Krefeld Kirchenorgel trumpft im Symphoniekonzert

Krefeld · Die Bayer Symphoniker gaben in der Alten Kirche Teile des Paulus-Oratoriums. Zu Gast war der Organist Stefan Palm.

 Damit eine Orgel erklingen konnte, traten die Bayer Symphoniker in der Alten Kirche auf.

Damit eine Orgel erklingen konnte, traten die Bayer Symphoniker in der Alten Kirche auf.

Foto: T. Lammertz

Nicht ins Seidenweberhaus, sondern in die Alte Kirche luden die Bayer Symphoniker diesmal für ihr Herbstkonzert. Und das hatte einen ganz praktischen Grund: Dirigent Thomas Schlerka und die Seinen hatten sich ein Repertoire zurechtgelegt, in dem auch eine Orgel mitwirken sollte, und dafür bietet innerhalb Krefelds die Alte Kirche die besten Voraussetzungen. Der eher sanfte Charakter der frisch gestimmten Vleugels-Orgel und die spezielle Akustik des rechtwinkligen Kirchenraums ermöglichen am ehesten einen guten Zusammenklang des gewaltigen Instrumentariums von Sinfonieorchester plus Pfeifenorgel.

Zunächst jedoch erfreuten die Uerdinger allein, und zwar mit Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre zum Oratorium "Paulus" op. 36., in dem es um die innere Wandlung des Saulus zum Paulus geht. Das Zitat aus dem Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" erklang zunächst leise und in tieftöniger Wärme, dann füllte sich das Klangbild und ging über in eine zunehmend muntere Wellenbewegung der Streicher, von der man denken konnte, sie hätte zur Inspiration von Smetanas "Moldau" beigetragen. Und unter dem temperamentvollen Dirigat Schlerkas schwang sich das Orchester auf zu einem strahlenden Finale.

Mit Stefan Palm nahm dann ein ausgewiesener Meister an der Orgel Platz und setzte in einer ruhig angelegten Einleitung mit Macht die scharfen Akzente, die Alexandre Guilmant in seiner Symphonie d-Moll op. 42 für Orgel und Orchester dort vorgesehen hatte. Aktion and Reaktion bestimmten im ersten Satz das Verhältnis zwischen virtuos gespielter Orgel und souverän mithaltendem Orchester, im zweiten war die Funktion der Uerdinger eher eine begleitende, im dritten gab es dann wieder engeres Zusammenwirken, das in einem fast opernhaften Tschingderassa kulminierte. Und unterwegs gab es Stellen, die in ihrer violenten Lautstärke daran gemahnten, dass auch frühere Epochen ihre Hard-Rock-Musik hatten.

Mit nur wenig Orgelbeteiligung, jedoch ungeheuer abwechslungsreich und dynamisch präsentierten die Bayer Symphoniker schließlich Camille Saint-Saens' Symphonie Nr. 3 c-Moll op. 78. Die Holzbläser spielten hier eine besondere Rolle und meisterten sie trefflich. Aber auch das Ensemble im Ganzen arbeitete sehr schön die unterschiedlichen Klangbilder heraus, die der Komponist dem "Dies irae"-Thema mitgegeben hatte. Und auch dieses Opus gipfelte fulminant in einem überwältigenden Tutti mit Posaunenschall und Paukendonner. Wieder einmal bestätigten die Bayer Symphoniker ihren Ruf als besonders bemerkenswertes Laienorchester und ernteten stürmischen Applaus.

(RP)
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