Nach Kohlenmonoxidvergiftungen Stadt will Shisha-Bars in Krefeld "zeitnah" prüfen

Krefeld · Wieder ist es in einer Shisha-Bar in Krefeld zu vermehrter Rauchbildung gekommen. Verletzt wurde niemand. Anfang November hatten Gäste einer Bar eine Kohlenmonoxidvergiftung erlitten. Derzeit werden die Bars offenbar nicht kontrolliert. Doch die Stadt will handeln.

Notarztwagen vor der Shisha-Bar in Krefeld. Anfang November hatte ein Gast hier eine Kohlenmonoxidvergiftung erlitten.

Notarztwagen vor der Shisha-Bar in Krefeld. Anfang November hatte ein Gast hier eine Kohlenmonoxidvergiftung erlitten.

Foto: Lothar Strücken

Kohlenmonoxidvergiftungen durch Shisha-Rauchen nehmen zu: Seit Ende Oktober ist es in Krefeld zu vier Vorfällen in Shisha-Bars gekommen, bei denen die Feuerwehr ausrücken musste. Der jüngste Fall ereignete sich am Samstag um 16.20 Uhr am Südwall. In einer Bar war es zu vermehrter Rauchbildung gekommen. Zum Glück waren noch keine Besucher in den Räumen.

 Das Shisha-Rauchen gilt als "Gefahrenquelle", da bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle Kohlenmonoxid entsteht.

Das Shisha-Rauchen gilt als "Gefahrenquelle", da bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle Kohlenmonoxid entsteht.

Foto: Blazy

"Kohlenmonoxid ist Ursache für einen Großteil tödlicher Vergiftungen", so ein Feuerwehrmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Dennoch werde es noch immer häufig unterschätzt. Da das Atemgift so gut wie keine Reizungen hervorruft, werde es zunächst kaum wahrgenommen: Frühe Anzeichen einer Vergiftung sind Müdigkeit, Benommenheit, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome. Das Shisha-Rauchen gilt als "Gefahrenquelle", da auch hier bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle Kohlenmonoxid entsteht. Besonders beim schnellen Rauchen ohne Absetzen der Pfeife in geschlossenen Räumen ohne ausreichende Luftzufuhr gelangt nicht mehr genug Sauerstoff in den Organismus.

Kritische Fragen zur bisherigen Vorgehensweise der Stadtverwaltung stellte SPD-Ratsherr Jürgen Oppers bereits in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Vergabe, Ordnung und Sicherheit. "Gibt es in Krefeld überhaupt Kontrollen, die in Shisha-Bars durchgeführt werden?" so der Politiker. "Welche Auflagen werden gestellt, dass so eine Bar betrieben werden kann?" Unmittelbare Antworten gab's weder von Rechtsdezernentin Beate Zielke noch von Ordnungsdezernent Ulrich Cyprian. Dieser versprach allerdings, sich bis zur nächsten Ausschusssitzung mit dem Thema zu befassen und "zeitnah" ein Papier vorzulegen. Deutlicher wurde FDP-Ratsherr Joachim C. Heitmann: "Shisha-Bars werden in Krefeld als Gaststätten genehmigt. Eine besondere Prüfung gibt es nicht." Die nächste Ausschusssitzung ist für Donnerstag, 7. Dezember, ab 17 Uhr im Rathaus geplant.

Bei dem Vorfall am Samstagnachmittag hatten zwei Mitarbeiter der Shisha-Bar den Rauch bemerkt und Polizei und Feuerwehr alarmiert. Danach brachten sie sich draußen in Sicherheit. Die Experten der Wehr führten Messungen durch und stellten eine leicht erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentration fest. Die beiden Angestellten wurden mit einem speziellen Prüfgerät untersucht, mussten jedoch nicht ins Krankenhaus. Als Ursache für die CO-Anreicherung machten die Einsatzkräfte eine abgeschaltete Entlüftungsanlage verantwortlich.

Ein Vorfall eine Woche zuvor an der Rheinstraße verlief nicht so glimpflich. Eine Person musste wegen einer Kohlenmonoxidvergiftung in ein Düsseldorfer Krankenhaus gebracht werden. Ebenfalls mit Vergiftungserscheinungen in eine Klinik kamen Ende Oktober zwei Frauen, die zuvor eine Krefelder Shisha-Bar besucht hatten. Anfang November war eine Shisha-Bar geschlossen worden, nachdem mehrere Männer dort gesundheitsschädliche Mengen Kohlenmonoxid eingeatmet hatten.

Nach Aussage der Uniklinik Düsseldorf werden die Patienten in einer speziellen Druckkammer behandelt. Bei der Therapie wird unter Zuhilfenahme von Überdruck 100 Prozent Sauerstoff zugeführt, um das Kohlenmonoxid aus dem roten Blutfarbstoff und lebenswichtigen Organgeweben - unter anderem dem Gehirn - zu verdrängen.

Anders als in Krefeld werden zum Beispiel in Köln vom städtischen Ordnungsdienst und dem Hauptzollamt regelmäßig Kontrollen in den 19 Shisha-Bars der Domstadt durchgeführt. Bei einer Überprüfung vor knapp zwei Wochen wurden dort in allen Einrichtungen Verstöße gegen das Nichtraucherschutzgesetz festgestellt. In vier Bars stellten die eingesetzten Kräfte zudem Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz fest, weil Jugendliche Tabak in Shishas rauchten.

(RP)
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