Krefeld Krefeld als Naturwaldgemeinde ausgewiesen

Krefeld · Erneut hat der Naturschutzbund Krefeld als Naturwaldgemeinde ausgezeichnet. Zuvor hat er über Monate hinweg kontrolliert, ob die Stadt die Kriterien einhält. Sie entnimmt dem Wald weniger Holz, als sie eigentlich dürfte.

 Rückepferd Indigo bei der Arbeit mit Pferdeführer Roman Dzulaj.

Rückepferd Indigo bei der Arbeit mit Pferdeführer Roman Dzulaj.

Foto: Lothar Strücken

Krefeld ist jetzt erneut - zum dritten Mal - vom Naturschutzbund (Nabu), Bezirk Krefeld-Viersen, als Naturwaldgemeinde ausgezeichnet worden. Dessen Vorsitzender, Reiner Rosendahl, überreichte die Urkunde gestern auf dem Hülser Berg an Umweltdezernent Thomas Visser. Diese Auszeichnung ist in Deutschland inzwischen einmalig, weil seit deren bundesweiter Einführung 1996 nur noch der Krefeld-Viersener Nabu mit Forstwirt Franco Cassese über einen Fachmann verfügt, der das Einhalten der Voraussetzungen überprüfen kann.

Kriterien für die Auszeichnung sind unter anderem der Verzicht auf Kahlschlag, auf den Einsatz von Chemie und - wo möglich - der Einsatz einer sanften Betriebstechnik, wie sie durch das Rückepferd Indigo gewährleistet wird. Darüber hinaus soll stehendes, liegendes und hängendes Totholz gefördert, das heißt auch Höhlenbäume beispielsweise für den Specht, und Horstbäume für die Nester von Greifvögeln, gefördert werden. Außerdem sollen die Waldränder als Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäuger gestaltet und gepflegt werden, erläuterten Rosendahl und seine Nabu-Vorstandskollegen Knut Habicht - auch Mitglied des Landschaftsbeirats (neuerdings: Naturschutzbeirat) der Stadt - und Franco Cassese. Letzterer hat in den vergangenen Monaten genauestens geprüft, ob die genannten Voraussetzungen für die Auszeichnung eingehalten werden. Das geschieht seit Einführung der Auszeichnung alle zehn Jahre.

Wo immer es möglich ist, lässt es die Naturwaldgemeinde zu, dass sich der Wald durch die Samen der erwünschten Altbäume auf natürliche Weise verjüngt. Nicht dazu gehören die flachwurzelnden Roteichen und die krankheitsanfälligen Stileichen, die zumindest nicht flächendeckend oder als Reinbestand wachsen sollen.

"Das alles geht nur, weil Krefeld zu mehr als 90 Prozent Laubwald im Eigentum hält", sagte Stadtförster Arno Schönfeld-Simon und erklärte, dass die Stadt durch Kalkungen das Bodengefüge stabilisiere, weil durch erhöhten pH-Wert organische Substanzen in anorganische Nährstoffe umgewandelt werden. Baumfällungen seien nötig, damit für Nachwuchs genügend Licht bis zum Boden durchdringen könne. Die Bäume werden von Feuerwehrleuten gefällt, die so den Umgang mit der Kettensäge üben können.

Verwaltung, Politik und Naturschützer seien sich darüber einig, dass die gut 1000 Hektar umfassenden Krefelder Waldflächen mit 29 Laub- und zehn Nadelbaumarten nicht als reiner Nutz-, sondern als Erholungswald dienen sollen, sagte Visser. "Aus dem jährlichen Zuwachs von 6000 Festmetern Holz dürften wir eigentlich 3800 Festmeter entnehmen und verkaufen. Tatsächlich entnehmen wir dem Wald aber maximal 2800 Festmeter.

Vor zehn Jahren, so der Stadtförster, hatte der Krefelder Wald im Vergleich zu einem Normalwald - bedingt durch die Holzentnahme in den Nachkriegsjahren - noch einen Untervorrat von 13 Prozent. "Jetzt haben wir ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis." Langfristig beabsichtigt die Stadt, den Wald so umzubauen, dass anstelle der Rot- und Stileichen, die gerade im Stadtwald sehr verbreitet seien, Buchen wachsen. Schönfeld-Simon: "Die wachsen hier optimal, sind vital und verjüngen sich in relativ kurzer Zeit."

(RP)
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