Krefeld Krefeld belegt bei Gewerbesteuern jetzt Spitzenplatz im IHK-Bezirk

Krefeld · Nirgendwo sonst im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein zahlen Firmen so hohe Gewerbesteuern wie in Krefeld. Eine Rechnung des Bundes der Steuerzahler zeigt, wie sich dies auf die Firmen auswirkt.

Krefeld ist nicht die einzige Stadt im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein, die die Gewerbesteuerhebesätze erhöht. Auch die Stadträte von Korschenbroich, Rommerskirchen, Brüggen, Grefrath und Niederkrüchten haben Erhöhungen um vier bis 25 Punkte beschlossen. In keiner anderen Stadt des IHK-Bezirks allerdings wurden die Gewerbesteuern so drastisch angezogen wie in Krefeld: von 440 auf 480 Prozentpunkte. "Die Stadt Krefeld ist damit nun die steuerteuerste Stadt in der Region", urteilt die IHK in einer neuen Vergleichsrechnung. Die genaue Betrachtung zeigt aber auch: Im Vergleich der kreisfreien Städte in NRW belegt Krefeld mit 480 Punkten einen Platz im Mittelfeld.

Was bedeutet die Erhöhung für die Firmen? Unsere Zeitung bat den Bund der Steuerzahler NRW um Auskunft. Steuerexperte Eberhard Kanski erklärte, dass eine Anhebung des Gewerbesteuer-Hebesatzes von 440 auf 480 Prozentpunkte bedeutet, dass ein Einzelunternehmer, der 50 000 Euro Jahresgewinn macht, eine Mehrbelastung von rund 350 Euro jährlich tragen müsse. Bei einer GmbH, die ebenfalls 50 000 Euro Gewinn macht, würden rund 700 Euro mehr Gewerbesteuern fällig. Es handelt sich hierbei allerdings um eine grobe Modellrechnung. Die Industrie- und Handelskammer betont, dass der Gewerbeertrag, der zur Berechnung der Gewerbesteuerzahlungen herangezogen wird, nicht mit dem bilanziellen Gewinn gleichzusetzen ist. "Durch die Hinzurechnung ertragsunabhängiger Elemente wie Fremdfinanzierungskosten und Finanzierungsanteile an Mieten, Pachten, Leasingraten und Lizenzen können sogar Unternehmen zur Gewerbesteuer herangezogen werden, die keinen echten Gewinn erwirtschaften", sagt IHK-Sprecher Gregor Werkle.

Krefeld konkurriert mit anderen Standorten um die Ansiedlung gewerbestarker Unternehmen. Im Rheinland hat die Gemeinde Monheim den niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz von 280 Punkten - als einzige Kommune im Rheinland hat Monheim die Gewerbesteuer gesenkt. Das heißt, dass der Gewerbeertrag dort einem Steuersatz (Hebesatz multipliziert mit dem Gewerbesteuermessbetrag) von 9,8 Prozent unterliegt, während dieser in Krefeld bei einem Hebesatz von 480 Punkten fortan bei 16,8 Prozent liegt. Eine Kapitalgesellschaft mit einem Gewerbeertrag von einer Million Euro müsste, so die IHK, in Krefeld ab dem Jahr 2015 also 168 000 Euro Gewerbesteuern zahlen. Im Jahr 2014 lag der entsprechende Wert noch bei 154 000 Euro. In Monheim müsste das gleiche Unternehmen 98 000 Euro Steuern zahlen. Bei einer Personengesellschaft mit einem Gewerbeertrag von 50 000 Euro läge der zu zahlende Betrag in Krefeld bei 4 284 Euro (vor 2015: 3 927). In Monheim müsste der gleiche Betrieb nur 2 499 Euro zahlen.

Monheim ist die einzige Stadt im Rheinland, die in den vergangenen Jahren den Hebesatz für Gewerbesteuern gesenkt hat. Eberhard Kanski vom Bund der Steuerzahler verweist aber auf die Stadt Langenfeld, die in den Neunzigern ebenfalls regelmäßig den Hebesatz reduzierte. Ratingen habe seit 20 Jahren einen konstanten Steuersatz. Düsseldorf sei es mehrfach gelungen, den Hebesatz zu reduzieren. "Die Steuerzahler wurden insbesondere in der Zeit unter OB Joachim Erwin regelmäßig an den städtischen Konsolidierungserfolgen beteiligt", lobt Kanski. "In Krefeld sieht dies aktuell anders aus." Dabei zeigte Krefeld 25 Jahren lang ebenfalls Konstanz, hielt den Hebesatz bei 440 Punkten. Kanski betont die Wichtigkeit des Hebesatzes für die Unternehmen: "Der Gewerbesteuerhebesatz ist neben Aspekten wie Grundstückspreise, Arbeitskräfteangebot, Schul- und Kulturangebot, Verkehrsanbindung nach wie vor ein wichtiger Standortfaktor. Es liegt auf der Hand, dass höhere Unternehmensabgaben, zumal spät im Jahr beschlossen, nicht zwingend die Attraktivität eines Standortes verbessern." Er empfiehlt Krefeld, die "Erfolgsformel" von Düsseldorf, Monheim, Ratingen und Langenfeld anzuwenden.

Kämmerer Cyprian hingegen befindet sich in der Bredouille. Krefeld könne sich den niedrigen Gewerbesteuerhebesatz von 440 Prozentpunkten nicht mehr leisten, hatte er im Dezember im Rat bei der Haushaltseinbringung argumentiert.

(RP)
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