Krefeld Krefelder arbeiten länger als Erwerbstätige in anderen Städten

Krefeld · Das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik legte gestern die neuen Auswertungen über die durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr vor. Krefeld übertrumpft Bundes- und Landestrend.

 Mit im Mittel 1613 Stunden liegen Krefelder Beschäftigte in der Baubranche in der jährlichen Beschäftigungszeit pro Erwerbstätigen deutlich über dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt von 1599.

Mit im Mittel 1613 Stunden liegen Krefelder Beschäftigte in der Baubranche in der jährlichen Beschäftigungszeit pro Erwerbstätigen deutlich über dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt von 1599.

Foto: Tekock

In Krefeld wird länger gearbeitet als anderswo: Das hat das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (IT.NRW) gestern mitgeteilt. Mit 1347 Stunden durchschnittlich geleisteter Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen liegen die Männer und Frauen über dem Landesmittel von 1331 Stunden. Darüber hinaus hat sich der zeitliche Aufwand für jeden beschäftigten Krefelder in 2014 gegenüber dem Vergleichsjahr 2013 um 0,8 Prozent - entspricht neun Stunden pro Arbeitskraft - erhöht. Damit investieren die Arbeitnehmer in der Seidenstadt grundsätzlich mehr als der Landesdurchschnitt, und haben ferner auch noch höhere Steigerungsraten als der statistische Rest zu verzeichnen.

 Für drei Wochen sind Jugendliche aus vielen Ländern in der Villa K. zu Gast.

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Foto: Lammertz Thomas

Die Gründe für diese rein rechnerische Entwicklung können vielfältig sein, müssen qualitativ nicht unbedingt positiv bewertet werden. Möglicherweise spielt die eher hohe Arbeitslosenquote eine Rolle. Ein stabiles Arbeitszeitaufkommen geteilt durch weniger Beschäftigte ergibt rechnerische einen Anstieg an geleisteten Arbeitsstunden pro Kopf. Gleichwohl kann auch bei stabiler Beschäftigtenzahl ein Anstieg des Arbeitszeitaufkommens zum selben Ergebnis führen. Nicht überall stehen jedoch Arbeitszeitaufwand und Auftrageingang in unmittelbarem Zusammenhang. Vor allem bei der öffentlichen Verwaltung spielen auch andere Gründe eine Rolle.

Stichwort öffentliche Verwaltung: Die Beamten und Angestellten dort bilden sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch in Krefeld das Schlusslicht bei der zeitlichen Belastung. In der Seidenstadt fallen auf einen Erwerbstätigen 1233 Stunden - das sind weniger als im Landesmittel mit 1235.

Deutlich über dem Schnitt liegt die seit geraumer Zeit auch wegen der Niedrigzinsphase boomende Baubranche. Mit 1613 Stunden liegt Krefeld über dem NRW-Durchschnitt von 1599. Die Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft sammeln 1516 Stunden, das produzierende Gewerbe 1466 Stunden, Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Informatik und Kommunikation 1358 Stunden, Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister sowie Grundstücks- und Wohnungswesen 1314 Stunden. Mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft ist in allen Sparten ein Anstieg bei den geleisteten Arbeitsstunden pro Erwerbstätigem gegenüber dem Vergleichsjahr zu verzeichnen.

Rein rechnerisch bedeutet es aber auch, dass jeder Erwerbstätige in Krefeld 25,8 Wochenstunden gearbeitet hat. Die Zahl ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass nicht alle vollzeitbeschäftigt sind. In Krefeld gibt es mehr als 80.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer.

Die durchschnittliche Arbeitsleistung in Nordrhein-Westfalen war im Jahr 2014 mit 1331 Stunden je Erwerbstätigen um 0,7 Prozent höher als 2013 (1322 Stunden). Wie das Statistische Landesamt mitteilt, spiegeln die Ergebnisse den Bundestrend wider; auch hier war 2014 ein Anstieg der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit (um fünf Stunden; plus 0,3 Prozent) zu verzeichnen. Im Jahr 2014 wiesen alle 53 kreisfreien Städte und Kreise des Landes eine höhere Pro-Kopf-Arbeitsleistung auf als ein Jahr zuvor: In den Städten Solingen und Bonn (jeweils plus 0,1 Prozent) war der Zuwachs am geringsten; im Kreis Heinsberg mit 1,4 Prozent am höchsten. Entlang der Rheinschiene ermittelten die Statistiker die höchsten durchschnittlichen Jahresarbeitszeiten: Spitzenreiter blieb Düsseldorf mit einer durchschnittlichen Jahresarbeitsleistung von 1393 Stunden je Erwerbstätigen, gefolgt von Leverkusen (1370 Stunden), dem Rhein-Kreis Neuss und Köln (jeweils 1361 Stunden). Den landesweit niedrigsten Wert ermittelten die Statistiker für den Kreis Wesel mit 1275 Stunden.

Den Höchstwert bei der jährlichen Arbeitsleistung nahm mit 1599 Stunden das Baugewerbe ein; der Anstieg gegenüber dem Vorjahr entsprach hier mit 0,7 Prozent dem NRW-Durchschnitt. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Pro-Kopf-Leistung um 1,1 Prozent auf 1436 Stunden. Für das gesamte Produzierende Gewerbe (ohne Baugewerbe) ermittelten die Statistiker mit 1445 Stunden einen Anstieg der jährlichen Arbeitszeit um ein Prozent.

Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises "Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder", dem auch der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen angehört.

(sti)
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