Rp-Serie Warum Krefeld Klebespezialisten forschen in Uerdingen

Krefeld · Die Baumer hhs GmbH hat sich erfolgreich in einer Nische durchgesetzt. In einigen Bereichen der Klebetechnik ist sie Weltmarktführer.

 Die Aufschrift am Firmengebäude der Baumer hhs GmbH gibt keinen Hinweis auf das, was das Unternehmen tut.

Die Aufschrift am Firmengebäude der Baumer hhs GmbH gibt keinen Hinweis auf das, was das Unternehmen tut.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Rund um den Globus werden Verpackungen und Druck-Erzeugnisse mit Maschinen aus Krefeld verklebt. Punktgenau, dosiert und überprüft. Ein integriertes Kamera- und Sensorensystem sorgt für die Qualitätskontrolle. Denn Fehler können teuer werden, sogar die Existenz einer Firma bedrohen. Besonders sensibel sind Verpackungen für die pharmazeutische Industrie. Ein falscher Beipackzettel in einer Schachtel mit Medikamenten für den US-amerikanischen Markt und der Hersteller kann in Anbetracht der dort üblichen, gigantischen Schadensersatzurteile unter Umständen Insolvenz anmelden.

 Mitarbeiter Stefan Sofixion, Marketing-Assistentin Petra Schneiders und Geschäftsführer Detlef Engling (von links) in der Produktionshalle.

Mitarbeiter Stefan Sofixion, Marketing-Assistentin Petra Schneiders und Geschäftsführer Detlef Engling (von links) in der Produktionshalle.

Foto: Thomas Lammertz

Detlef Engling kennt die Brisanz, die mit dem Geschäftsfeld der Baumer hhs GmbH verbunden ist. Der Geschäftsführer ist seit den Anfängen des Unternehmens in einer Garage in Lintorf dabei, zählte zu den ersten Mitarbeitern von Hans-Henning Sasse, der seine Ideen und seine Firma hhs Leimauftrags-Systeme GmbH an die Baumer Group verkauft hat. Das Hauptquartier befindet sich seit 1999 in Krefeld im Gewerbegebiet Nord an der Adolf-Dembach-Straße, seit eineinhalb Jahren in einem neuen Komplex wenige Meter vom alten Standort entfernt. Baumer hhs ist weltweit in 65 Ländern präsent und unterhält ein Büro mit 25 Mitarbeitern in der deutschen Hauptstadt Berlin. "Eine tolle Truppe, auf die wir nicht verzichten wollen und können", sagt Engling.

Baumer hhs bewege sich mit großem Erfolg in einer Nische und unterliege einem enormen Innovationsdruck. 35 Kreative in der Abteilung Forschung und Entwicklung bringen im Abstand von sechs Monaten Neuerungen auf den Markt. "Wir müssen Trendsetter sein." Der Jahresumsatz liegt im höheren zweistelligen Millionenbereich. "Konkrete Zahlen nennen wir nicht", erklärt Engling mit Blick auf die Wettbewerber.

Die Geschäfte laufen so gut, dass er nach eineinhalb Jahren am neuen Standort schon daran denke, die Option auf eine Erweiterung der Betriebsflächen zu ziehen. "Wir haben noch Platz, um unsere Nutzflächen um ein Drittel zu vergrößern", sagt der Geschäftsführer. Das Firmenareal in Uerdingen ist 10.900 Quadratmeter groß, die Produktionshalle 2600 Quadratmeter und das Verwaltungsgebäude mit Showroom über zwei Etagen weitere 2000 Quadratmeter. Auch in Berlin ist ein Neubau geplant.

Die Kunden von Baumer hhs kommen in der Regel mit einem "designten Produkt, einem Verpackungsmuster" ins Haus. In Kooperation mit Maschinenherstellern für die Faltschachtelproduktion werden die eigene Technik zum Klebstoffauftrag, zur Qualitätskontrolle und die dazugehörige Elektronik eingebaut. Zum Umfang der Leistungen zählt unter anderem die Kontrolle der Strichcodierungen, der Farbe, das Stanzen der Blindenschrift und das Falten der hauchdünnen Beipackzettel in der zum Absatzmarkt passenden Sprache. Das Falten dünnen Papiers ist äußerst schwierig. Es wird deshalb an der richtigen Stelle mit Wasser beschwert. "Wir können jeden Klebstoff dieser Welt verarbeiten", betont Engling. Das Hauptproblem seien "schlechte Klebstoffe".

Zum Leistungsumfang des Krefelder Betriebs gehört auch der Auftrag so genannter Fugitive - damit werden zum Beispiel EC-Karten auf ein Briefdokument befestigt. Die gallertartige Masse soll sich leicht entfernen lassen, ohne das Schriftstück zu beschädigen. Baumer hhs sei in mehreren Bereichen seiner Tätigkeit Weltmarktführer, betont Engling. Das Betätigungsfeld habe sich im Laufe der Jahrzehnte wesentlich geändert. Früher verklebte hhs-Technologie zu rund 50 Prozent Holz, heutzutage zu 97 Prozent Papier und Pappe.

(RP)
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