Krefeld Krefeld - heimliche Hauptstadt des Boule

Krefeld · Mit über 100 Mitgliedern war der Boule-Club Krefeld zwischenzeitig zweitgrößter Verein in NRW. Momentan ist er in der Bezirksklasse und der Bezirksliga vertreten. Am Wochenende wurde das 20-jährige Bestehen gefeiert.

Zwei Jahrzehnte Jahre ist es genau her, dass 16 Boulespieler, die bis dahin gelegentlich im Kaffeehaus Schmitz gespielt hatten, sportlich noch aktiver werden wollten und den Boule-Club Krefeld gründeten. Ein Jahr später war die Anlage an der Alten Gladbacher Straße gefunden, wo bis heute gespielt wird. Seit dem Gründungsjahr 1995 ist viel passiert: Vorher nur Hobby und Randsport, ist das Boule-Spielen immer beliebter geworden. Mit über 100 Mitgliedern war der Boule-Club Krefeld zwischenzeitig zweitgrößter Verein in NRW. Momentan ist er in der Bezirksklasse und der Bezirksliga vertreten. Sogar Nationalspieler sind aus dem Verein hervorgegangen: Hubert Arians hatte hier seinen Heimatclub. Das Krefelder Gelände wird als eines der schönsten in ganz NRW bezeichnet, die Mitglieder kommen auch von weiter weg, um hier zu spielen.

Es ist Samstagabend - entspannt plaudernd sitzen die Mitglieder des Boule-Clubs an den runden Tischen, die überall am Rande der Bahnen aufgestellt sind. Die Atmosphäre ist locker - die 50 Mitglieder kennen sich untereinander und alle warten nur darauf, dass Rindersteaks, Entrecotes und vieles mehr endlich verzehrbereit sind. Dafür sorgt Grillmeister Jorge Bustos - der Chilene verbreitet mit seinen Gewürzen und einer argentinischen Sauce, der Chimichurri, für südamerikanisches Flair auf dem Platz an der Alten Gladbacher Straße. Das 20-jährige Bestehen wird hier mit Genuss gefeiert.

Von der Straße aus deutet nur ein kleines Schild auf den Club hin. Eine Wiese dient als Parkplatz, und wer es nicht weiß, sieht den schmalen Trampelpfad entlang einer hohen, mit Graffiti besprühten Mauer nicht. Doch nur ein paar Meter weiter öffnet sich das Gestrüpp zum Bouleplatz. 20 Bahnen sind hier untergebracht, der Untergrund ist aus Split, der sich fürs Boulespielen am besten eignet.

Ein Team umfasst mindestens sechs Spieler, wobei immer eine Frau dabei sein muss. Der Sport kommt aus Frankreich und wurde von Urlaubern nach Deutschland importiert. Eigentlich heißt er Petanque, weil Boule lediglich das französische Wort für Kugel ist, doch der Begriff Boule hat sich in Deutschland durchgesetzt.

Jeden Dienstag finden an der Alten Gladbacher Straße Ranglistenspiele statt, und am Ende des Jahres bekommen die ersten zehn Spieler Geldpreise. Einmal jährlich findet außerdem ein Nachtturnier statt, bei dem Sportbegeisterte aus ganz NRW teilnehmen.

Christian Dedy ist seit zehn Jahren Mitglied. Früher spielte er Handball, dann verletzte er sich. Diese Sportart kann er nun nicht mehr ausführen - Boule dagegen schon: "Boule ist ein Sport, bei dem man sich die ganze Zeit konzentrieren muss. Nach einem ganzen Tag auf dem Platz weiß man, was man getan hat. Bei einem Turnier läuft man schon einmal bis zu 15 Kilometer", begründet er seine Faszination. Auch Dieter Neumann, 1. Vorsitzender des Vereins, sieht viele Vorteile im Spiel: "Boule kann man als Kind genauso wie als 80-Jähriger spielen. Dabei trifft man sich mit Freunden und ist in der Natur - das macht einfach Spaß."

Am Abend des Feiertags wird immer noch gespielt: Hammerschießen ist eine Variation, die es nur beim Boule-Club Krefeld gibt. Es geht darum, einen aufrechten Hammer umzustoßen. Angefangen wird mit einer Distanz von sechs Metern. Wer es schafft, ist eine Runde weiter und muss es aus sieben Metern versuchen - solange, bis der Sieger übrig bleibt. Der bisherige Rekord liegt bei zwölf Metern. Die Boulefreunde sind sich sicher: Irgendwann, und wenn auch erst in Jahrzehnten, wird der Rekord geknackt.

(RP)
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