Krefeld Krefelder Firma erfindet Knöllchen mit QR-Code

Krefeld · In Krefeld nahezu unbekannt, entwickelt die TraffGo Road GmbH digitale Bezahlsysteme für Verwarngelder und Parkgebühren. Von der dadurch erzielbaren Kostenersparnis machen Großstädte und Bundesländer regen Gebrauch.

 Firmengründer Joachim Wahle auf dem Balkon seines Büros am Ostwall. Er würde gerne die Grunddaten eines Krefelder Generalverkehrsplanes liefern. Ziel könnte sein, den Ostwall autofrei zu machen und die Philadelphiastraße als Hauptverkehrsachse festzuschreiben.

Firmengründer Joachim Wahle auf dem Balkon seines Büros am Ostwall. Er würde gerne die Grunddaten eines Krefelder Generalverkehrsplanes liefern. Ziel könnte sein, den Ostwall autofrei zu machen und die Philadelphiastraße als Hauptverkehrsachse festzuschreiben.

Foto: Thomas lammertz

Strafzettel werden vom Bürger oft als nicht gerechtfertigt wahrgenommen. Die schlechte Stimmung, die mit einer Verwarnung verbunden ist, mischt sich mit dem komplizierten Vorgang ihrer Bezahlung: Kassen-Aktenzeichen, zu zahlender Betrag, 22-stellige IBAN müssen korrekt übertragen werden. Bei ausländischen Verkehrsteilnehmern stellt sich die Begleichung des Verwarngeldes wegen der sprachlichen Barriere noch schwieriger dar. Hier bietet die Krefelder Firma TraffGo Road GmbH in Zusammenarbeit mit der gerade an die Börse gegangenen Firma PayPal Hilfe an. Wer über ein PayPal-Konto verfügt, kann einen QR-Code benutzen, über den das unter das Wischerblatt geklemmte Knöllchen verfügt. Durch einen Scan des Codes mit dem Smartphone gelangt der Parksünder zunächst auf eine Empfangsseite, die alle fall- und zahlungsrelevanten Informationen zusammenfasst. Von dort geht es dann direkt auf das PayPal-Konto, mit dem der Betrag binnen Sekunden entrichtet werden kann. "Heute geht nichts mehr ohne Rechner", erklärt Firmengründer Joachim Wahle. "Das Internet und Smartphones sind längst Teil unserer Lebenswirklichkeit geworden, auch beim Bezahlen." Seitdem vor knapp einem Jahr die Stadt Kaiserslautern das System eingeführt hat, machen bereits zehn Prozent der Parksünder Gebrauch von diesem System, für das TraffGo Road gemeinsam mit der Stadt Kaiserslautern der "Best Practice Urban Telematics Award" verliehen wurde.

Vor 14 Jahren in Duisburg gegründet, siedelte die Firma 2005 nach Krefeld über. "Unser Start-Up ist in das Alter der Pubertät gekommen", scherzt Wahle. "In dieser Phase ist man besonders unruhig und erprobt Neues." Der promovierte Physiker hatte das Thema Transport und Verkehr für sich entdeckt, als er an der Uni Duisburg-Essen am Lehrstuhl des bekannten Verkehrsexperten Professor Michael Schreckenberg arbeitete. "Früher arbeiteten wir noch mit in den Asphalt eingelassenen Induktionsschleifen, mit den heutigen Informationssystemen wie Navigation und Handy sind wir schneller und präziser", erklärt Wahle. "Um bei einem Stau neue Staus zu vermeiden, müssen wir die Menschen also verteilen." Wahle weiß, dass in Deutschland 40 Millionen Nutzer Online sind, 20 Millionen nutzen Kreditkarten, 18 Millionen sind bei PayPal registriert. "Die Kommunen sollten über die Klippe springen und ein PayPal-Konto eröffnen. Unser System erleichtert und verbilligt den Bezahlvorgang," sagt der 44-jährige Neu-Hülser, der ursprünglich aus dem Sauerland stammt.

TraffGo Road bietet noch weitere nützliche Innovationen an. So ein Verkehrslage-Portal, das die Firma zusammen mit einer Firma aus Seattle entwickelt hat. Fünf Bundesländer haben die sekundenschnelle Erfassung und Weitergabe der schnell wechselnden Verkehrslage übernommen. Derzeit entwickelt die Firma für das Danish Road Directory ein landesweites schnelles Verkehrsinformationssystem. Die Stadt Köln bietet neuerdings von TraffGo Road mitentwickelte Handyparkbereiche an, in denen die nach Minutentakt tatsächlich geparkte Zeit per Monatsrechnung bezahlt wird, was den Kommunen Kosten erspart.

Wahle würde gerne die Grunddaten eines Krefelder Generalverkehrsplanes liefern, den Politik und Verwaltung aufstellen müssten, um den Krefelder Verkehr auf wenige Achsen zu bündeln, die dann bevorzugt zu unterhalten wären. "Mit den vielen kleinen Maßnahmen kommen wir vor dem Hintergrund der Haushaltssituation auf die Dauer nicht weiter", meint der Experte, der gerne den Ostwall vom Autoverkehr befreit und die Philadelphiastraße als große Verkehrsachse erhalten sähe.

(oes)
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