Mutter warf ihre Kinder aus dem Fenster Vater holt Kinder aus der Klinik in Krefeld

Krefeld · Die drei, fünf und sechs Jahre alten Geschwister, die von ihrer Mutter im Juni aus einem Fenster im zweiten Stock in Krefeld geworfen worden waren, sind körperlich wieder gesund. "Aber ihre Seelen sind betroffen", heißt es aus dem Umfeld. Ob jemals Anklage gegen die Mutter erhoben wird, ist unklar.

 Aus einem Fenster im Dachgeschoss warf die Mutter die Kinder.

Aus einem Fenster im Dachgeschoss warf die Mutter die Kinder.

Foto: : T.L.

Die drei Kinder, die Mitte Juni in Hüls von ihrer Mutter aus einem Dachgeschossfenster in rund acht Meter Höhe geworfen worden sind, sind aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Betreuung übernimmt der Vater. Er hat mit seinen drei, fünf und sechs Jahre alten Kindern Krefeld inzwischen verlassen. Die 33-jährige Mutter ist weiterhin in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung untergebracht. Ob jemals gegen sie Anklage erhoben wird, ist ungewiss. Die Frau wird derzeit gutachterlich untersucht. Es soll festgestellt werden, ob sie zum Zeitpunkt der Tat möglicherweise vermindert oder gar nicht schuldfähig gewesen ist. "Von dem Ergebnis dieser medizinischen Untersuchung wird abhängen, wie wir juristisch weiter verfahren", erklärt Oberstaatsanwalt Axel Stahl.

Fahrradfahrer fand verletze Kinder auf der Straße

Einiges spricht dafür, dass sich die Frau in den frühen Morgenstunden des 13. Juni in einer Ausnahmesituation befunden hat. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen hat die Mutter ihre drei, fünf und sechs Jahre alten Kinder aus einem Fenster ihrer Wohnung in der zweiten Etage geworfen.

Ein Fahrradfahrer entdeckte um 4.45 Uhr auf seinem Weg zur Arbeit die kleinen Körper schwer verletzt auf dem Gehweg vor dem Haus. Der Mann alarmierte sofort die Polizei, die die Frau in der Wohnung antraf. Die 33-Jährige hatte unmittelbar nach der Tat versucht, sich - angeblich mit einem Messer - das Leben zu nehmen. Alle vier Verletzten wurden in Krankenhäuser transportiert.

"Ihre Seelen sind betroffen"

Der Gesundheitszustand der Kinder war lange Zeit kritisch. Wochenlang schwebten sie in Lebensgefahr. Inzwischen haben alle drei die Klinik verlassen. Körperlich sollen sie sich in einem "guten Zustand" befinden. Trotzdem werden sie weiterhin medizinisch betreut. "Ihre Seelen sind betroffen", heißt es aus dem Umfeld. In Begleitung ihres Vaters stehen derzeit Reha-Maßnahmen auf der Tagesordnung. Parallel werden alle vier von Mitarbeitern des Jugendamts begleitet. Wegen des Umzugs ist hierfür allerdings nicht mehr das Jugendamt Krefeld, sondern das am neuen Wohnort zuständig. Eine Übergabe der behördlichen Unterlagen zwischen bisheriger und neuer Einrichtung wird kurzfristig erfolgen.

Paar hatte Beziehungsprobleme

Einen unmittelbaren Kontakt zur Mutter haben die Kinder derzeit nicht. Sicher ist, dass es zur Tatzeit Probleme zwischen den Eheleuten gab. 2013 war das Paar in die Räume über einer geschlossenen Kneipe am Ortsrand von Krefeld-Hüls eingezogen. Später zog der Vater aus und nahm sich wenige 100 Meter entfernt eine eigene Wohnung. Anfang Mai diesen Jahres schien sich alles wieder zum Guten zu wenden. Die 33-Jährige machte mit ihrem Mann und den drei Kindern einen Ausflug zum Hülser Berg. Ein letztes Mal wurden die beiden Jungs und das Mädchen dort von Freunden gesehen.

Was dann geschah, ist offen. "Die Eltern wollten wieder zusammen leben", so eine Anwohnerin. Allerdings nicht in Hüls. Beide Wohnungen sollen damals gekündigt worden sein. Was anschließend bis um 4.30 Uhr am Tattag geschah, das versuchen die Ermittler der Polizei herauszufinden. Hierbei könnte die Mutter helfen.

(RP)
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