Sinterklaas in Uerdingen Zwarte Pieten diesmal noch schwarz

Krefeld · Auch in Venlo hat eine Kommission die Frage diskutiert, ob die Zwarte Pieten schwarz bleiben dürfen. Ergebnis: In diesem Jahr geht es noch - ab nächstes Jahr ist alles offen.

 Einer der Zwarte Pieten, die 2014 Uerdingen besucht haben.

Einer der Zwarte Pieten, die 2014 Uerdingen besucht haben.

Foto: RP-Archiv_ Strücken

Sind die Zwarte Pieten von Sinterklaas Ausdruck von Rassismus? Die Debatte darüber wurde und wird in den Niederlanden leidenschaftlich geführt - auch in Krefelds Partnerstadt Venlo. Dort wurde nun nach langer Diskussion entschieden: In diesem Jahr sind Venlos Zwarte Pieten im Gefolge von Sinterklaas noch schwarz - was im nächsten Jahr wird, ist offen. Wenn also am kommenden Sonntag, den 1. Advent, Sinterklaas nach zwei Jahren Pause wieder mit seinem Schiff in Uerdingen anlegt, ist es vielleicht das letzte Mal, dass man die Zwarte Pieten, die mit ihrem Schabernack immer die Lieblinge der Kinder sind, zum letzten Mal in klassischem Schwarz sieht.

Die Debatte darum, ob die Schwärze Ausdruck von Rassismus ist, wurde in den Niederlanden teils erbittert geführt. Zuletzt sind in Maassluis bei Rotterdam bei der traditionellen Ankunft des Nikolaus rund 200 Demonstranten bei einer Kundgebung gegen die Zwarte Pieten festgenommen worden. Zahlenmäßig waren die Demonstranten in der Minderheit: Rund 20.000 Menschen, darunter viele Kinder, feierten die Ankunft des Nikolaus und seiner Gesellen.

In Venlo bleibt der Zwarte Piet erst einmal schwarz. Das gab das Comité Kiederfeesten, die den Umzug des Nikolauses organisiert, bekannt. Es werde nur dann etwas verändert, wenn in der gesamten Provinz Limburg eine andere Entscheidung getroffen werde. Im vergangenen Jahr hatte das Komitee beschlossen, in diesem Jahr von den Ohrringen und den roten Lippen abzusehen.

In Uerdingen wird Sinterklaas mit den Zwarte Pieten am Adventssonntag, 27. November, erwartet. Als Auftakt der Veranstaltung findet um 14.30 Uhr ein Konzert der Koninklijk Philharmonisch Gezelschap Venlo und der Zwarten Pieten am Uerdinger Steiger statt.

Das Boot mit Sinterklaas wird für 15 Uhr am Rheinufer erwartet. Anschließend wird er zusammen mit den Zwarten Pieten in einer Kutsche zum Uerdinger Rathaus fahren und dort vom Balkon zu den Besuchern vor dem Rathaus sprechen. Anlässlich des Besuchs des Sinterklaas gibt die Stadt Krefeld um 15.45 Uhr einen Empfang im Saal des Uerdinger Rathauses. Auf dem historischen Marktplatz findet am Samstag, 26., und am Sonntag, 27. November, ein Nikolausmarkt jeweils 11 bis 19.30 Uhr statt.

Am Samstag wird dort ab 14 Uhr ein kostenloses Kinder-Open-Air-Kino und ab 17.30 Uhr ein kostenloses Erwachsenen-Open-Air-Kino angeboten. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist kostenfrei. In der Rheinstadt öffnen die Geschäfte zu einem verkaufsoffenen Sonntag von 13 bis 18 Uhr.

Auch in Deutschland ist der Zwarte Piet umstritten. Beim Fernsehsender RTL etwa hat er ausgedient. Ab diesem Jahr werden in der Sinterklaas-Sendung des Senders keine traditionellen Zwarte Pieten mehr zu sehen sein. Stattdessen setzt der Sender auf eine andere Deutung der Schwärze im Gesicht des Zwarte Piet: den Schornstein-Piet. Beim Schornstein-Piet wird auf eine gänzlich schwarze Gesichtsbemalung verzichtet; stattdessen hat er einige schwarze Rußspuren im Gesicht, da - so die Begründung des Senders - Piet der Erzählung nach durch den Schornstein in die Häuser der Niederländer kommt.

In den meisten Städten der Niederlande bleibt der Gehilfe schwarz oder braun. In 186 von 223 Städten und Gemeinden werde der "Zwarte Piet" seinem Namen entsprechend auftreten, berichtete die niederländische Rundfunkanstalt NOS.

Andere Gemeinden hätten kreative andere Lösungen gefunden. So würden die Gesichter der Nikolaus-Helfer in Heemstede etwa mit den Farben der Gemeinde, Gelb und Rot, geschminkt. In Amsterdam werden die "Pieten" dem Bericht zufolge mit Rußflecken im Gesicht auftreten; in der Stadt Gouda mit dem Muster der "Stroopwafel" (Sirupwaffel).

In diesem Jahr schwappte die Diskussion sogar bis nach Belgien hinüber. In Flandern haben sich verschiedene Bildungsorganisationen und Vergnügungsparks zum "Zwarte-Piet-Pakt" zusammengeschlossen, um gegen die aktuelle Darstellung der Figur zu protestieren.

Kritiker bemängeln, der Brauch erinnere an die Sklavenausbeutung in den niederländischen Karibik-Kolonien. 2015 forderte ein UN-Gremium, den "Zwarten Piet" abzuschaffen, "da selbst tief verwurzelte kulturelle Traditionen diskriminierende Praktiken und Stereotype nicht rechtfertigen".

Rechtlich bleiben die Zwarte Pieten in den Niederlanden erlaubt: Das höchste Verwaltungsgericht des Landes in Den Haag hat 2014 entschieden: Der Nikolaus darf von schwarz-angemalten Pieten begleitet werden. In erster Instanz hatte ein Gericht in Amsterdam den Klägern Recht gegeben und den "Zwarte Piet" als "negative stereotype Figur" gebrandmarkt.

(RP)
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