Prozess gegen früheren Krefelder Anwalt Legt Lothar Vauth demnächst ein Geständnis ab?

Krefeld · Am Freitag wurde das Verfahren gegen den früheren Krefelder Anwalt Lothar Vauth und dessen Frau eröffnet. Das Ehepaar ist wegen Untreue in 923 Fällen angeklagt. Der Schaden geht in die Millionen.

 Der Angeklagte, Lothar Vauth, wurde gestern vom Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg ins Landgericht nach Krefeld an den Nordwall gebracht.

Der Angeklagte, Lothar Vauth, wurde gestern vom Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg ins Landgericht nach Krefeld an den Nordwall gebracht.

Foto: Lothar Strücken

Als 2009 Strafanzeige gegen Lothar Vauth erhoben wurde, hat der Fall deutschlandweit Schlagzeilen gemacht: Vauth war damals SPD-Landratskandidat in Viersen und Karnevalsprinz in Tönisvorst. Ihm wurden in der Folge nicht nur massive Veruntreuungen von Mandantengeldern, sondern auch Verstrickung in illegale Parteienfinanzierung vorgeworfen - an diesen Teil der Vorwürfe knüpfen sich bis heute teils wilde Spekulationen, warum der Prozessbeginn sich immer wieder verzögerte. Sogar der Bundestag hatte sich damit beschäftigt.

Nun war es soweit: Am Freitag eröffnete die 2. Große Strafkammer des Landgerichts den Prozess gegen den früheren Krefelder Rechtsanwalt Lothar Vauth und dessen Ehefrau Jessica. Es geht um Untreue im Umgang mit Mandantengeldern in 923 Fällen und Schädigung der Krefelder Sozietät, deren Partner er war, in Höhe von insgesamt 1,9 Millionen Euro.

 Justizvollzugsbeamte mühten sich, um den im Rollstuhl sitzenden Angeklagten über eine Rampe in den Gerichtssaal zu bringen.

Justizvollzugsbeamte mühten sich, um den im Rollstuhl sitzenden Angeklagten über eine Rampe in den Gerichtssaal zu bringen.

Foto: Strücken Lothar

Nach nur wenigen Minuten war der erste Prozesstag auch schon wieder vorbei. Vauths Anwalt Björn Gercke aus Köln stellte den Antrag für ein Rechtsgespräch. Dem Antrag wurde entsprochen, allerdings wurden zuvor die Angeklagten zu ihrer Person befragt.

Danach schloss die vorsitzende Richterin Roidl-Hock die Sitzung, der Prozess wird am 29. März fortgesetzt. Anschließend kamen Richter, Staatsanwälte und Verteidiger zu einem Rechtsgespräch zusammen. Welches Ergebnis dabei herausgekommen ist, soll am Mittwoch, 29. März, öffentlich verlesen werden.

Ein Rechtsgespräch ist ein Versuch, zwischen den Parteien eine Verständigung zu erzielen. Da der Gesundheitszustand des Angeklagten angeschlagen zu sein scheint, könnte es im Interesse der Verteidigung sein, das Verfahren kurz zu halten. Da sich ein Strafprozess nicht auf einen "Handel mit der Gerechtigkeit" einlassen kann, fordert das Bundesverfassungsgericht Transparenz für die Öffentlichkeit ein - daher die Verlesung der Ergebnisse des Rechtsgesprächs. Im Publikum wurden nach dem schnellen Ende des ersten Prozesstages schnell Bemerkungen wie "Jetzt kungeln sie das Strafmaß aus" laut. Etwa 20 Zuschauer waren zu Prozessbeginn anwesend.

Nach Paragraf 257 c (2) der Strafprozessordnung soll Bestandteil einer möglichen Verständigung zwischen Gericht und den Verfahrensbeteiligten ein Geständnis sein. Das allerdings ist noch nicht erfolgt. Die Taten, die den Vauths vorgeworfen werden, liegen knapp zehn Jahre zurück. Nachdem der Betrug in der Sozietät aufflog, entzog sich Vauth der Strafverfolgung. Er legte Atteste wegen psychischen und organischen Erkrankungen vor. Nach seiner Verhaftung am 10. November 2016 war Vauth in Krefeld in ein Krankenhaus eingeliefert und nach Aussage des Strafverteidigers vor Weihnachten am Herzen operiert worden. Der Haftbefehl wurde vorerst außer Vollzug gesetzt. Am 6. Dezember hat das Landgericht die Anklage zugelassen und einen Prozess anberaumt. Damit ist das Gericht einer drohenden teilweisen Verjährung am 2. Januar 2017 zuvorgekommen.

Im Januar wurde der Haftbefehl vollzogen und Lothar Vauth ins Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg gebracht. Von dort wurde er am Freitag zum Verfahrensauftakt ins Krefelder Landgericht gebracht. Der sichtlich schmaler gewordene Angeklagte wurde im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben. Seine Augen verbarg er hinter dunklen Brillengläsern. Für die Fotografen hatte er zu Prozessbeginn sogar ein Lächeln übrig. Bei seiner Befragung durch die vorsitzende Richterin antwortete er zögerlich mit leiser Stimme.

Seine Frau Jessica, inzwischen mit Kurzhaarfrisur, erschien in Begleitung ihrer beiden Anwälte. Sie wohnt weiterhin in ihrem Haus an der Dammstraße in St. Tönis. Während der Verhandlung blieb Lothar Vauth im Rollstuhl vor der Anklagebank sitzen. Nach dem Ende der Sitzung ging Jessica Vauth zu ihrem Mann und umarmte ihn innig.

(RP)
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