Serie SWK - Einsatz rund um die Uhr Kontrolleure sind für viele ein rotes Tuch

Krefeld · Rund 20 SWK-Angestellte begeben sich täglich auf die Suche nach Schwarzfahrern. Die Stadtwerke greifen hart durch, scheuen sich nicht, Uneinsichtige anzuzeigen und vor Gericht zu ziehen. Eltern sind oft uneinsichtig und verteidigen ihre Kinder.

 Kontrolleure der Stadtwerke überprüfen in den Bussen und Bahnen, ob die Fahrgäste im Besitz eines gültigen Fahrausweises sind. Für ihre Tätigkeit werden sie oftmals angefeindet.

Kontrolleure der Stadtwerke überprüfen in den Bussen und Bahnen, ob die Fahrgäste im Besitz eines gültigen Fahrausweises sind. Für ihre Tätigkeit werden sie oftmals angefeindet.

Foto: Thomas lammertz

Der Berufsstand ist bei vielen nicht besonders angesehen: Die Fahrausweiskontrolleure der Stadtwerke Krefeld müssen sich jeden Tag aufs Neue einiges gefallen lassen. Regelmäßig müssen sie sich Beschimpfungen aus der untersten Schublade und selten auch körperlichen Attacken erwehren. "Unsere rund 20 Prüfer - zum Teil Studenten - sind geschult, nehmen an Deeskalationstrainings und Supervision teil", berichtet Beate Hacke, Teamleiterin Fahrausweisprüfung.

Einigen Fahrgästen fehle einfach das Bewusstsein für ihr Unrecht. "Wir greifen hart durch und scheuen uns nicht, Hausverbote auszusprechen, ein erhöhtes Beförderungsentgelt zu verlangen oder sogar vor Gericht zu ziehen", informierte Beate Hacke. Ein wirksames Instrument, die Interessen der SWK und der öffentlichen Ordnung und Sicherheit durchzusetzen, sei die Videoaufzeichnung aus dem Fahrgastraum. Die könnten, wenn nötig gespeichert werden. Wie in dem Fall von zwei Mädchen, 14 und 16 Jahre alt, die am Bockumer Platz in die Linie 042 eingestiegen seien, ohne ihr Vierer-Ticket zu entwerten. Die Ausreden dazu: vergessen oder der Entwerter sei defekt.

Das hätten die Prüfer natürlich kontrolliert. Später habe sich der Vater bei den SWK gemeldet und die Mitarbeiter aufs Übelste beschimpft und gedroht. Die Mädchen hatten zu Hause offenbar eine andere Version erzählt. Sie seien von den Kontrolleuren überrumpelt worden. "Der Fall ging vors Amtsgericht", erzählt Beate Hacke. Und ging zugunsten der SWK aus - dank der Videoaufzeichnung, die die Schilderungen der Prüfer untermauerte. Die Mädchen mussten bei jeweils 60 Euro erhöhtes Beförderungsentgelt zahlen. "Den Betrag haben wir bis heute nicht bekommen."

Eine andere Art der Straftat, die als solche kaum bekannt ist, tauche relativ oft auf, erklärte Beate Hacke: zum Beispiel mit einem Schokoticket fahren, obwohl es für eine andere Person ausgestellt sei. Geber und Nehmer würden wie Urkundenfälscher behandelt und könnten mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden, betonte die Teamleiterin Fahrausweisekontrolle bei den SWK Mobil.

Der Rekordschwarzfahrer im vergangenen Jahr sei etwa 20 Mal ohne gültigen Fahrausweis unterwegs gewesen. Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ließen sich die Eltern oftmals "Geschichten einfallen", die als Erklärung für das Verhalten herhalten sollen.

Ein anderes Kapitel, das ebenfalls zu erheblichen Kosten im Unternehmen führt, sind Sachbeschädigungen in und an den Fahrzeugen und Haltestellen. Da werde geschmiert, gekratzt und gekokelt: Als Kontrolleure auf einen Jugendlichen hingewiesen wurde, der das Polster einer Armlehne und den Dichtungsgummi am Fenster mit der Flamme aus einem Feuerzeug bearbeitet hatte, war ein gemeinsamer Termin mit Beschuldigtem, Mutter, Polizei, Lehrer und SWK-Mitarbeiter fällig. "Der Junge war über 14 und strafmündig", berichtete Beate Hacke. Im Beisein der Mutter schwieg der Schüler, die Mutter verteidigte ihn hartnäckig: so etwas tue ihr Sohn nicht. In einem Vier-Augen-Gespräch mit den SWK habe der Betreffende seine Schuld eingestanden. der Schaden habe weit über 1000 Euro betragen. Die Lösung bestand darin, sich freiwillig um Arbeit in einer gemeinnützigen Einrichtung zu kümmern und der Mutter die Sachbeschädigung zu gestehen. "Für die Mutter war das der Schock ihres Lebens", sagte Beate Hacke. Die Versicherung dürfte für den Fall nicht eingetreten sein, schließlich habe der Junge vorsätzlich, aber zumindest grob fahrlässig gehandelt.

Der überwiegende Teil der Fahrgäste und auch der Schüler verhielten sich korrekt. Es seien nur einige wenige, die auffällig würden. Und noch weniger, die sich mit Beschimpfungen oder gar Angriffen gegen die Kontrolleure zur Wehr setzen. "Aber unserer Prüfer haben ein dickes Fell", sagte die Teamchefin. Gleichwohl bleibe solches Verhalten nicht ungeahndet. Ihre gut geschulten Prüfer sprächen insgesamt zehn verschiedene Sprachen. "So können wir schon auf einen großen Teil auch der ausländischen Fahrgäste aufklärend und beratend zugehen", betonte Beate Hacke.

(RP)
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