Fashionworld eröffnet Krefeld feiert "Lange Nacht der Seide"

KRefeld · Vor 400 festlich gewandeten Gästen, mit einem bestens aufgelegten Moderatoren-Duo, bei dem vor allem Marijke Amado mit Witz und Ironie überzeugte, und mit glänzenden Mode-Shows ist am Freitag in der "Langen Nacht der Seide" das Fashionworld-Wochenende in Krefeld eröffnet worden, zu dem bis zu 500.000 Gäste erwartet werden.

"Lange Nacht der Seide" als Auftakt zur Fashionworld
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"Lange Nacht der Seide" als Auftakt zur Fashionworld

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Nieselregen und ein kräftiger Regenguss legten die pragmatischen Schwächen im Konzept des Abends offen, der den Glanz einer Gala mit betont lockeren Elementen eines Stehempfangs verknüpfen wollte und schlicht voraussetzte, dass es das Wetter gut meinte - am Niederrhein bekanntlich eine kühne Annahme: Es fehlte an überdachten Sitzplätzen, die Gäste mussten im großen Dome-Zelt am Dionysiusplatz stehen, und bei einem Regenguss konnte man das Hauptzelt minutenlang nur durch einen kleinen Wasservorhang betreten.

Die eigentliche Show packte immer dann, wenn es um das ging, was im Mittelpunkt der Fashionworld steht, der Nachfolgeveranstaltung der "Größten Straßenmodenschau der Welt": Mode.

Auch das Moderatoren-Duo war glücklich gewählt: Enie van de Meiklokjes und Marijke Amado ergänzten sich fabelhaft. Vor allem die Niederländerin Amado ging immer wieder ironisch auf ihr Alter (sie ist Jahrgang '54) und den Ruf ihrer Landsleute ein, im Wohnmobil praktisch überall zu sein.

Amado berichtete, sie sei schon als Kind im Wohnmobil mit ihrer Familie oft an Krefeld vorbeigefahren, und ihr Vater habe stets gesagt: Das sei die Stadt wie Samt und Seide. Lange habe sie geglaubt, dass "in Krefeld nur Märchen stattfinden" — und so fragte sie Oberbürgermeister Gregor Kathstede, ob das stimme. Kathstede blieb bei der Wahrheit, sagte "Nein" — was Amado offenbar so beeindruckte, dass sie ankündigte, ihn mit in ihr Wohnmobil zu nehmen.

Enie van de Meiklokjes gefiel besonders, als sie sich als waschechte Potsdamerin offenbarte, die mit Holland nur so viel zu tun hat, als dass sie einen niederländisch klingenden Künstlernamen hat und im holländischen Viertel Potsdams geboren wurde — zum Beleg fing sie an zu berlinern, dass es eine Freude war. Sie trug ein schwarzes Spitzenkleid mit dazu passendem schwarz-silbernem Kopfputz — ein Ding mit Fühlern und Flügeln (oder Insektenaugen?) wie bei einer hochadeligen Bienenkönigin, die die Farbe Schwarz bevorzugt.

Sie bescheinigte dem Krefelder Publikum, lustig zu sein, und behauptete, dass Frauen Männer, die etwas zu sagen hätten, sexy fänden. Insgesamt war sie niedlich anzusehen und passte mit ihrem jugendlich-sympathischen Auftreten (sie ist Jahrgang '74) sehr gut zur älteren Amado, die mit leicht rauchiger Whisky-Stimme die Erfahrene neben dem Jungvolk gab und schon mal Krawattenkönig Jan-Henrik Scheper-Stuke hoppnahm, indem sie ihn beschrieb als Typ mit "Brillchen und zurückgekämmten Haaren", wie man es aus den 30er Jahren kenne.

Scheper-Stuke, der die Berliner Krawattenmanufaktur Edsor Kronen erfolgreich führt, trug zwar Fliege, lobte aber die Krawatte, begrüßte es besonders, dass auch die Jugend wieder Krawatte trage, denn: "Die Tyrannei der 68er ist vorbei." Zu Amado gewendet, sagte er: "Das offene Brusthaar wollen wir nicht sehen" - was sie lächelnd mit einem "nicht immer" quittierte.

Der eigentliche Star war die Mode

Der eigentliche Star des Abends aber war die Mode. Der niederländische Fashiondesigner Monique Collignon zitierte in seiner Kollektion auffällig viele Uniformelemente, die vielfach verspielt abgewandelt in Schnitten und Accessoires auftauchten. Vier Awards wurden verliehen - die Finalisten bestritten jeweils eine eigene Show: der German Lifestyle Award in der Kategorie Design-Nachwuchs, der German Lifestyle Award in der Kategorie Nachhaltigkeit, der German Lifestyle Award in der Kategorie Style und - als Hauptpreis, der die "Goldenen Seidenschleife" von früher ersetzt - der German Lifestyle Award in der Kategorie Mode & Marketing.

Preisträgerin ist die Designerin Anja Gockel, eine kreuzsympathische Frau und Mutter von vier Kindern. Auf die Frage, wie man Familie und Unternehmensführung unter einen Hut bekomme, sagte sie: "Nur gemeinsam - und darum sind auch drei meiner Kinder und meine Mutter hier." Die Präsentation ihrer Herbst- und Winterkollektion bildete den Höhepunkt der Modeshow. Für die Galagäste endete damit das Programm - und es begann die lange Nacht der Seide mit Musik und Tanz.

(jco)
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