Fatih Camii-Gemeinde Moschee-Finanzierung wirft noch Fragen auf

Krefeld · Debatte über die Moschee-Planung in der VHS: Die Fatih Camii-Gemeinde bietet den Dialog an; Fragen zur Finanzierung, und zum Einfluss von Ankara bleiben allerdings noch offen. Die Gemeinde hat Transparenz zugesagt.

Architekt Nihat Bilgic erläutert die Pläne für den Moscheeneubau. Die Animation zeigt das Gebäude, gesehen von der Gladbacher Straße in Richtung Innenstadt; im Hintergrund ist die Bahnbrücke erkennbar.

Architekt Nihat Bilgic erläutert die Pläne für den Moscheeneubau. Die Animation zeigt das Gebäude, gesehen von der Gladbacher Straße in Richtung Innenstadt; im Hintergrund ist die Bahnbrücke erkennbar.

Foto: vo

Was sich schon vor 13 Jahren im Duisburger Stadtteil Marxloh so erfreulich bewährte, will man in Krefeld nun ebenfalls richtig machen. Die bereits seit 2015 bekannten Pläne der Fatih Camii-Moschee-Gemeinde zum Bau eines neuen Gotteshauses haben sich soweit konkretisiert, dass man nun den Dialog mit der Öffentlichkeit sucht. In den Räumen der VHS stellten sich Vertreter der Gemeinde und Gäste jetzt dem Publikum. Wichtige Fragen nach der Finanzierung, nach Unterstützung oder Einflussnahme aus Ankara oder gar aus Saudi-Arabien blieben allerdings offen - ein Umstand, der beim Publikum auch zu Unruhe und Gelächter führte. Die Gemeinde sagte Transparenz über die Herkunft der Gelder zu.

 Die Moschee (rechts, 38 Meter) im Höhenvergleich zum Mississippi-Dampfer (68 Meter), zur Dionysiuskirche (78 Meter) und zu St. Johann Baptist (97 Meter).

Die Moschee (rechts, 38 Meter) im Höhenvergleich zum Mississippi-Dampfer (68 Meter), zur Dionysiuskirche (78 Meter) und zu St. Johann Baptist (97 Meter).

Foto: Jens Voss

Mahmut Aygün als Vorstandsvorsitzender rief die wichtigsten Eckpunkte zur Gemeindegeschichte ins Gedächtnis, Nihat Bilgic, Architekt des Projekts, beantwortete Fragen zum Gebäude. "K 127°" heißt das Projekt, weil der Verlauf der Straße Deutscher Ring exakt jenen 127 Grad-Winkel vorgibt, der für die korrekte Ausrichtung der Moschee nach Mekka erforderlich ist.

Das Gebetshaus wird von einer Kuppel mit 19 Metern Durchmesser gekrönt werden. Die Höhe werde nicht willkürlich festgelegt so Bilgic - sondern errechne sich proportional zu den anderen Elementen, in diesem Fall 38 Meter - etwa die halbe Höhe des Kirchturms von St. Dionysius, was als durchaus moderat empfunden wurde.

Etwa 560 Betende finden im sakralen Raum Platz, etwa 420 Männer zu ebener Erde und 140 Frauen auf einer Galerie ein Stockwerk höher. An der Kante zur Gladbacher Straße soll ein viergeschossiger Gebäuderiegel als Begegnungsstätte entstehen - mit vollständig verglasten Giebelwänden, um auch hier die Transparenz des Moschee-Komplexes darzustellen. In dieser Einheit sind unter anderem eine interreligiöse Bibliothek sowie Räume für religiöse und weltlich-soziale Aktivitäten geplant.

Eine Tiefgarage mit 53 Stellplätzen rundet die Planung ab. Die Sorge, dass dies besonders an religiösen Feiertagen zu wenige sein könnten, trieb mehrere Frager um. Dies sei fachgutachterlich abgesichert, antwortete Bilgic, und ein Zuhörer verwies darauf, dass es nicht weit zum nie ausgelasteten Parkhaus Hansa Centrum und zum Aldi-Kundenparkplatz sei. Es werde auch an Fahrrad- und E-Bike-Stellplätze gedacht. Auf breite Anerkennung stießen die Planungskriterien Energieeffizienz und Barrierefreiheit.

Die Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit für das Bauvorhaben hat Kamuran Sezer übernommen. Er verschwieg nicht, dass es angesichts der Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland schwierig sei, in einer deutschen Stadt um Vertrauen in eine Moschee-Gemeinde und ihre Baupläne zu werben, erst recht, wenn die Gemeinde dem DITIB-Verband angehöre. Auch fange die Gemeinde gerade erst an, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren und habe noch nicht auf alle Fragen konkrete Antworten.

Er stellte seine Konzeption einer Kampagne vor, die in einem auf Jahre angelegten, kontinuierlichen Prozess auf allen erdenklichen konventionellen und digitalen Kanälen das Moschee-Projekt in der Öffentlichkeit bekannt und transparent machen, Diskussionen ermöglichen und Probleme lösen helfen soll.

Auf die Frage, ob denn die künftigen Imame von der Religionsbehörde in Ankara geschickt und gelenkt würden, konnte an diesem Abend keine befriedigende Antwort gegeben werden. Man betonte lediglich, dass der Vorstand der Gemeinde unabhängig vom Imam eigene Kompetenzen habe. In mehrfacher Ausführung erhob sich auch die Frage, wie denn das Fünf-Millionen-Volumen finanziert werden solle, ob da nicht zwangsläufig Geld aus der Türkei kommen müsse, ob man eventuell sogar offen für die in solchen Dingen spendierfreudigen Saudis sei. Unterstützung seitens der Religionsbehörde werde von der Gemeinde "nicht aktiv angestrebt", hieß es zur Antwort, was kurzes Gelächter auslöste. Ein Engagement der Saudis werde für sehr unwahrscheinlich gehalten - wenn es Spendenangebote gäbe, müsse man darüber nachdenken, ob man das Geld annehme. Definitiv ausgeschlossen wurden solche Geldflüsse nicht.

Sezer und zwei Vertreter der Moschee-Gemeinde von Marxloh waren bemüht darzulegen, dass es bei entsprechendem Engagement und Geschick durchaus möglich sei, ein solches Volumen aus der Gemeinde heraus und mit Unterstützung potenter Sponsoren zu stemmen. Für Duisburg wurde auf eine Aktion mit Daimler-Benz und der Volksbank verwiesen. Wohl bemerkend, dass dies nicht alle Zuhörer zufriedenstellte, erinnerte Sezer noch einmal daran, dass dieser Abend erst der erste Aufschlag zur öffentlichen Diskussion und nicht ihr Schlusspunkt sei.

Schließlich kam noch der wirtschaftliche Entwicklungsfaktor zur Sprache, den das Bauvorhaben für die ganze Südstadt haben könnte. Das Beispiel Marxloh zeige, dass eine gut kommunizierte und publizierte neue Moschee beachtliche Besucherzahlen generieren könne, die nicht nur zur Besichtigung des Gotteshauses kämen, sondern auch Geld in dessen Umgebung ausgäben. Und Robert Ambrée vom Projekt "Urbane Nachbarschaft Samtweberei" in der Lewerentzstraße skizzierte dazu die Bedarfslage in der Südstadt. Vor allem mangele es an öffentlichen Räumen, wo positive Identifikation der Bewohner mit ihrem Viertel wachsen und Kristallisationspunkte wirtschaftlicher Entwicklung entstehen könnten.

Dass man erst am Beginn eines anstrengenden Weges steht, ist den Vertretern der Fatih-Gemeinde bewusst. Im Moment scheint trotz einiger Skepsis das Wohlwollen in der Bevölkerung der Südstadt zu überwiegen, und so erhielt der Schluss-Appell viel Beifall: Man möge die große Politik möglichst außen vor lassen und sich ganz auf die gemeinsamen Ziele im Stadtteil konzentrieren.

Die Gemeinde informiert im Internet unter www.k127.de über das Projekt

(RP)
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