Krefeld Krankheitswelle bei Kaninchen

Krefeld · Viele Kaninchen auf Stadtgebiet verenden derzeit an Myxomatose. Experten sehen den Grund in der Überpopulation. Früher regelten Jäger den Kaninchenbestand – wegen Anwohnerprotesten schießen sie mittlerweile seltener.

 Kaninchen auf dem Gelände des Campus Fichtenhain. An vielen Stellen auf Stadtgebiet ist die Kaninchenpopulation derzeit hoch – weil die Jäger immer seltener schießen.

Kaninchen auf dem Gelände des Campus Fichtenhain. An vielen Stellen auf Stadtgebiet ist die Kaninchenpopulation derzeit hoch – weil die Jäger immer seltener schießen.

Foto: Bastian Königs

Viele Kaninchen auf Stadtgebiet verenden derzeit an Myxomatose. Experten sehen den Grund in der Überpopulation. Früher regelten Jäger den Kaninchenbestand — wegen Anwohnerprotesten schießen sie mittlerweile seltener.

Auffällig viele Kaninchen kauern derzeit zitternd in Krefelder Parks, Kleingärten und Wäldern am Boden. Aus dem Stadtwald wurden zuletzt Funde gemeldet, auch in der Kleingartenanlage Stadtmitte wurden sie gesehen.

Die Tiere leiden an Kaninchenpest (Myxomatose), einer vorwiegend durch Insekten übertragenen Tierkrankheit, die zu Entzündungen der Schleimhäute vorrangig am Kopf führt und oft innerhalb weniger Tage tödlich endet. "Jahreszeitlich bedingt kommt es im Herbst verstärkt zu Erkrankungen, da jetzt die Bestandsdichte am höchsten ist", sagt der Krefelder Tierarzt Josef Gossen.

Kaum noch Jäger im Einsatz

Vermieden werden könnte die Ausbreitung der Krankheit aus Sicht der Krefelder Jäger dadurch, dass mehr Tiere erlegt werden — bei kleinerer Population sinkt die Ansteckungsgefahr. Doch neue Gesetzesvorschriften schränken die Handhabe ein. Noch vor wenigen Jahren wurde die Kreisjägerschaft oft kontaktiert, wenn in bestimmten Gebieten die Kaninchenpopulation zu groß wurde.

"Mittlerweile machen das aber viele Jäger nicht mehr, weil sie sich nicht selten Ärger mit Anwohnern einhandeln", erklärt Carl Wiegand, Vorsitzender der Kreisjägerschaft in Krefeld. Zusätzlich erschwert würde das Jagen dadurch, dass den Jägern in bestimmten Bereichen der Einsatz von Schalldämpfern durch die Polizei NRW verboten sei. "Eine Konsequenz aus dem Waffengesetz nach den Amokläufen vor einigen Jahren." Deshalb würde es innerhalb von Wohngebieten oder Parks häufiger zu Myxomatose-Fällen bei Kaninchen kommen, seltener aber auf dem Friedhof.

Die Zahl der von Jägern erlegten Kaninchen ist ein deutlicher Hinweis auf die Population: In den Sechziger Jahren wurden in Krefeld rund 3000 Wildkaninchen pro Jagdsaison erlegt. 1978 wurde mit knapp 9000 erlegten Wildkaninchen der höchste Wert erreicht, seitdem war die Zahl rückläufig auf nur noch 1100 im Jahr 2003.

Seitdem ist die Zahl aber angestiegen, auf 2000 im Jahr 2010, bisher sind in der Jagdsaison 2011 1943 Wildkaninchen erlegt worden, die meisten davon aber nicht in Wohngebieten. Dort bleibt die Population hoch, und somit die Seuchengefahr.

Manfred Rundholz, Vorsitzender des Kleingartenvereins Stadtmitte, hat in diesem Jahr viele kranke Tiere bemerkt. "Viele Familien sprechen ich an, sind in Sorge", sagte er. Tierarzt Gossen entwarnt: "Es besteht keine direkte Gefahr für Menschen, auch nicht für andere Haustiere."

(RP)
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