Krefeld Krefelder Büro übernimmt Innenausbau der Kölner Zentralbibliothek am Neumarkt

Krefeld · Vier Monate Arbeit haben die Krefelder Innenarchitekten Jochen Usinger und Martin Klein-Wiele vom Büro UKW in ihren Beitrag gesteckt. Die Stadt Köln will ihre Zentralbibliothek für 40 Millionen Euro sanieren und hat dafür einen europaweiten Wettbewerb ausgeschrieben. Am Ende war die Überraschung perfekt. UKW aus Krefeld erhielt den ersten Preis gegen internationale Konkurrenz und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch den Auftrag zur Realisierung ihrer Ideen.

 Jochen Usinger und Martin Klein-Wiele jubeln mit ihren Mitarbeitern über den ersten Preis im Architekturwettbewerb zum Innenausbau der Kölner Zentralbibliothek.

Jochen Usinger und Martin Klein-Wiele jubeln mit ihren Mitarbeitern über den ersten Preis im Architekturwettbewerb zum Innenausbau der Kölner Zentralbibliothek.

Foto: THomas lammertz

"Wir haben viel größere Büros hinter uns gelassen. Zum Beispiel eines aus den Niederlanden, das für die Nationalbibliothek in New York den Zuschlag erhalten hat", berichtet Usinger. Er und sein Partner beschäftigen acht Angestellte, haben sich mit der Zeit zu echten Spezialisten für Mediotheken und Bibliotheken entwickelt. "Köln ist unser 27. Auftrag für eine Bibliothek", informierte Klein-Wiele, der seit 2013 eine Professur an der PBSA - der früheren Fachhochschule - in Düsseldorf hat.

Mit der Mediothek in Krefeld hat sich UKW bundesweit einen Namen gemacht. Mit diesen Erfahrungen und neue Ideen werden jetzt die Früchte geerntet. In der Domstadt am Rhein war die Aufgabe besonders schwierig. Der vielgeschossige Baukörper - es gibt allein drei Untergeschosse - ist unübersichtlich und verwinkelt, hatte keinen richtigen Zugang zur Stadt. Das haben die Krefelder mit ihrem Konzept grundsätzlich geändert und damit viele Pluspunkte bei der Jury sammeln können.

"Wir haben den Eingang hin zur U-Bahn am Neumarkt verlegt, dem alten Treppenhaus eine neue Gewichtung gegeben. Vor allem haben wir die Struktur des Gebäudes aufgenommen und die Orientierung erleichtert", beschreibt Usinger den Ansatz. Die sogenannten Krefelder Regale nehmen nur wenig Stellfläche in Anspruch, schaffen dadurch Raum für Aufenthalt und Nutzung, wie moderne Bibliotheken sie heute benötigen. Die Rolle als pure Buchausleihe gehört lange der Vergangenheit an. Bibliotheken sind heutzutage Kommunikationszentren und Arbeitsplätze gleichermaßen. Sie bieten Aufenthaltsqualität und den Zugang zur digitalen Welt. Köln ist da Vorreiter - Stichwort Maker-Space. Dort finden die Nutzer alle Möglichkeiten der modernen Telekommunikations- und Speichermedien bis hin zu Ton- und Filmstudios sowie 3-D-Druckern. Die Kombination aus High-Tech und Werkstattcharakter macht die spezielle Atmosphäre im Krefelder Entwurf aus, die der Jury besonders gefallen habe, sagte Klein-Wiele. UKW hat die Bücherregale aus massivem Holz stets so platziert, dass die Längstachsen der Räume sichtbar werden. Der Freiraum ist meist variabel nutzbar, bietet Hubbühnen und organisch wirkende und begehbare Plastiken aus Folien und transparenten Textilien.

In einem der Untergeschosse ist der Nachlass des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll untergebracht. Ein Raum hat eine museale Anmutung - er zeigt das originale Arbeitszimmer des Schriftstellers. Gleichsam für das andere Ende des Gebäudes planten die Krefelder Fachleute eine Dachterrasse, eingebettet in ein begrüntes Dach.

UKW mit Sitz im alten und restaurierten Baackeshof hat noch eine Menge Arbeit vor sich. Nach den überzeugenden Konzepten müssen sie nun die Entwurfs- und anschließend die Ausführungsplanung entwickeln. Dabei stehen viele Details im Fokus: UKW nehmen keine Möbel von der Stange, sie entwerfen sie selbst - Hörmöbel, Vorlesemöbel, Präsentationsmöbel.

(RP)
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