Krefeld Kopftuchverbot in Fitness-Studio

Krefeld · Einer Krefelder Gymnasiastin ist verboten worden, im Fitness-Studio "All Inclusive" ihr Kopftuch zu tragen. Die Geschäftsführung argumentiert, dass es in anderen Studios früher Streit über die Kopftücher gegeben habe.

 Yeliz Vardar vor dem Fitnessstudio "All Inclusive".

Yeliz Vardar vor dem Fitnessstudio "All Inclusive".

Foto: Thomas Lammertz

Die Krefelder Gymnasiastin Yeliz Vardar (21) ist bei ihrer Anmeldung im Fitness-Studio "All Inclusive Fitness" Gutenbergstraße ein Kopftuchverbot für den Fall der Mitgliedschaft erteilt worden. "Mir wurde gesagt, das sei aus hygienischen Gründen", sagte Vardar unserer Redaktion.

Der Geschäftsführer von "All Inclusive Fitness", Nico von der Heide, bestätigte am Donnerstag: "Es stimmt, dass bei uns keine Kopftücher getragen werden dürfen. Wir wollen damit Streitpotenziale vermeiden."

In anderen Studios der Kette habe es unter den Gästen schon Streit über Kopftücher als Ausdruck von Religiosität gegeben. Der Geschäftsführer führt außerdem gesundheitliche Gründe an: "Es gibt Indikationen, dass umfassende Kopfbedeckung bei hoher Trainingsleistung zu Schwindelgefühlen führen kann."

Yeliz Vardar kann die Argumente nicht nachvollziehen. Als sie nachgefragt habe, was am Kopftuch unhygienisch sei, habe man ihr gesagt: "Bei uns dürfen Männer auch nicht mit Muskelshirt trainieren, nur mit T-Shirt." Yeliz Vardar sagt: "Das Argument ist lächerlich, im einen Fall wird zu wenig Bekleidung verboten, im anderen Fall zu viel."

Sie trage das Kopftuch aus religiösen Gründen — als einzige Frau in der Familie. "So direkt ist mir noch nie gesagt worden, dass mein Kopftuch nicht erwünscht ist", sagt die Schülerin der Klasse 13 des Gymnasiums Horkesgath. Laut Geschäftsführer von der Heide würden 90 Prozent der Kopftuchträgerinnen das Verbot akzeptieren. "Nur ein bis zwei Prozent fühlen sich falsch verstanden."

Auf einen zweiten Fall von möglicher Diskriminierung in dem Fitness-Studio macht die Gewerkschaft IG Metall aufmerksam. Sie engagiert sich im Rahmen der Kampagne "Respekt" ("Kein Platz für Rassismus") und sieht die Rechte von Krefeldern mit Migrationshintergrund bei "All Inclusive Fitness" stark beschnitten.

Bereits Mitte Oktober meldete sich der Krefelder Hasim Cantürk (37), Betriebsrat bei ThyssenKrupp Nirosta, bei dem Fitness-Studio an — mit einem deutschen Freund. Beide unterzeichneten die Unterlagen für ein spezielles Mitgliedsangebot, das nur bis zum 31. Oktober gültig war.

Nach dem Urlaub erwartete Cantürk den schriftlichen Beleg seiner Mitgliedschaft, er habe jedoch keine Post erhalten. Daraufhin habe er seinen deutschen Freund gefragt — der war längst Mitglied geworden. Cantürk, der als hier Geborener die deutsche Staatsangehörigkeit hat, rief die Hotline des Studios an. Dort teilte man ihm mit, dass es zu viele Anmeldungen gegeben habe.

Später habe Cantürk erfahren, dass andere, die sich nach ihm anmeldeten, dennoch aufgenommen wurden. "Ich wohne seit 37 Jahren hier, so was ist mir noch nie passiert", sagt Cantürk. "Ich lebe gerne hier in Deutschland, ich erfülle alle meine Pflichten, habe aber auch Rechte." Geschäftsführer Nico von der Heide streitet eine Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund ab.

Den Krefelder Fall stellt er wie folgt dar: Weil die Bewerberzahl zu hoch war, habe man sich zu einem Losverfahren entschieden. Einfach nach Datum der Anmeldung auszuwählen, sei nicht möglich. "Wir sind wegen des Gleichbehandlungsgesetzes dazu gezwungen, zu losen." Sein Unternehmen steht für Toleranz: "Ich behaupte, dass mehr als die Hälfte meiner Mitarbeiter Migrationshintergrund hat."

(RP/jco)
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