Kirmes Wieso Schausteller aus ganz Deutschland in Krefeld gegen Tierschützer protestieren

Krefeld · Die Schausteller sind empört, dass die Polizei bei der Kirmes vier Protestaktionen von Tierschützern zulässt - obwohl das Pferdereiten allen Bestimmungen folge und noch nie beanstandet worden sei.

Ungewöhnliche Demonstration in Krefeld: Auf Einladung des Krefelder Schaustellerverbandes, der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in NRW und des Deutschen Schaustellerbundes demonstrieren Schausteller aus ganz Deutschland am 13. Mai ab 14 Uhr für die Sicherung der Gewerbefreiheit ihres Berufsstandes. Der Protest richtet sich dagegen, dass die Polizei gleich an zwei Kirmeswochenenden Demonstrationen von Tierschützern gegen das Ponyreiten zulässt.

Schon bei der Herbstkirmes 2016 sind die Auseinandersetzungen zwischen Tierschützern einerseits und Eltern sowie dem Betreiber des Ponyreitens eskaliert: Damals hatten sich Eltern beklagt, von Demonstranten bedrängt worden zu sein. Umgekehrt berichteten auch Demonstranten, ihrerseits angegangen worden zu sein. Nun also reagieren die Schausteller und demonstrieren ihrerseits gegen Diffamierung und die Einschränkung ihrer Rechte. Die Demonstranten wollen zu Fuß und mit ihren Schaustellerfahrzeugen von der Girmesgath bis zur Sprödentalkirmes ziehen, wo zum Abschluss der Demonstration eine Kundgebung stattfinden soll, kündigen die Organisatoren an.

Die Schausteller fühlen sich verunglimpft und in ihrem Recht auf Gewerbefreiheit beeinträchtigt. "Bereits seit Jahrzehnten gastiert auf der Krefelder Sprödentalkirmes ein gerade bei den Kindern und Familien überaus beliebtes Pferdereiten - ohne jede Beanstandung", heißt es in einer Erklärung des Deutschen Schaustellerbundes. Die Betriebe seien "gesetzlich erlaubt und die Einhaltung der Vorschriften wird ständig und streng von den zuständigen Behörden überprüft", betont der Schaustellerbund.

Die Kirmes-Unternehmer verstehen nicht, dass die Polizei vor diesem Hintergrund "gleich an beiden Kirmeswochenenden zur besucherstärksten Zeit vier stundenlange Protestaktionen von selbst ernannten Tierexperten auf der Kirmes direkt vor dem Pferdereitbetrieb" zulasse. "Dem Betreiber ist es dadurch faktisch unmöglich, sein Unternehmen zu betreiben, wodurch ihm jegliche Verdienstmöglichkeit genommen wird. Alle anderen Schaustellerbetriebe werden dadurch ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen."

Schaustellerbund-Präsident Albert Ritter erklärt: "Auch die Berufsausübungsfreiheit der Betreiber von Pferdereitbahnen und ihre Rechte an ihren Gewerbebetrieben werden vom Grundgesetz geschützt. Sie werden aber mit der Genehmigung der Protestaktion direkt vor dem Betrieb völlig außer Acht gelassen." Die Schausteller hielten die Demonstrations- und Meinungsfreiheit seit jeher hoch - dies gelte allerdings gleichermaßen für die existenzsichernde Gewerbefreiheit: "Daher wurden wir zu einer Gegendemonstration genötigt."

Nach einer Demonstration bei der Herbstkirmes 2016 hatte der Betreiber des Ponykarussells, Stefan Kaiser, Kritik der Tierschützer zurückgewiesen. "Jeder kann sich von der Haltung unserer Tiere selbst ein Bild machen und hinter die Kulissen schauen. Wir haben nichts zu verbergen", hatte er seinerzeit erklärt. Von den 13 Ponys der Familie Kaiser waren jeweils bis zu sieben Tiere im Rondell bis zu sechs Stunden am Tag im Einsatz - mit den vorgeschriebenen Pausen. Kaiser ist überzeugt: Für die Tiere, die von klein auf an Jahrmärkte gewöhnt seien, sei das Rundenlaufen Arbeit, die sie gern machten, und keine Quälerei. "Tiere, die das nicht machen wollen, können wir nicht gebrauchen", hatte er betont - schließlich müssten die Ponys entspannt sein im Umgang mit Kindern. Kaiser verglich Ausbildung und Auswahl der Ponys mit der Ausbildung von Polizeipferden.

Der Deutsche Schaustellerbund mit Sitz in Berlin ist die Berufsspitzenorganisation für das Schaustellergewerbe in Deutschland. Der DSB hat die Aufgabe, die rechtliche und wirtschaftliche Lage des Gewerbes zu sichern und zu verbessern. Dazu gehört in erster Linie die Erhaltung und Förderung der traditionellen Jahrmärkte, Kirmessen, Volksfeste und Weihnachtsmärkte.

(RP)
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