Krefeld Krefelder will Zeche kaufen

Krefeld · Der Krefelder Wolf Reinhard Leendertz liebt die unternehmerische Herausforderung: Als er das frühere Firmenareal der Vereinigten Seidenwebereien AG (Verseidag) erwarb, ahnte niemand, dass er das Areal mit Industriebauten des weltberühmten Architekten Ludwig Mies van der Rohes weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machen sollte. Jetzt steht der Geschäftsmann kurz vor dem Erwerb einer weiteren Perle unter den Immobilien am Niederrhein - Schacht 4 der Zeche Niederberg in Tönisberg.

Krefeld: Krefelder will Zeche kaufen
Foto: Kaiser Wolfgang

Der Krefelder Wolf Reinhard Leendertz hat alle Hände voll zu tun: In der Seidenstadt treibt er die Ausstattung des Kesselhauses an der Girmesgath zur Veranstaltungsstätte voran, und in Kempens Stadtteil Tönisberg bereitet er Kauf und Entwicklung des früheren Zechengeländes der Ruhrkohle AG (RAG) am Wartsberg vor.

Über die Zukunft des Geländes von Schacht 4 der Zeche Niederberg mit dem am weitesten westwärts gelegenen Förderturm des Ruhrgebiets wird in der Nachbarstadt schon lange gestritten. Der vierte von ehemals fünf Schächten ist das einzige noch komplett erhaltene Zeugnis einer imposanten Bergbau-Vergangenheit auf der Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn und Tönisberg. Die Frage des Denkmalschutzes musste Michael Groschek mit einem Ministerentscheid klären. Die RAG Montanunion war bereits im Besitz einer Abrissgenehmigung. Vor allem der Zechen-Förderverein mit seinem Vorsitzenden Peter Kunz hat sich über die Zeit seit der Schließung 2001 für den Erhalt stark gemacht.

RAG und Investor hüllen sich zum Stand der Vertragsverhandlungen weiterhin in Schweigen. Leendertz und dessen Architekt Georg van Houwald waren gestern telefonisch nicht zu erreichen. Nach Informationen der Rheinischen Post sollen aber alle zuletzt noch offenen Fragen mittlerweile geklärt sein. Es soll einen unterschriftsreifen Vertrag geben.

Trotz der zeitlichen Verzögerung ist Kunz optimistisch, dass das Werk gelingen kann. Im Vorfeld der jüngsten Mitgliederversammlung des Fördervereins hatte es endlich das lange erwartete Signal von Leendertz an die Zechenfreunde gegeben. Der Krefelder Unternehmer will demnach auch in Tönisberg Akzente setzen. Doch brauche alles noch etwas mehr Zeit als ursprünglich einmal gedacht.

Kunz ist aber froh, dass sich Leendertz weiterhin auch für die Ideen interessiert, die der Zechen-Förderverein gemeinsam mit dem Bezirksverband Krefeld-Viersen des Naturschutzbundes Nabu entwickelt hat. Diese Ideen sehen unter anderem einen so genannten Naturlehrpfad auf dem Zechengelände sowie eine Ausstellung zum Bergbau vor. Außerdem könnten sich auf dem Areal Handwerksbetriebe und Unternehmen ansiedeln, die umweltfreundlich arbeiten.

Wichtig bleibt aus Sicht von Peter Kunz, dass die RAG-Immobilientochter ihre Pläne für einen möglichen Abriss von Gebäuden weiterhin zurückgestellt hat. Gleichwohl wünscht sich Kunz, dass es möglichst bald zu einer Entscheidung kommt. "Desto früher die Übernahme durch den Investor gelingt, um so geringer können die Sanierungskosten gehalten werden", sagte er.

Was Kunz bedauert, ist die Tatsache, dass sowohl den Zechenfreunden als auch dem Nabu derzeit die Hände gebunden sind, wenn es beispielsweise darum geht, auszuloten, wo und welche Fördermöglichkeiten es für eine Entwicklung des seit Jahren still gelegten Zechengeländes gibt. Da wäre der neue Eigentümer aus Krefeld in jedem Fall zu beteiligen.

Bis Ende dieses Jahres läuft noch der Mietvertrag der Firma Naue mit der RAG. Den hat der Hersteller von Spezialfolien bekanntlich gekündigt, weil das Unternehmen seine Produktion am Naue-Hauptsitz in Espelkamp in Ostwestfalen bündeln möchte. Auch für die Naue-Gebäude hat Leendertz Interesse angemeldet. Sie spielen auch in den Überlegungen von Zechen-Förderverein und Nabu eine Rolle. Hier könnten neue Gewerbetreibende angesiedelt werden.

Peter Kunz und seine Mitstreiter sind sehr optimistisch, dass es in nächsten Zeit zum Eigentümerwechsel kommen wird.

(RP)
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