Krefeld Kliniken voll - Rettungsdienste werden immer öfter abgewiesen

Krefeld · Krefelder Rettungsärzte berichten: Patienten liegen auf Fluren oder übernachten auf Krankenliegen.

 Rettungsdienst vor dem Krefelder Helios-Klinikum - die Krankenhäuser sind derzeit alle überfüllt.

Rettungsdienst vor dem Krefelder Helios-Klinikum - die Krankenhäuser sind derzeit alle überfüllt.

Foto: Lothar Strücken

In den Krefelder Krankenhäusern gibt es seit Wochen einen dramatischen Bettenmangel. Wie unsere Zeitung aus Kreisen der Rettungsärzte erfuhr, melden schon seit den Weihnachtstagen immer häufiger Kliniken morgens beim Rettungsdienst an, dass sie an diesem Tag voll belegt sind und keine Patienten aufnehmen können. Dies betreffe im Besonderen die Krankenhäuser Helios und Maria Hilf, aber auch am Josefshospital Uerdingen gebe es derzeit eine hohe Belegung.

In der Platznot greifen die Kliniken zu ungewöhnlichen Maßnahmen, wie die Rettungsärzte berichten: Patienten würden auf Flure verlegt. Am Maria Hilf geschehe dies "im Ausnahmefall nur kurzfristig", räumte gestern Sprecher Franz Jezierski ein. Mancherorts würden die Patienten die Nächte auf Liegen statt in Betten verbringen müssen, berichtete ein Rettungsarzt. "Die Häuser bemühen sich, die Patienten aufzunehmen. Aber sie haben keine Kapazitäten mehr."

Problematisch ist die Lage besonders vor dem Hintergrund, dass die Landesregierung in ihrem Krankenhausplan NRW vorsieht, die Zahl der Betten perspektivisch zu reduzieren. In Krefeld sollen in der Endabrechnung 122 Betten abgebaut werden. "Im Hinblick auf die gegenwärtige dramatische Lage wird das ein Problem", sagt Krefelds Gesundheitsdezernent Thomas Visser. Die Stadt habe die Bezirksregierung bereits auf die Problematik aufmerksam gemacht. Zur Lage in den einzelnen Krankenhäusern: Das Maria Hilf der Alexianer hat insgesamt 554 Krankenhausbetten. "Die Kapazitäten sind voll ausgelastet", sagt Sprecher Frank Jezierski. Ähnlich sieht es am Helios-Klinikum aus: Man sei "sehr gut belegt", formuliert Sprecherin Marina Dorsch. 1023 Betten hat das Helios. Die Normalauslastung liegt dort bei 85 Prozent. Dorsch: "Bei maximaler Auslastung und sehr hohem Patientenaufkommen in der Notaufnahme kann es vorkommen, dass Patienten nach Erstdiagnostik erst nach einigen Stunden Überwachung aus dem Notfallzentrum auf eine Station verlegt werden können. Eine Belegung von Betten auf Fluren findet seit dem Trägerwechsel nicht mehr statt." Das Uerdinger Josefshospital hat 231 Betten, zwischen 210 und 224 Betten waren dort in dieser Woche immer belegt. Die Auslastung liegt bei bis zu 97 Prozent, normal zwischen 80 und 90 Prozent."Einige Betten konnten im Zusammenhang mit dem Schutz vor Ansteckungen nicht belegt werden, da Patienten teilweise isoliert liegen mussten", sagt Sprecher Patrick Poehler.

Es gibt mehrere Gründe für die hohe Belegungszahl - Virus-Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sind das größte Problem, auch die Erkältungs- und Grippewelle hat Krefeld voll im Griff. Hinzu kommt aber, wie Thomas Visser berichtet, dass immer mehr Patienten aus dem Umland die Krefelder Kliniken wegen ihrer Expertise aufsuchen. "In der Nachbarstadt Willich wurde gerade ein Krankenhaus geschlossen, das spüren wir auch in Krefeld an den Patientenzahlen."

(RP)
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