Krefeld Kraftwerksbeteiligung: Ausstieg kostet SWK 30 Millionen Euro

Krefeld · Die Beteiligung am Steinkohlekraftwerke Gekko wurde zum Millionengrab mit Verlusten statt einer Rendite von mehr als zehn Prozent.

Der Ausstieg der Stadtwerke Krefeld aus der Beteiligung am Steinkohlekraftwerk Gekko in Hamm hat den zu 100 Prozent städtischen Konzern nach eigenen Angaben "insgesamt circa 30 Millionen Euro nach Steuern" gekostet. Diesen Betrag nannten die SWK-Vorstände Carsten Liedtke und Kerstin Abraham im nicht-öffentlichen Teil einer Ratssitzung im vergangenen Jahr. Mit Zustimmung von Rat und Aufsichtsrat einigten sich die Stadtwerke mit dem Hauptgesellschafter RWE über einen Ausstieg zum 31. Dezember 2015 (wir berichteten).

RWE hatte insgesamt 23 Stadtwerke mit hohen Renditeversprechen gelockt, sich zu beteiligen. Die Krefelder haben die Zahlen von der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Wibera durchrechnen lassen. Demnach hofften die SWK, dass sich ihr eingesetztes Kapital mit 7,6 Prozent verzinst. Nachdem die Art der Beteiligung feststand, erhöhte sich die Renditeerwartung im Jahr 2007 sogar auf 9,1 später - im darauffolgenden Jahr - auf 10,5 Prozent.

Doch die Zahlenspielereien erwiesen sich bald als Makulatur. Zum einen verlief der Bau des rund zwei Milliarden Euro teuren Kraftwerks nicht reibungslos und verzögerte sich bei steigenden Kosten. Zum anderen entwickelte sich der Energiemarkt nach dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima anders als erwartet. Der Verlust der Stadtwerke sei auch nicht durch den Verkauf ihrer Anteile entstanden, sondern durch den Ausstieg aus einem Vertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren. "Der Verlust trat durch die vorzeitige Ablösung des langfristigen Stromliefervertrags mit dem Gemeinschaftskraftwerk Steinkohle Hamm GmbH & Co KG (GSH) ein", informierten die SWK-Vorstandsmitglieder die Kommunalpolitik. Die Produktionskosten für die Energie seien deutlich höher als die Marktpreise. Die sind deshalb so stark gesunken, weil durch den Einsatz von Sonnen- und Windenergie ein Überangebot entstand. Die Megawattstunde Strom (Base) wurde zum Jahresbeginn 2008 mit rund 80 Euro an der Strombörse gehandelt. Im September 2015 lag der Preis pro Einheit nur noch knapp unter 30 Euro.

Die Stadtwerke gehen davon aus, dass sie mit ihren in weiser Voraussicht bilanzierten Drohverlustrückstellungen zurechtkommen und das durch die Millionenverluste aus der Gekko-Beteiligung "keine negativen Auswirkungen auf das im Rahmen der Wirtschaftsplanung prognostizierte Jahresergebnis 2015 entstehen".

Sollte dies wider erwarten anders sein, bedarf es vor der Vertragsunterzeichnung über den Ausstieg aus der Beteiligung am Gekko-Kraftwerk eines neuen Beschlusses durch den Aufsichtsrat der Stadtwerke, informierten Liedtke und Kerstin Abraham seinerzeit hinter verschlossnen Türen im Krefelder Rathaus.

(RP)
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