Krefeld Krefelderinnen simulieren UN-Konferenz

Krefeld · Zwei Krefelder Studentinnen werden an einer Simulation für eine Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York teilnehmen. Sie treffen sechs Tage lang 6000 junge Leute aus 39 Nationen. Das Ziel: Lernen, wie die Uno funktioniert.

 Maxi Leuchters.

Maxi Leuchters.

Foto: T.L.

Zu den aufwühlenden Momenten der Vorbereitung gehörte ein Besuch in der Berliner Botschaft von Haiti: "Wir waren sehr bewegt. Es gibt in diesem Land ein Ausmaß an Armut, das man sich kaum vorstellen kann", sagt Maxi Leuchters. Die 22-jährige Studentin aus Krefeld wird Haiti bei den Vereinten Nationen vertreten. Nicht real natürlich, sondern in einer großen Simulation: 6000 junge Leute aus 39 Nationen treffen sich im März in New York und spielen durch, was das ist: eine UN-Vollversammlung. Für Deutschland ist ein Team der Uni Münster dabei - dazu gehören zwei Krefelderinnen: Maxi Leuchters und Jana Jansen (20).

Leuchters hat in Krefeld als Vorsitzende der Krefelder Jusos erste Schritte in der realen Politik gemacht; seit sie in Münster studiert, musste sie das Amt niederlegen, ist der SPD aber weiter nah. Das Gespräch mit ihr driftet rasch zum Thema Vereinte Nationen - eine Organisation, die so etwas wie die Hoffnung der Welt auf Zusammenarbeit, globale Ziele und globales Recht darstellt, aber eben auch ein Gremium, in dem alles Verhandlungssache ist und im Menschenrechtsrat Menschenrechtsverletzer wie China, Saudi-Arabien und Kuba sitzen. Weder Leuchters noch ihre Mitstreiterin Jansen fahren dann auch als Naivlinge nach New York. "Ich finde es unheimlich spannend, die Prozesse erleben zu können, wie die UN arbeiten; man versteht dann einfach besser, warum einige Sachen nicht klappen", sagt Leuchters.

Wie das?

In der "Simulation" spielen 6000 junge Leute aus aller Welt eine UN-Vollversammlung durch. Jedes Team bekommt ein Land zugewiesen, das es vertreten muss - die 16-köpfige Delegation der Uni Münster hat Haiti zugewiesen bekommen und arbeitet sich gerade ein, wie sich ein Land wie Haiti in den Gremien der UN positionieren würde. Verkehrssprache in New York wird Englisch sein.

Ein für Haiti wichtiges Themenfeld ist etwa die "Addis Ababa Action Agenda", ein Plan, der Entwicklungsziele für die Welt bis zum Jahr 2030 formuliert hat und 2015 beim UNO-Nachhaltigkeitsgipfel verabschiedet worden ist. Es geht darum, die Volkswirtschaften der Welt nachhaltig zu entwickeln, also Armut zu bekämpfen, aber zugleich Klima und Umwelt zu schonen und zu schützen.

Natürlich gehört neben der sachlichen Arbeit auch das Treffen mit 6000 jungen Leuten aus aller Welt zu dem, was Leuchters und Jansen an der Simulation fasziniert. Beide haben sich in Münster zusammen mit 50 anderen um den Trip nach New York beworben. Leuchters studiert dort Politik und Recht, Jansen Politik und Wirtschaft; 16 Bewerber wurden genommen. Zur Bewerbung gehörten ein Motivationsschreiben und eine Begründung, warum ein Kandidat sich für geeignet hält.

Ein Punkt war sicher, dass die beiden die UN ungebrochen für eine Errungenschaft der Weltgemeinschaft halten - ohne blind für die Probleme zu sein. "Natürlich gibt es immer wieder hohe Erwartungen, die am Ende in einer stark verwässerten Version verabschiedet werden", sagt Leuchters, "aber es ist bereits ein Erfolg, wenn man überhaupt im Gespräch bleibt. Wenn Staaten anfangen, sich für Menschenrechtsverletzungen zu rechtfertigen, und versuchen, die Realität schönzureden, so ist das ein Zeichen dafür, dass die Menschenrechte eben doch global anerkannt sind. Keiner möchte öffentlich als Menschenrechtsverletzer dastehen." Die Vereinten Nationen", sagt Leuchters schließlich auch, "sind so stark, wie die Nationen sie machen".

(RP)
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