinge seelsorgerisch aufzufangen", sagte Schwarzmüller, der in der Flüchtlingsarbeit angefangen hat und in seiner Gemeinde verschiedene Angebote für Bedürftige hat — den sonntäglichen Mittagstisch einmal im Monat, Wallfahrten und Kinoabende. Konkrete Überlegungen, wie die Kirche zwischen Anwohnern und Flüchtlingen eine vermittelnde Rolle einnehmen kann, habe er aber noch nicht unternommen. Auch Sabine Busmann, Pfarrerin in der Lutherkirche der evangelischen Kirchengemeinde Krefeld-Süd, hat sich bisher nicht mit der Frage beschäftigt. Sie will das neue Flüchtlingsheim heute in einer Sitzung des Presbyterium-Beirates zum Thema machen. "Flüchtlingsarbeit ist für mich eine sehr wichtige Arbeit. Ich sehe das Thema auch als eines, dem sich beide Kirchen in der Ökumene widmen können." Wichtig sei, so sagte Busmann gestern, dass die Stadt frühzeitig klar mache, welche Nationalität die Flüchtlinge haben, die demnächst in die Don-Bosco-Schule einziehen.

(RP)
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