Krefeld Kölner Denkmalexperte kauft Kästner-Schule

Krefeld · Die DRK-Schwesternschaft Krefeld macht in letzter Sekunde einen Rückzieher und erwirbt statt des kompletten Areals nur ein Fünftel des Grundstücks der früheren Erich-Kästner-Schule an der Kölner Straße in Fischeln.

 Die in den Jahren 1938 bis 1941 gebaute frühere Erich Kästner Schule verfügt über 975 Quadratmeter "Wohnfläche".

Die in den Jahren 1938 bis 1941 gebaute frühere Erich Kästner Schule verfügt über 975 Quadratmeter "Wohnfläche".

Foto: Thomas Lammertz

Beinahe wäre das Geschäft noch geplatzt. Der Kaufinteressent für die Erich-Kästner-Schule in Fischeln machte kurzfristig einen Rückzieher. Er wollte nur noch einen kleinen unbebauten Teil des fast 4000 Quadratmeter großen Grundstücks erwerben. Der Sinneswandel des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Schwesternschaft Krefeld stellte für die Stadtverwaltung jedoch kein Problem dar. Ein Käufer für die denkmalgeschützte Immobilie auf den restlichen 2994 Quadratmetern stand schon parat: der Kölner Achim Beckmann.

Der Domstädter war nicht nur bereit, einen Preis jenseits des ermittelten Verkehrswerts zu bezahlen, sondern kann darüber hinaus über allerbeste Referenzen bei der Revitalisierung von denkmalgeschützten Objekten verweisen. Der Kölner war ausweislich der Vorlage für die nicht-öffentliche Sitzung des Stadtrats bereit, 700.000 Euro für die Immobilie zu zahlen. Der Gutachter hat einen Verkehrswert von 625.000 Euro für das komplette Areal errechnet.

Beckmann und sein Expertenteam sind seit 36 Jahren im Geschäft und verweisen nach eigenen Angaben auf eine erfolgreiche Bilanz von 65 restaurierten Objekten mit einem Gesamtvolumen von rund 360 Millionen Euro und etwa 1100 Bauherren und Käufer. Sie betonen, dass in der Vergangenheit alle Objekte fertiggestellt und alle Wohnungen vermietet worden seien. Besonders hebt der Kölner die Investitionen in die Grube Carl in seiner Heimatstadt und in den Martin Gropius Bau in Koblenz heraus. In die ehemalige Landwirtschaftsschule mit ihrem Direktorenwohnhaus (erkennbar an den Klappläden) in Fischeln an der Kölner Straße sollen Wohnungen entstehen. Die Immobilie ist im sogenannten Heimatstil errichtet und knüpft an die Gestaltung der im Jahr 1936 westlich der Schule entstandenen Arbeitersiedlung "Klein Österreich" an.

 Das denkmalgeschützte Gebäude soll umgebaut werden und eine andere Nutzung erhalten. Der Investor will dort Wohnungen einbauen.

Das denkmalgeschützte Gebäude soll umgebaut werden und eine andere Nutzung erhalten. Der Investor will dort Wohnungen einbauen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Bis die Arbeiten an der früheren Erich Kästner Schule beginnen, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Um dort überall Wohnen zu erlauben, muss ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Das dauert erfahrungsgemäß wenigstens zwei Jahre. Bislang ist das Areal überwiegend als Gemeinbedarfsfläche mit der Zweckbindung Schule ausgewiesen. Die Fläche in der ehemaligen Schule beträgt 975 Quadratmeter.

Die DRK-Schwesternschaft Krefeld hat vor Kommunalpolitik den Zuschlag für ein 920 Quadratmetern großes Teilgrundstück an der Ecke zur Jakob-Lintzen-Straße erhalten - zum Sonderpreis. Weil das DRK einen "Neubau für satzungsgemäße Aufgaben unter anderem in der Kranken-, Kinderkranken- und Hospizpflege und der Jugendhilfe" plant, bekommt der neue Eigentümer gleichsam einen Gemeinnützigkeitsrabatt. Die Stadt verlangt 75 Euro pro Quadratmeter, das sind 69.000 Euro in der Summe. Fällt die beabsichtigte Nutzung - die Rede ist von einem Kinder- und Jugendhospiz - weg, wird eine Nachzahlung fällig. Die errechnet sich aus der Differenz des dann gültigen Bodenrichtwerts abzüglich der gezahlten 75 Euro pro Quadratmeter.

 Die Immobilie weist schöne Details auf. Von innen ist ein Erker mit Sprossenfenstern und Kassetten aufgewertet.

Die Immobilie weist schöne Details auf. Von innen ist ein Erker mit Sprossenfenstern und Kassetten aufgewertet.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Stadtverwaltung verbucht das endverhandelte Geschäft als Erfolg: Zur Konsolidierung des defizitären kommunalen Haushalts sind Einnahmen aus dem Verkauf städtischer Immobilien im Entwurf berücksichtigt. Aus dem Plan müssen aber Taten werden, um den Etat der Stadt Krefeld real zu stärken. Nicht alle Verkaufsabsichten lassen sich verwirklichen. Insofern darf Kämmerer Ulrich Cyprian tatsächlich mit 769.000 Euro auf der Habenseite rechen.

(RP)
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