Brauchtum in Krefeld Alle Kinder dürfen im Martinszug mitgehen

Krefeld · Zwei Grundschulen in Krefeld wollten nicht den ganzen Martinszug mitgehen. Ein Grund: Die Zugstrecke von fünf Kilometern sei für die Kinder zu lang. Der Bürgerverein lud die Schulen aus. Jetzt stellte der Organisator klar, dass sich einzelne Kinder dem Zug dennoch anschließen dürfen.

 "Natürlich können sich einzelne Kinder unserem Zug dennoch anschließen und selbstverständlich auch eine Tüte bekommen", sagt Organisator Hess.

"Natürlich können sich einzelne Kinder unserem Zug dennoch anschließen und selbstverständlich auch eine Tüte bekommen", sagt Organisator Hess.

Foto: Bsn

Das Telefon von Martinszug-Organisator Klaus Hess steht nicht still. Nachdem unsere Redaktion exklusiv berichtet hatte, dass der Bürgerverein Lehmheide die beiden Grundschulen des Bezirks von der Teilnahme am Martinszug ausgeschlossen hat, schlagen die Wellen hoch. Der Vorsitzende des Martins-Komitees im Südwestbezirk kann dem Wirbel um die Entscheidung des Bürgervereins aber auch Gutes abgewinnen: "Die vielfältigen Reaktionen haben mir gezeigt, dass es für das Brauchtum und dessen Erhalt eine sensible Wahrnehmung gibt."

Ihn haben in den vergangenen Tagen viele Mails von Eltern der betroffenen Schüler aus der Buchen- und Regenbogenschule erreicht. "Mütter schrieben von Tränen der Enttäuschung, die ihre Kinder geweint hätten", sagt er. Für sie gibt es gute Nachrichten: "Natürlich können sich einzelne Kinder unserem Zug dennoch anschließen und selbstverständlich auch eine Tüte bekommen." Die Karten für die Tüten werden im Rahmen von Haussammlungen oder auch in der Bäckerei am Lutherplatz verkauft.

Der Zug findet am 18. November statt, die Aufstellung ab 16.45 Uhr in der Buchenstraße. Für Kinder, die am Zug teilnehmen möchten, wird eine Möglichkeit geschaffen, sich am Zugende einzureihen, sagt Hess. "Die Kinder können in Begleitung eines Elternteils mitlaufen. Wünschenswert wäre es, wenn möglichst wenige Elternteile mitgehen würden oder ein Elternteil mehrere Kinder begleitet."

Auch in den sozialen Medien wird das Thema kontrovers diskutiert. Insbesondere die Länge der Laufstrecke, in Lehmheide sind das rund fünf Kilometer, steht im Mittelpunkt des Disputs. Denn die Schulleitung der Regenbogenschule, deren Kinder eine Teilstrecke von drei Kilometern hätten mitziehen sollen, hatte geklagt, den Kindern sei der Weg zu lang. "Ich denke, das ist das Ergebnis davon, dass die Kinder heute kaum noch zu Fuß gehen. Wir sind früher zur Schule gelaufen und wurden nicht mit dem Auto bis vor das Schultor kutschiert", schreibt eine Frau. Eine andere spricht von "Verweichlichung". Und eine weitere Userin meint: "Da müssen die Lehrkräfte und Kinder durch. Warm anziehen und Vollgas...".

Andere Leser stellen sich auf die Seite der Schule: "Fünf Kilometer, das ist echt eine Hausnummer", "Fünf Kilometer sind zu lang, basta", oder: "Nicht alle Kinder sind Sportler". Einige Kommentatoren glauben schließlich daran, dass nicht die Kinder, sondern die Lehrer "zu faul zum Laufen" seien oder vielleicht sogar "lieber frei hätten". Der Kommentar: "Wenn man mit dem Zug zieht, dann auch bis zum Ende", findet viel Zustimmung. Auf Kritik hingegen stößt die Aussage der Schulleiterin, Flüchtlingskinder hätten Angst vor Dunkelheit und Feuer. Ein User, der ehrenamtlich Flüchtlinge im Quartier betreut, schreibt: "Wir kennen und betreuen viele Familien im Bezirk. Uns ist nicht ein Flüchtlingskind bekannt, das Angst vor der Dunkelheit und oder Feuer hat." Ein anderer meint, es sei eine "Frechheit, Flüchtlingskinder und deren angebliche Ängste als Begründung vorzuschieben". Und: "Eine Frechheit, diese ganzen Befindlichkeiten auf dem Rücken von Kindern auszutragen! Jeder Beteiligte sollte sich in Grund und Boden schämen."

Eine Reihe von Kommentatoren treibt unter anderem die Sorge um, dass das Brauchtum generell in Gefahr sei und dass an den beiden Schulen mit ihrem Multi-Kulti-Einzugsgebiet christliche Traditionen unerwünscht seien. Einig sind sich fast alle User darin, dass St. Martin eine der schönsten Traditionen sei, um die "gekämpft" werden müsse. Mehrere Eltern beider Schulen kommentieren, sie wollten sich nun dafür einsetzen, dass der Brauch rund um die Mantelteilung weiter gelebt wird.

(RP)
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