Krefeld Krefelder Songwriter wandelt auf den Spuren von Wolf Biermann

Krefeld · Tim Linde hat den Rummel nach seinem Sensationsdebüt als Sänger und Musiker hinter sich gelassen. Vor drei Jahren stürmte der Krefelder aus Lindental mit dem Tauflied "Wasser unterm Kiel" für seine Tochter die Charts.

 Der Krefelder Tim Linde, der die ersten 19 Jahre seines Lebens in Lindental aufwuchs, kommt zu einem Konzert am Samstag, 3. März, in seine Heimatstadt Krefeld in die Friedenskirche. Dabei spielt er Stücke aus seinem neuen Album "Freigeister", das am 23. Februar in die Geschäfte kommt.

Der Krefelder Tim Linde, der die ersten 19 Jahre seines Lebens in Lindental aufwuchs, kommt zu einem Konzert am Samstag, 3. März, in seine Heimatstadt Krefeld in die Friedenskirche. Dabei spielt er Stücke aus seinem neuen Album "Freigeister", das am 23. Februar in die Geschäfte kommt.

Foto: TL

Bei Tim Linde klingen selbst Sätze über Sorgen und Gefahren leicht und schön. Der 41-jährige Krefelder sei ein überlegter Mensch, so charakterisiert ihn das Nachrichtenmagazin Focus. Und er hat die besondere Fähigkeit, Leute mit Inhalten zu unterhalten, für die sie nie einen Volkshochschulkursus gebucht hätten. Der Texter und Komponist, der seine ersten 19 Lebensjahre in Krefelds Stadtteil Lindental lebte, ist zweifacher Familienvater. Vielleicht macht er sich deshalb mehr Gedanken über die Zukunft, als andere. "In den vergangenen drei Jahren seit meinem Debütalbum ist so viel in der Welt passiert", sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Alles habe sich verschärft, die Lunte sei kurz, die Menschen genervt. "Mit meinen Liedern möcht ich ein stückweit eine Verbindung schaffen", betonte er.

Wenn er seiner Tochter in seinem Hit attestiert, dass sie geboren sei, um frei zu sein, dann will er dafür mit sorgen, dass sie auch so leben kann. In dem neuen Stück "Es braucht das ganze Dorf" thematisiert er den Drill der Jüngsten, der nur Funktionieren zum Ziel habe, damit Wirtschaft und Gesellschaft nicht ins Stottern geraten. Dabei sei Leben so viel mehr als Arbeiten, Pflicht und sich unterordnen. Er vermisst das Lachen der Kleinen und bilanziert, dass keiner der Erwachsenen im Kindesalter sich einen solch eng getakteten Alltag gewünscht hätte.

 Das Album "Freigeister" erscheint am 23. Februar. Es ist von Rene Münzer für Ear-Lab Music produziert.

Das Album "Freigeister" erscheint am 23. Februar. Es ist von Rene Münzer für Ear-Lab Music produziert.

Foto: Cover

Politisch à la Wolf Biermann wird's in Songs wie "Freigeister", "Kleines Ich" und "Großes Land" - eine Liebeserklärung an Deutschland, verbunden mit der Hoffnung und versehen mit der Aufforderung, etwas dafür zu tun, dass es frei und demokratisch bleibt. Der rote Faden des Albums sei, mehr Freigeist, weniger Zeitgeist, erklärte er. Der Krefelder aus dem Norden trug das Lied "Großes Land" beim Staatsakt zum 70-jährigen Bestehen des Bundeslandes Schleswig-Holstein vor und bekam großen Applaus.

Lieder wie "Brief an meine Eltern" und "Wir haben jetzt Hühner" sind stark autobiografisch. "Unsere Generation beschäftigt sich zunehmend damit, den immer älter werdenden Eltern so rechtzeitig die Fragen zu stellen, die uns auf der Seele brennen, oder die Missverständnisse zu klären, die im Raum stehen", sagte der 41-Jährige. Humorig geht's im Hühner-Song zu. Desillusioniert von den Skandalen der Lebensmittelindustrie, schafft sich Familie Linde Hühner an. Aus dem romantischen Ausflug auf den Bauernhof wird jedoch ein nüchterner Tierkauf. Die Hennen werden kopfüber in eine Box gesteckt, 38 Euro kassiert und wenige Minuten später bereits der Heimweg angetreten.

Linde besitzt das Talent, Sinnvolles in einfachen Worten zu einer Geschichte zu machen. Dass er dazu noch sehr gut singen und musizieren kann, macht die Platte zum Erlebnis. Live ist der Krefelder-Junge am Samstag, 3. März, in seiner Heimatstadt in der Friedenskirche zu hören. "Wer mich kennt, hört in dem Album auch viel Krefeld heraus. Denn es geht ja viel um Kindheit, Familie und Freunde. Meine Kindheit, meine Familie und meine besten Freunde sind alle untrennbar mit Krefeld verbunden. Aber natürlich ist auch der Norden, wo ich lebe, mit einem zwinkernden Auge bedacht", sagte Linde.

Sein Debüt-Hit "Wasser unterm Kiel" brachte ihn schlagartig an die Spitze der deutschen Songwriterszene. Der Song, den Linde seiner Tochter zur Taufe geschrieben hatte, schaffte es 2014 bei iTunes bis auf Platz zwei hinter Helene Fischers Megahit "Atemlos". Zahlreiche Menschen nutzen bis heute Lindes Zeilen, um sie Ihren eigenen Kindern und Enkeln mit auf den Lebensweg zu geben. Der Text des Liedes ist inzwischen in einem Schulbuch abgedruckt. Auch das dann folgende Album "Menschenverstand" wurde von Kritikern und Publikum gleichermaßen gelobt. Linde wurde bereits als "Reinhard Mey des neuen Jahrtausends" bezeichnet.

Ab Februar ist Linde mit seinem neuen Programm unterwegs. Er bedient kein Genre. Er hat den Acker selbst abgesteckt, den er nun so wunderbar zu bestellen versteht. Denn seine Musik ist Familienunterhaltung im besten Sinne. Er erreicht Erwachsene wie Kinder, Eltern wie Großeltern - keiner bleibt außen vor.

(sti)
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