FDP kritisiert Stadtmarketing Studenten wollen nicht in Krefeld wohnen

Krefeld · Fehlt es Krefeld an einem "studentenfreundlichen Innenstadtklima"? Das jedenfalls bemängelt die FDP - und in der Tat wohnen nur wenige Studenten in der Stadt.

 In einem Gebäudekomplex an der Vennfelder Straße stehen Studenten der Hochschule Wohnungen zur Verfügung.

In einem Gebäudekomplex an der Vennfelder Straße stehen Studenten der Hochschule Wohnungen zur Verfügung.

Foto: Lammertz Thomas

Mehr als 6000 Studenten sind an der Hochschule Niederrhein eingeschrieben, eine Studentenstadt ist Krefeld deshalb jedoch nicht. Nur wenige Studierende wohnen vor Ort. Lieber pendeln als in Krefeld wohnen, lautet die Prämisse. "Wir sind leider verschrien als die Pendlerhochschule", bedauert der Vorsitzende der Liberalen Hochschulgruppe Niederrhein, Martin Thoma.

Im Rahmen des Krefelder FDP Kreisparteitages übte der 29-Jährige deutliche Kritik am Krefelder Stadtmarketing und wandte sich darüber hinaus mit Vorschlägen an die Krefelder Liberalen. Mit dem Ziel "ein studentenfreundliches Innenstadtklima zu schaffen" forderte Thoma gemeinsam mit dem schulpolitischen Sprecher der FDP, Alexander Schmitz, in einem Antrag dazu auf, dass sich die FDP Krefeld für die "Entwicklung einer Stadtmarketingstrategie zur Förderung des Zuzuges junger Menschen nach Krefeld" einsetzt.

"Für uns ist es wichtig, dass sich die Stadt Krefeld zu einem Standort entwickelt, in dem die Studenten einen wesentlichen Bestandteil der Bevölkerung bilden." Davon sei Krefeld weit entfernt. Zwar habe man an der Gladbacher- und der Vennfelderstraße mit den "Wohnraumkonzepten" des Düsseldorfer Studentenwerkes zwei "Hochburgen", aber das Problem sei - "das war dann auch alles". Studentenleben finde in Krefeld nicht statt. Die Situation sei vielmehr so, dass "Studierende Wegstrecken von bis zu zweieinhalb Stunden auf sich nehmen und es vermeiden, in Krefeld zu wohnen".

 Platz zum Leben und Lernen: Für 233 Euro Miete gibt es 26 Quadratmeter Wohnraum.

Platz zum Leben und Lernen: Für 233 Euro Miete gibt es 26 Quadratmeter Wohnraum.

Foto: TL

Der aus Sachsen stammende Thoma betonte, gern in Krefeld zu leben. Jedoch fügte er kritisch hinzu: "Krefeld ist für Studenten eine äußerst attraktive Stadt. Das Problem ist, wenn man nicht aus Krefeld kommt, weiß man das nicht, weil diese Information nicht nach außen getragen wird." Zwar sei es auf der einen Seite "ein Stück weit" Aufgabe der Hochschule, um Studierende und für ihre Studiengänge zu werben, auf der anderen Seite müsse aber auch die Stadt "kommunizieren, was positive Aspekte an Krefeld sind"; und das seien nun mal die Lage, die Mobilität, das attraktive Kulturangebot oder auch der KEV oder der Zoo.

Nach Auffassung der Studenten bestehe die Aufgabe eines Stadtmarketings nicht allein in der Entwicklung von lokalen "Veranstaltungskonzepten auf allen möglichen Gebieten". Stattdessen müsse man die Lage Krefelds und die Nähe zu den großen Städten (Köln, Düsseldorf) als Konkurrenzsituation begreifen und nutzen. Das Stadtmarketing (Thoma: "Ich bin aus Chemnitz und weiß jetzt gar nicht, gibt es in Krefeld eins? Gibt es Ansprechpartner?") müsse eine Werbestrategie entwickeln, die besagt, "warum man nach Krefeld ziehen soll, und was man als Student davon hat".

Der Ehrgeiz müsse darin liegen, ein Konzept zu entwickeln, mit dem Studenten nicht nur aus dem Umland sondern auch bundesweit nach Krefeld gezogen werden. Die Stadt Chemnitz sei vor Jahren in einer vergleichbaren Situation wie Krefeld gewesen, und ihr sei es gelungen, sich mit geeigneten Anreizen, wie zum Beispiel der stadtweiten kostenlosen Bereitstellung von Fahrrädern oder Gutscheinbüchern für Erstsemester, als Studienort attraktiv zu machen.

Nach Ansicht von Thoma sollte sich jede Kommune die Frage stellen "wie kann ich von meinen Studierenden profitieren" und entsprechende Anreize schaffen, denn die gelungene "Verzahnung" zwischen Hochschule und Stadt führe zu einer "Win-Win" Situation. Das Klientel der Studenten sorge für sinkenden Wohnungsleerstand in der Innenstadt, belebe die Gastronomie und stütze den Einzelhandel. Der Antrag fand Zustimmung.

(RP)
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