Krefeld Krefeld soll Tour-de-France-Stadt werden

Krefeld · Krefelds Radsportheld "Hennes" Junkermann (81) ist das Zugpferd für eine Bewerbung Krefelds als Durchgangspassage. Die Krefelder Radsportvereine hatten die Idee. Oberbürgermeister Meyer soll jetzt Gespräche mit Düsseldorf aufnehmen.

 Krefelder Radsportler wollen "Le Tour" holen (v. l.): Christian A. Kölker (Radsportteam Bockum), Tim Klessa (Radsportler), Hans Junkermann (Tour-Teilnehmer), Tobias Stümges (Radrennen-Veranstalter) und Helmut Prangen (Vorsitzender Abt. Radsport HSV).

Krefelder Radsportler wollen "Le Tour" holen (v. l.): Christian A. Kölker (Radsportteam Bockum), Tim Klessa (Radsportler), Hans Junkermann (Tour-Teilnehmer), Tobias Stümges (Radrennen-Veranstalter) und Helmut Prangen (Vorsitzender Abt. Radsport HSV).

Foto: Stümges

Hans "Hennes" Junkermann hält Krefeld nicht für chancenlos: "Für mich wäre es ein Traum, wenn die Tour in meine Heimatstadt kommt." Die 81-jährige in Krefeld lebende Radsportlegende, achtmaliger Tourteilnehmer, fünfmal unter den ersten zehn, ist das Zugpferd einer Initiative von Krefelder Radsportvereinen, die die Tour de France 2017 nach Krefeld holen will.

Tobias Stümges, Vorsitzender der Jungen Union und selbst Radsportler, hatte die Idee: Anlass für ihn war der Ratsbeschluss in Düsseldorf, sich als Tour-Startort für 2017 zu bewerben. Die Chancen sollen gut stehen, in der kommenden Woche soll eine Tour-Delegation in Düsseldorf vorstellig werden. Die Krefelder Radsportvereine haben jetzt ihre Idee schriftlich Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) präsentiert. Er solle Verbindungen zu den Oberbürgermeistern der Nachbarstädte Düsseldorf und Mönchengladbach knüpfen.

Bei der entscheidenden Ratssitzung in der Landeshauptstadt war Tobias Stümges dabei. Er sagt: "Das Rennen würde von Düsseldorf aus in Richtung Niederlande oder Belgien führen. Krefeld würde dann auf dem Weg liegen." Am 1. Juli 2017, einem Samstag, würde es nach der bisherigen Planung ein Zeitfahren in Düsseldorf geben. Am zweiten Tag würde der Tour-Tross dann in Düsseldorf abfahren und Richtung Westen aufbrechen - über Krefeld?

Christian Kölker, Vorsitzender des Radsportteams Bockum sagt: "Irgendwie müssen die Radfahrer ja raus aus Düsseldorf." Unsere Redaktion fragte gestern bei der Stadtverwaltung nach. Stadtsprecher Timo Bauermeister sagte: "Sollte Düsseldorf den Zuschlag für den Start der Tour de France 2017 bekommen, wäre der Vorschlag, sich dann als sogenannte Durchfahrtsstadt zu bewerben, durchaus überlegenswert. Dafür wären in dem Fall allerdings verschiedene Fragen zu klären, so natürlich auch die Frage entstehender Kosten." OB Meyer äußerte sich noch nicht.

Klar ist schon jetzt: Auf Krefeld kämen Kosten für Sicherheitsmaßnahmen, Sperrungen und die Organisation zu. "Man muss jetzt mal Erfahrungen anderer Kommunen einholen", sagt Tobias Stümges. In Düsseldorf wird mit einem Zuschuss von sechs Millionen Euro gerechnet, die Opposition glaubt an höhere Kosten. "Solche Millionenkosten würde es bei uns auf keinen Fall auslösen", betont Kölker. Er verweist darauf, dass die Tour auch hohe Einnahmen generiert. Die Unternehmensberatung Deloitte hat im Auftrag von Düsseldorfs OB Geisel (SPD) berechnet, dass die heimische Wirtschaft 54 Millionen Euro Umsatz allein für die Gastronomie erwarten kann, drei Millionen Euro für Hotels.

Krefeld ist nicht ohne Konkurrenz: Ratsmitglieder aus Mönchengladbach haben bereits Interesse signalisiert, Durchfahrtspassage für die Tour zu werden. Auch Neuss wäre ein heißer Kandidat - dort gibt es das Traditionsrennen Tour de Neuss. Christian Kölker glaubt aber, dass Krefeld durchaus Argumente hat. "Wir sind eine radaffine Stadt, haben viele Radsportvereine und Radrennen in Hüls, Fischeln und Bockum. Als Zugpferd haben wir eine echte Legende, Hennes Junkermann." Dessen Kultspruch dürfte auch dem Tour-Organisator Christian Prudhomme bekannt sein. Als Junkermann 1962 vorzeitig bei der Tour aussteigen musste, sagte er traurig: ""Hätt ich misch doch dä Fich nit gejesse." Der Satz schrieb hierzulande Tour-Geschichte.

Auch bezüglich einer möglichen Route haben sich die Ideengeber schon abgestimmt. Christian Kölker: "Ich kann mir gut vorstellen, dass die Tour über die Uerdinger Rheinbrücke und Berliner Straße führt, über die Glockenspitz, am Sprödentalplatz auf die Uerdinger Straße, von dort auf die St.-Anton-Straße und raus aus Krefeld." Auch eine Weiterfahrt in Richtung Forstwald hält er für denkbar. Tobias Stümges als Hülser kann sich auch eine "kleine Bergetappe" auf den Hülser Berg vorstellen. Er verweist auch darauf, dass am 1. Juliwochenende traditionell immer der Niederrheinische Radwandertag stattfindet. "Diese Veranstaltungen könnte man prima kombinieren."

Christian Kölker wirbt für eine Krefelder Bewerbung: Der Radsport habe das Image als Doping-Sport abgelegt. Die Tour de France habe weltweite Strahlkraft, mittlerweile gebe es wieder Live-Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, Krefeld könne sich von seiner besten Seite präsentieren und für die Region überregional werben. Auch die Hotelerie könne profitieren. So hatte bei der Deutschland-Tour 2008 das Mercure-Hotel in Traar die Mannschaft CSC um Jens Vogt präsentiert.

(RP)
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