Krefeld Kostenlawine durch Stadthaus und Stadtwaldhaus

Krefeld · Die Kosten für Großimmobilien der Stadt laufen aus dem Ruder: Das Stadtwaldhaus ist offenbar in einem sehr viel schlechteren Zustand als bekannt; die Sanierungskosten für das Stadthaus werden mittlerweile auf mindestens 65 Millionen Euro geschätzt.

 Das Stadtwaldhaus ist offenbar schwer sanierungsbedürftig; wenn nichts getan wird, verfällt die Betriebsgenehmigung, sagt die Stadt.

Das Stadtwaldhaus ist offenbar schwer sanierungsbedürftig; wenn nichts getan wird, verfällt die Betriebsgenehmigung, sagt die Stadt.

Foto: Lammertz

Auf die Stadt Krefeld rollt eine immer größer werdende Kostenlawine zu: Das Stadtwaldhaus muss nach Schätzungen der Verwaltung für mindestens 3,5 Millionen Euro saniert werden; die Kosten für die Sanierung des Stadthauses werden mittlerweile auf mindestens 65 Millionen Euro geschätzt - zuletzt war noch von 50 Millionen die Rede. Bei den Fraktionen von CDU und SPD, die aller Voraussicht nach über diese Posten im städtischen Haushalt entscheiden werden, macht sich mittlerweile Erschrecken über diese Kostenentwicklungen breit. Allein die Projekte Stadthaus und Seidenweberhaus würden mindestens 110 Millionen Euro binden.

Die Frage, ob man nicht besser für weniger Geld eine Kombi-Lösung "Stadthaus plus Veranstaltungshalle" bauen sollte, gewinnt angesichts der maroden Krefelder Haushaltslage an neuer Dringlichkeit. Diese Idee war verschiedentlich vorgetragen worden; von der SPD ebenso wie von dem früheren Oberbürgermeister Gregor Kathstede. Als Standort war der Theaterplatz ebenso im Gespräch wie der Platz hinterm Bahnhof.

 Erst 35, dann 50, jetzt 65 Millionen Euro - die Schätzungen für die Kosten der Sanierung des Stadthauses kennen nur eine Richtung: nach oben.

Erst 35, dann 50, jetzt 65 Millionen Euro - die Schätzungen für die Kosten der Sanierung des Stadthauses kennen nur eine Richtung: nach oben.

Foto: Lammertz

Im Falle des Stadthauses stehen die Kommunalpolitiker allerdings unter erheblichem Druck: Das Stadthaus des Architekten Egon Eiermann gilt als architektonisches Juwel der Moderne; es gibt Stimmen, die sagen, Krefeld würde sich blamieren, wenn die Stadt aus Kostengründen einen solchen Bau dem Verfall preisgeben würde. Andererseits befürchten die Ratspolitiker, dass auch die 65-Millionen-Marke nicht das Ende der Fahnenstange ist und mit weiteren Kostensteigerungen wie beim Kaiser-Wilhelm-Museum zu rechnen ist.

Das Stadthaus wäre nicht der einzige Eiermann-Bau, der verrottet, weil die Sanierungskosten einfach zu hoch sind. In Stuttgart-Vaihingen wird seit 2009 um die Zukunft des sogenannten Eiermann-Campus gestritten. Für den Komplex - wie das Krefelder Stadthaus besteht er ursprünglich aus Industriebauten und beherbergte früher die IBM-Zentrale - findet sich kein Investor, der die immensen Kosten einer denkmalgerechten Sanierung tragen will. Auch die Stadt war nicht bereit, die Kosten zu schultern. Dabei ist das aus vier Gebäuden bestehende Ensemble in Vaihingen sogar jünger als der Krefelder Bau: Eiermann hat die IBM-Zentrale in den Jahren zwischen 1969 und 1972 gebaut; das Stadthaus entstand Anfang der 50er Jahre. Verlässliche Zahlen für Krefeld erwarten sich Stadt und Rat von der Analyse des Düsseldorfer Architekturbüros Rhode, Kellermann, Wawrowsky (RKW). Ihre Expertise wird für die nächsten Wochen erwartet.

Die Lage am Stadtwaldhaus ist offenbar ernst. Planungsdezernent Linne hatte in einer Fraktionsvorsitzendenkonferenz von dem Sanierungsbedarf berichtet. Die Stadt als Eigentümerin ist in Zugzwang: Ohne Sanierung würde die Betriebsgenehmigung erlöschen, hieß es. Die Entscheidung muss schnell fallen, weil der Pächter Planungssicherheit braucht: Er hat bereits für 2018 Saalbuchungen.

(RP)
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