Krefeld Krefelderin ermittelt auf Spiekeroog

Krefeld · Für ihren fünften Mia-Magaloff-Krimi schickt Autorin Ingrid Schmitz ihre Heldin auf die Nordseeinsel. Ein Experiment.

 Die Krefelder Autorin Ingrid Schmitz vor dem Spiekerooger Inselcafé - einem Handlungsort ihres Krimis.

Die Krefelder Autorin Ingrid Schmitz vor dem Spiekerooger Inselcafé - einem Handlungsort ihres Krimis.

Foto: krimischmitz

Der eigene Krimi hat Ingrid Schmitz ganz schön in Spannung versetzt. Die Krefelderin schreibt seit 16 Jahren hauptberuflich Kriminalgeschichten und -romane. Sie gehört den Kriminalautoren-Vereinigungen "Mörderische Schwestern" und "Syndikat" an. Und ihre Ermittlerin Mia Magaloff klärt seit gut zehn Jahren in Krefeld und Umgebung Verbrechen auf. Ein routiniertes Team. Doch in ihrem fünften Fall betritt die Trödelmarkt-begeisterte Künstlerin Magaloff Neuland - und die Autorin mit ihr: Spiekeroog.

Der Krefelder Leporello-Verlag, in dem Schmitz seit Beginn an publizierte, ist an den niedersächsischen Krimiverlag Leda verkauft worden. "Deren Regionalkrimis spielen im Norden", sagt Schmitz. Weil viele "Tatorte" an der Nordsee bereits von Kollegen besetzt waren, hat die Krefelderin sich für die kleine Insel Spiekeroog entschieden. Ohne jemals dort gewesen zu sein. Und sie hat auf 265 Seiten zwei Leichen untergebracht, einen höchst seltsamen Einsiedler, mehrere verdächtige Insulaner, miese Immobiliengeschäfte, Liebeskrisen und handy-süchtige Teenager, die für den Kick, reißerische Bilder ins Netz zu stellen, jedes Gespür für Gefahr und Pietät ausschalten. Dazu kommt jede Menge Inselkolorit - aus Karten, Reiseführern und Internet recherchiert. Der "Spiekerooger Utkieker" stand, als sie das erste Mal nach Spiekeroog gefahren ist, erzählt die 60-Jährige. Das Experiment ist geglückt: "Ich habe vieles so vorgefunden, wie ich es beschrieben hatte, und bin auf sehr aufgeschlossene, warmherzige Menschen gestoßen." Im Inselcafé, in Kellnerin Suzana und vielen Details hat sie den realen Personen in ihrer erfundenen Geschichte ein Denkmal gesetzt. "Es macht mich stolz, dass ich da die richtigen Namen verwenden durfte", erklärt Schmitz.

Der Utkieker, der ihrem Roman den Titel gibt, ist das Wahrzeichen der ostfriesischen Insel: eine 3,50 Meter hohe Bronzeplastik eines nackten Mannes, der von der Aussichtsdüne aus übers Meer schaut, und die Insel beschützen soll. Schmitz' Utkieker ist ein Sonderling, der sich ebenfalls um die Menschen auf Spiekeroog sorgt. Als zwei Leichen am Strand gefunden werden, ist der Außenseiter für alle der Verdächtige Nummer eins. Nur Maja Magaloff, die hier Urlaub macht, hat ein Herz für den Kauz und glaubt an seine Unschuld. Wer die beiden Frauen getötet hat, warum ein großer Bauernhof abgefackelt wird und was es mit einem vermeintlichen Wunderwasser auf sich hat, das lästige Kilos purzeln lassen soll, erzählt Ingrid Schmitz mit Augenzwinkern aus der Perspektive der 50-jährigen Ermittlerin. Hier gibt es keinen Blutrausch, kein Schreckenszenario. Mia Magaloff ist eine Miss Marple vom Niederrhein, die mit gesundem Menschenverstand, Gespür und alltagstauglichem Witz die aus den Fugen geratene Welt wieder ein bisschen mehr ins Lot bringt. Nicht nur für Fans, die Mia seit 2006 begleiten, ist der "Utkieker" eine unterhaltsame Lektüre - auch wenn der Liegestuhl nicht am Nordseestrand, sondern auf dem heimischen Balkon steht.

(RP)
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