Sprengstofffund Krefelder wollte offenbar Polizei mit Bombe angreifen

Krefeld · Nach dem Sprengstofffund in einer Wohnung in Krefeld hat der Verdächtige in seiner Vernehmung bei der Polizei zugegeben, dass er eine Bombe basteln wollte. Das Gericht hat den 29-Jährigen in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrie eingewiesen.

 Experten des Landeskriminalamtes fanden in einer Wohnung an der Königstraße roten Phosphor und Schwarzpulver. Noch vor Ort wurden die Stoffe in einem mobilen Labor analysiert.

Experten des Landeskriminalamtes fanden in einer Wohnung an der Königstraße roten Phosphor und Schwarzpulver. Noch vor Ort wurden die Stoffe in einem mobilen Labor analysiert.

Foto: Lothar Strücken

Das Szenario klingt dramatisch: Ein 29-jähriger Krefelder hat am Mittwoch in seiner Vernehmung eingeräumt, dass er eine Bombe basteln und damit die Polizei angreifen wollte. "Wir haben die Situation ernst genommen", räumte Polizeisprecherin Karin Kretzer ein. "Wir wussten, dass der junge Mann psychisch krank sein soll, trotzdem haben wir sofort reagiert."

Es war am Dienstagnachmittag gegen 16 Uhr, als das Telefon im Polizeipräsidium am Nordwall schellte. Eine Bekannte des 29-Jährigen war durch dessen Äußerungen und Verhalten beunruhigt. Sie berichtete den Beamten, dass der Krefelder in seiner Mietwohnung an der Königstraße - in der er mit einer Partnerin lebt - gefährliche Stoffe sammelt und seltsame Dinge erzählt. Fakt ist: Der junge Mann ist psychisch erkrankt, angeblich soll er "Stimmen hören", die ihm unter anderem "Befehle" geben.

Polizeibeamte stehen vor dem Eingang des betroffenen Hauses.

Polizeibeamte stehen vor dem Eingang des betroffenen Hauses.

Foto: Lothar Strücken

Er habe davon gesprochen, eine Bombe basteln zu müssen und damit die Polizei anzugreifen. Einsatzkräfte der Krefelder Polizei und des Landeskriminalamtes (LKA) machten sich sofort auf den Weg zu dieser Wohnung, die in einem mehrgeschossigen Haus an der Königstraße liegt. Und die Experten wurden fündig. Sie stellten explosive Stoffe in größerer Menge sicher. Genauere Angaben zur Menge wollten sie nicht machen. Man hätte mit damit allerdings einen "größeren Schaden" einrichten können, so ein Beamter vor Ort. Ein terroristischer Hintergrund konnte schon zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen werden, eine "konkrete Gefahr für Dritte" habe nicht bestanden.

Noch am Abend untersuchten Spezialisten des Landeskriminalamtes NRW die Substanzen vor Ort. Sie wiesen roten Phosphor und Schwarzpulver nach. Die Substanzen wurden sichergestellt und abtransportiert. Roter Phosphor entsteht durch Kochen von weißem Phosphor in Phosphortribromid (PBr3). Roter Phosphor findet Verwendung bei der Streichholzherstellung. Der Zündkopf enthält Schwefel oder Antimon(V)-sulfid als Reduktionsmittel und Kaliumchlorat als Oxidationsmittel, sowie Zusätze wie Leim, Paraffin oder Farbstoff. Die Reibefläche besteht aus einer verleimten Mischung von Glaspulver und rotem Phosphor.

Schwarzpulver war - als Büchsenpulver - der erste Explosivstoff, der als Schießpulver für Treibladungen von Schusswaffen verwendet wurde. Als Sprengpulver ist es ein Sprengmittel. Heute wird es als Korn- und Mehlpulver hauptsächlich in Feuerwerkskörpern verwendet. "Sowohl roter Phosphor als auch Schwarzpulver sind freiverkäuflich und jederzeit erhältlich", so Kretzer.

Der Wohnungsinhaber wurde noch am Abend vorläufig festgenommen, er kam in Polizeigewahrsam. Am Mittwoch - dem Geburtstag des 29-Jährigen - ordnete ein Gericht die Unterbringung an. "Das Motiv der Tat dürfte im gesundheitlichen Bereich des Mannes liegen", so Ketzer. Seine Lebensgefährtin wurde ebenfalls vernommen.

Die versiegelte Wohnung des Paares sowie eine angemietete Garage wurden am Mittwoch noch einmal gründlich nach weiterem Sprengstoff durchsucht. Auch entsprechende Hunde kamen dabei zum Einsatz. Gefunden wurde allerdings nichts mehr.

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