Krefeld Krefelder Tafel an der Leistungsgrenze

Krefeld · 2017 werden auch Tausende Flüchtlinge das Hilfsangebot nutzen. Weihnachtswunschbaum-Aktion unterstützt die Tafel.

 Die Weihnachtswunschbaum-Aktion der Apotheken hilft der Krefelder Tafel in schweren Zeiten (v.l.): Irmgard Hausmanns, Birgit Nolte, Simon Krivec, Ulrich Kleina und Gregor Thissen halten die Sterne in den Händen.

Die Weihnachtswunschbaum-Aktion der Apotheken hilft der Krefelder Tafel in schweren Zeiten (v.l.): Irmgard Hausmanns, Birgit Nolte, Simon Krivec, Ulrich Kleina und Gregor Thissen halten die Sterne in den Händen.

Foto: Thomas Lammertz

Das neue Jahr wird die Krefelder Tafel vor große Herausforderungen stellen. Bislang versorgen die über 130 ehrenamtlichen Mitarbeiter rund 4000 Bedürftige mit Lebensmitteln oder warmen Mahlzeiten. Dazu sammeln sie täglich im Schnitt drei Tonnen Lebensmittel von Krefelder Unternehmen ein und verteilen diese an fünf Ausgabestellen im Stadtgebiet.

Sollten alle Krefelder Flüchtlinge wie geplant bis Ende des Jahres die Notunterkünfte in den Turnhallen verlassen haben, in denen sie bisher mit Essen versorgt wurden, und in eigene Wohnungen ziehen, werden auch sie höchstwahrscheinlich zu den Gästen der Tafel zählen. Eine Herausforderung für die Helfer. Denn selbst wenn nicht alle 3500 Flüchtlinge in Krefeld dieses Angebot in Anspruch nehmen sollten, ist für die Mitarbeiter der Tafel dennoch klar, dass mit einem erheblichen Mehrbedarf an Lebensmitteln zu rechnen sein wird.

"Unserem Vorsitzenden Hansgeorg Rehbein ist es wichtig, dass keine Zwei-Klassen-Gesellschaft entsteht. Dass die Flüchtlinge bedürftig sind, steht außer Frage. Wir werden also die Lebensmittel, die vorhanden sind, gerecht auf alle verteilen", betont die Vize-Vorsitzende Irmgard Hausmanns. Absehbar ist, dass die Lebensmittelspenden nicht im gleichen Maße zunehmen werden wie der Bedarf wächst.

Unmut über die Situation erleben die Ehrenamtler bereits jetzt und müssen immer wieder Wogen glätten, wenn sich ihre Stammgäste über die aus ihrer Sicht zu mageren Rationen beschweren. Erschwerend kommt hinzu, dass vermehrt ältere Mitarbeiter als Helfer ausscheiden, der Nachwuchs jedoch fehlt.

Umso wichtiger sind private Hilfsaktionen geworden - wie die Weihnachtswunschbaum-Aktion der Krefelder Apotheken, die zum dritten Mal Herzenswünsche der bei der Tafel registrierten Kinder erfüllt. Auch die Helfer dieser Aktion haben die deutliche Zunahme an Bedürftigen gespürt. So werden es statt der geplanten 860 Sterne, auf denen Kinder ihre Wünsche geschrieben haben, über 1000 sein, die ab morgen an Weihnachtsbäumen in 25 Krefelder Apotheken und in der Ostwall-Filiale der Deutschen Bank hängen.

"Es erfüllt einen mit Demut, die vergleichsweise bescheidenen Wünsche dieser Kinder zu lesen", sagt Simon Krivec von der Mühlen Apotheke in Fischeln, der die Aktion vor drei Jahren angestoßen hat. Zum zweiten Mal ist nun auch die Deutsche Bank mit im Boot. "Ich finde diese Aktion toll und hoffe, dass wir noch lange dabeisein dürfen", erklärt Filialleiter Gregor Thissen. Auch die Bankkunden hätten sehr positiv auf die erste Teilnahme reagiert. Viele Wünsche seien zudem von den Bankmitarbeitern selber erfüllt worden. Organisator Krivec liest einige der Kinderwünsche vor. Lara, zwei Jahre alt, hätte so gerne einen Teddybär. Sara, 8, wünscht sich einen warmen Schal und eine Mütze. Der zwölfjährige Nico träumt von einem Lederfußball, während Ahmed, 6, gern ein "schönes Playmobil-Set" hätte. Bis zu 20 Euro teuer darf der Kinderwunsch sein. Oft erleben es die Apotheker aber auch, dass ihre Kunden "ein bisschen mehr" ins liebevoll gestaltete Päckchen packen. Eine Nummer auf dem Paket garantiert, dass das Geschenk das richtige Kind erreicht. An der Tafel-Ausgabestelle, an der es registriert ist, wird die Gabe an die Eltern des Kindes weitergereicht. "Dahinter steckt schon ein enormer logistischer Aufwand, das denkt man so gar nicht", sagt Krivec. Und Birgit Nolte, Sprecherin der Apotheken, ergänzt: "Allein den Platz, den man braucht, um all die Pakete zu lagern, hat nicht jede Apotheke. Deswegen richten wir dort, wo es möglich ist, Sammelstellen ein." Wichtig für die Helfer ist, dass die verpackten Geschenke dort abgegeben werden, wo der Stern vom Baum genommen wurde. Alle Apotheken verpflichten sich, die Wünsche auf den Sternen an "ihrem" Baum zu erfüllen. An Weihnachten soll kein Kind auf seinen Wunsch verzichten - "und wenn ich die übrig bleibenden Wünsche aus eigener Tasche bezahlen muss", verspricht Krivec.

Die Aktion endet am 6. Dezember. Dann muss das eingepackte Geschenk an dem Ort abgegeben sein, an dem der Stern gepflückt wurde.

Diese Apotheken machen mit: Adler-Apotheke, Hochstr. 58; Apotheke am Moritzplatz, Hülser Str. 147; Apotheke Ponzelar, Südwall 2-4; Apotheke im LCC, Luisenplatz 6-8; Bären-Apotheke, Breslauer Str. 11; Bismarck Apotheke, Bismarckplatz 6; Brunnen Apotheke, Kölner Str. 526; Burg Apotheke, Hafenstr. 5; Eichen Apotheke, Hülser Str. 84; Einhorn Apotheke, Karlsplatz 2; Elisen Apotheke, Viktoriastr. 189; Engel Apotheke, Uerdinger Str. 1; Linden Apotheke, Forstwaldstr. 76; Linner Apotheke, Rheinbabenstr. 170; Löwen Apotheke, Krefelder Str. 53; Marien Apotheke, Hülser Markt 16; Mühlen Apotheke, Kölner Str. 566-570; Pluspunkt-Apotheke, Schwanenmarkt; Rathaus Apotheke, Uerdinger Str. 590; Regenbogen Apotheke, Hauptstr. 17; Rhein Apotheke, Traarer Str. 9; Rosen Apotheke, Ostwall 51; Schiller Apotheke, Uerdinger Str. 278; Stern-Apotheke, Hülser Str. 10; Vital-Apotheke, Schulstr. 1. Und: Deutsche Bank, Ostwall 131. Internet www.weihnachtswunschbaum-krefeld.de

(RP)
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