Aus Flammen gerettet Krefelder Kater Murphy auf dem Weg der Besserung

Krefeld · Nach einem Brand wurde Kater Murphy plötzlich berühmt: Das Foto des aus den Flammen geretteten Tieres wurde 150.000 Mal auf Facebook geteilt. Jetzt wird er aufgepäppelt.

Aus Flammen gerettet: Krefelder Kater Murphy auf dem Weg der Besserung
Foto: Evers Gottfried

Noch ist das Laufen eher ein mühsames Humpeln, wenn sich der junge Kater fortbewegen will. Kein Wunder, sind doch alle vier Pfoten mit dicken Verbänden umwickelt. Auch sonst sieht der rund fünf Monate alte Murphy arg mitgenommen aus. Das Feuer hat die Ohrspitzen versengt, auf dem Kopf klafft eine Wunde, der hintere Teil des Schwanzes fehlt. Dabei befindet sich der Kater schon auf dem Weg der Besserung.

Vor zweieinhalb Wochen war er bei einem Feuer in einer Mietwohnung an der Ecke Ostwall/ Alte Linner Straße fast verbrannt, hätte ihn nicht ein vorbeikommender Passant gerettet. Das Foto, wie der Krefelder Mike Sagebaum die schwer verletzte Katze im Arm hält, machte Murphy zu einer lokalen Berühmtheit - mehr als 150.000 Mal wurde das Foto bei Facebook geklickt. Seit gut zwei Wochen lebt der bekannteste Kater Krefelds nun bei Nicole Völler (52) in Kalkar am Niederrhein, die sich um ihn kümmert. Und gleichzeitig unterstützt sie damit ihre Tochter Kathrin, die Besitzerin von Murphy.

Kathrin Völler und ihr dreijähriger Sohn Elias sind auch nur ganz knapp dem Feuer entronnen. "Ich schlief auf dem Sofa, als mich Elias weckte", erzählt die 23-Jährige. In dem großen Zimmer, das sie als Wohn- und Schlafzimmer benutzte, habe es in einer Ecke stark gebrannt. "Ich öffnete die Augen und sah Feuer. Es war wie im Film. Ich schnappte mir Elias und rannte einfach raus", erzählt sie weiter. In Unterwäsche seien sie aus der Wohnung geflüchtet.

Keine Sekunde zu früh. Als sie aus der Wohnungstür in den Hausflur liefen, seien bereits Teile der Zimmerdecke heruntergekracht, schildert die junge Mutter. Nachbarn hätten sie dann nach draußen gebracht und ihr eine Decke gegeben. Erst dann habe sie gemerkt, dass ihre Katze noch in der Wohnung war.

Unter Schock stehend habe sie nicht mitbekommen, dass Mike Sagebaum in das brennende Haus rannte, um einem jungen Mann zur Hilfe zu kommen, der wegen der Flammen die Nachbarwohnung nicht verlassen konnte. Sagebaum trat die Tür ein und holte den Mann heraus.

Als er ein Kreischen hörte, ging er auch in die Wohnung von Kathrin Völler. Dort sah auf dem Boden ein zusammengerolltes Knäuel liegen. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass es der junge Kater war, der die Schreie von sich gab. Kathrin Völler sah noch, wie Sagebaum Murphy herausbrachte und sich um ihn kümmerte. Dann wurde sie mit einer leichten Rauchverletzung ins Krankenhaus gebracht, wo sie über Nacht blieb.

Das Feuer hat die Mietwohnung von Kathrin Völler vollständig zerstört, drei weitere Wohnungen wurden in Mitleidenschaften gezogen. Der Brandherd lag vermutlich in ihrer Wohnung. "Der Sachverständige hat eine technische Ursache ausgeschlossen", erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Krefeld gegenüber der RP. Ein Verursacher habe bislang nicht ermittelt werden können. Die Mieter im Haus seien als Zeugen vernommen wurden, nicht als Beschuldigte, erklärt der Sprecher weiter. Auch Kathrin Völler kann sich nicht erklären, wie es zu dem Feuer kam.

Während die Brandursache also noch untersucht wird, ist eins schon klar: Das Feuer hat die junge Mutter schwer getroffen. Denn sie war nicht versichert und hat ihren gesamten Besitz verloren. Besonders schmerze sie, dass Baby- und Ultraschallfotos sowie das Spielzeug und die Kleidung von Elias verbrannten - "die ganzen Erinnerungen an drei Jahre." Außerdem habe das Feuer verhindert, dass sie Anfang Oktober eine Lehrstelle im Einzelhandel beginnen konnte.

Der alleinerziehenden Mutter, die Arbeitslosengeld bekommt, fehlt es an allen Ecken und Enden. Da tun die Arztkosten für den Kater besonders weh. Alle zwei Tage werden die Verbände von Tierärztin Silke Parras, die sich sehr um den jungen Kater bemüht, gewechselt. Dazu kommen Medikamente und weitere Untersuchungen. Mehrere Hundert Euro an Arztkosten seien bislang entstanden, erzählt Völler. Das Tier wegzugeben, war aber nie eine Alternative. "Er gehört doch zur Familie", sagt sie bestimmt.

(RP)
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